Christopher Hanzlik hat nicht damit gerechnet, als Softwareingenieur in der Region Saale-Rhön einen Job zu finden. "Ich habe gedacht, meine Chancen stehen so bei fünf Prozent", erzählt der 31 Jahre alte Mellrichstädter. Würzburg wäre für ihn eine Alternative gewesen, oder zu 100-Prozent im Home-Office zu arbeiten. Am Ende hatte er Glück, und ist in Bad Kissingen fündig geworden. Hanzlik hat mit seiner Frau eine Zeit lang in München gelebt und dort auch die Ausbildung zum Programmierer gemacht. "Für uns war immer klar, dass wir dort nicht bleiben wollen. Wir sind keine Großstadtmenschen", betont er.
Das höhere Gehalt in der Metropole werde von den Lebenshaltungskosten und der Miete aufgefressen. Dazu der Trubel, der starke Verkehr und die langen Fahrzeiten im Auto. "Wir haben jährlich darauf gewartet, dass meine Frau versetzt wird und wir wieder zurück in die Heimat können", sagt er. 2019 hat das nach fünf Jahren geklappt. Über einen Umweg ist Hanzlik inzwischen bei dem Bad Kissinger Unternehmen Pro Care Management gelandet.
"Die meisten unserer Mitarbeiter sind in der Region verwurzelt. Zuletzt haben wir auch viele technische Berufe gut besetzen können", sagt Geschäftsführer Marcellus Scheefer. Pro Care Management ist kontinuierlich gewachsen und hat sich zum Hidden Champion gemausert - also zu einer Firma, die ihre Branche anführt, auch wenn sie darüber hinaus unbekannt ist. Vor 22 Jahren gegründet, ist das Unternehmen mit Sitz in der Kurhausstraße mit mehr als 90 Mitarbeitern und 3000 Kunden nach eigenen Angaben in Deutschland der führende Einkaufsdienstleister für Großverbraucher im Bereich Nahrungsmittel.
"Am Ende geht es um die Digitalisierung im Küchengewerbe. Kein Koch kommt mehr darum herum, mit digitalen Medien seine Küche zu verwalten", sagt Scheefer. Kunden sind vor allem Kliniken, Pflegeheime, Betriebsküchen und Caterer. Das können kleinere Einrichtungen sein, die im Jahr für 200 000 Euro Lebensmittel einkaufen. Es gehören aber auch Klinikverbünde, großen Pflegeanbieter und Personalrestaurants von Konzernen zum Kundenstamm , die jährlich weit über zehn Millionen Euro für Nahrungsmittel ausgeben. "Vor Corona hatten wir 460 Millionen Euro Umsatz, der über unser System gemanagt wurde", berichtet er. In der Pandemie sei das zwar zurückgegangen, durch die Ausrichtung auf Kliniken und Seniorenheime sei man aber weniger stark betroffen gewesen als mancher Mitbewerber.
Pro Care Management bietet seinen Kunden eine Software, mit denen die Küchenchefs und Einkaufsleiter in erster Linie Preise bei 1200 Lieferanten vergleichen und den Einkauf abwickeln können. Wo ist konventionelles Gemüse günstiger, was kostet der gleiche Artikel in Bioqualität, wie teuer ist das regionale Rindersteak im Vergleich zum Import aus Argentinien? "Unsere Kernidee war es, für andere den Einkauf zu erledigen", sagt Gründer und Geschäftsführer Udo Reppert. Zu Beginn wurde noch mit Excel-Listen gearbeitet, inzwischen beschäftigt Pro Care Management allein mehr als 20 Mitarbeiter in der Softwareentwicklung.
Diese betreuen das "easySuite" genannte Programm technisch und halten die Datenbank mit den 1,5 Millionen gelisteten Artikeln auf dem Laufenden. Christopher Hanzlik ist als Software-Architekt für das große Ganze zuständig. "Ich schaue, dass die einzelnen Module ineinandergreifen, dass sie gut zu warten sind und effizient laufen", erklärt er. Während andere Kollegen den Blick darauf haben, dass die Software für den Kunden einfach zu handhaben ist, achtet er darauf, dass die Technik sauber läuft.