Die Tür - sie wurde kurzfristig ausgebaut. Schließlich sollten auch die Gäste im Nachbarraum des Gasthofs zum Stern erfahren, was bei der Nominierungsversammlung der Parteilosen Wählergruppe (PWG) geschieht. Erstmals würde sich der Geheimkandidat zur Bürgermeisterwahl am 28. April vorstellen, der sich neben Dirk Stumpe um eine Nominierung bewirbt. Dachten viele. Nur: Es tauchte keiner auf.
Fast 40 Menschen saßen auf die beiden Gasträume verteilt, 14 davon stimmberechtigte PWG-Mitglieder, aber auch einige Ehemalige und einfach nur Interessierte. Ein wichtiger PWGler fehlte: Jürgen Pfister war als Stellvertretender Bürgermeister bei der Römershager Bürgerversammlung gebunden.
Fritschka bestätigt: "Geheimkandidat" gibt es nicht mehr
Die Anwesenden bekamen ziemlich schnell mit, wer aus der bunten Gerüchteküche an Namen nicht als Geheimkandidat in Frage kommt. Roland Limpert, Kreisrat und früherer Stellvertretender Bürgermeister von Zeitlofs, wurde zum Versammlungsleiter bestimmt. Als solcher konnte der Eckartser nicht selbst nominiert werden, auch wenn er sich "meiner Heimatstadt sehr verbunden" fühlte.
Vorstandsmitglied Emanuel Fritschka betätigte sich dann schnell als "Partycrasher". Er bestätigte, dass es im Vorfeld "eventuell noch einen Kandidaten gab, den keiner gekannt hat". Dieser stehe aber nicht mehr bereit.
Heißer Kandidat sagte im Januar kurzfristig ab
Im Gespräch mit dieser Redaktion präzisierten die Vorstandsmitglieder Fritschka und Stumpe diese Angaben nach der Versammlung. Demnach gab es tatsächlich - wie jüngst in einer Pressemitteilung veröffentlicht - fünf Interessenten für die PWG-Nominierung. Für einen Kandidaten hätten sich Vorstand und Stadtratsfraktion sehr begeistert und am 25. Januar entschieden. Doch der zunächst willige Interessent habe nur einen Tag später abgesagt, „aus familiären Gründen", wie Fritschka sagte.
Danach habe sich ein weiterer Interessent ins Spiel gebracht - und selbst wieder aus dem Spiel genommen. Dem PWG-Vorstand habe er sich nicht vorgestellt. „Er war auch heute Abend nicht da", so der Professor. Konkrete Namen nennt keines der Vorstandsmitglieder.
Stumpe ursprünglich nicht erste Wahl als Kandidat
Wie dem auch sei: Dirk Stumpe, der ja bereits bei der Kommunalwahl 2020 antrat, war offensichtlich noch zu Jahresbeginn nicht erste Wahl der PWG-Oberen für eine erneute Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl. Noch vor wenigen Wochen äußerte er sich unentschieden, ob er nochmal antritt oder nicht. Durch die zwischenzeitliche Konkurrenz habe er aber wieder Feuer gefangen, sagte er dieser Redaktion.
Und so wurde der 49-Jährige von Claudio Kleinhans als einziger Kandidat vorgeschlagen - und von der 14 anwesenden Mitgliedern einstimmig für den Wahlkampf nominiert. Vorher - bei seiner Vorstellung - wählte er drastische Worte, was die eigene Vereinigung und seine Entwicklung nach der Wahl 2020 angeht.
Probleme und Grabenkämpfe in der PWG
Er bestätigte einerseits „geheime Gespräche mit geheimen Kandidaten hinter verschlossenen Türen". Auch sprach Stumpe von "Problemen" und einer "gewissen Ohnmacht" in der PWG, von „internen Grabenkämpfen".
Andererseits war der Bad Brückenauer stolz auf die zwischenzeitlich fünf Bewerber für eine Kandidatur. Er selbst hätte selbstverständlich hinter der möglichen Entscheidung für einen anderen Bürgermeisterkandidaten als ihm selbst gestanden.
Am Ende seien die angesprochenen Querelen nicht wirklich welche gewesen, denn: "Wir leben in unseren Reihen echte und ehrliche Demokratie, auch wenn es mal intern scheppert." Die PWG sei keine Partei; die Mitglieder wären nicht an Weisungen "von oben" gebunden. Jedes Mitglied entscheide eigenständig.
Aus Kommunalwahl 2020 viel gelernt
Zu sich selbst sagte Stumpe, dass er sehr viel aus der Wahl 2020 gelernt habe. Damals habe er gesagt, dass er nicht noch einmal antrete. Er habe in einer "Blase der Glückseligkeit gelebt", sei durch Angriffe auf sein geschäftliches und privates Leben "wirklich verletzt" gewesen. "Jetzt bin ich bereit, verletzbar zu sein, auch Stress, Wut und Ärger auszuhalten."
Zwischen 2020 und jetzt lägen unter anderem zwei Jahre Corona-Pandemie, mit drastischen Folgen für sein Geschäft. Er habe Lösungen finden müssen, um dieses wieder hochzubringen. Auch die Leidenschaft, das Interesse an den Themen, die die Menschen in Bad Brückenau beschäftigen, sei in den vergangenen vier Jahren wieder gewachsen. Er sei bereit, den nur neun Wochen kurzen, hoffentlich fairen Wahlkampf kämpferisch anzugehen.
Stumpe will Bürgermeisteramt "nicht erst in der Stichwahl" erringen
Dirk Stumpe will nach eigenem Bekunden "den Sitz im Rathaus nicht erst in der Stichwahl" erringen. Danach wolle er ein "Bürgermeister für alle" sein, der sich alle Meinungen anhört, egal von wem sie kämen. Auf eine entsprechende Frage von PWG-Mitglied Klaus Abersfelder antwortete der 49-Jährige: "Ich bin gesund und topfit." Dies sei unabdingbar, bei den anstehenden Aufgaben.
Am Ende zeigte sich Stumpe vom einstimmigen Beschluss der Mitglieder für ihn überrascht, auch weil es zuvor in der PWG "gescheppert" hatte.
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