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Bad Kissingen
Digitalisierung: Bad Kissinger Briefmarkensammler sorgen sich um ihr Hobby
Bedeutet die Einführung der digitalen Brieffreimachung das Aus für die klassische Briefmarke? Bad Kissinger Briefmarkensammler diskutieren über die Zukunft ihres Hobbys.
Bedeutet die Einführung der digitalen Brieffreimachung das Aus für die klassische Briefmarke? Bad Kissinger Briefmarkensammler diskutieren über die Zukunft ihres Hobbys. Symbolfoto: Gerd Schaar/Archiv       -  Bedeutet die Einführung der digitalen Brieffreimachung das Aus für die klassische Briefmarke? Bad Kissinger Briefmarkensammler diskutieren über die Zukunft ihres Hobbys. Symbolfoto: Gerd Schaar/Archiv
| Bedeutet die Einführung der digitalen Brieffreimachung das Aus für die klassische Briefmarke? Bad Kissinger Briefmarkensammler diskutieren über die Zukunft ihres Hobbys. Symbolfoto: Gerd Schaar/Archiv
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 17.08.2022 11:45 Uhr

Die Deutsche Post bietet künftig zur Frankierung der Briefpost eine digitale Alternative an. Statt eine Briefmarke auf den Umschlag zu kleben, ruft man über eine spezielle App einen Code ab und notiert diesen auf dem Umschlag. Wird es in Zukunft also wohl keine Briefmarken mehr geben? Bedeutet die Einführung der digitalisierten Brief-Freimachung 180 Jahre nach Ausgabe der ersten Briefmarke der Welt (der britischen One Penny Black am 1. Mai 1840) das Aus für die Philatelie ? Das Aus wurde ihr ja auch bereits vor 50 Jahren bei Einführung der Automatenmarken vorausgesagt.

"Wenn es in Zukunft keine Neuerscheinungen mehr geben wird, werden wohl bald noch mehr Sammler ihr Hobby aufgeben", fürchtet jedenfalls Dietmar Feist. Der Pensionär und leidenschaftliche Briefmarkensammler hat nicht nur selbst eine umfangreiche Sammlung, sondern er sammelt mit seinem ökumenischen Briefmarkenteam Hammelburg/ Bad Kissingen seit 20 Jahren gleich kiloweise gebrauchte Postwertzeichen aller Art. Diese verkauft er dann über das Internet an Philatelisten im ganzen Bundesgebiet und spendet den Erlös in der Adventszeit für gemeinnützige Zwecke. Als Nachweis für seinen Pessimismus erinnert er an die Euro-Einführung im Januar 2002. "Damals sank die Zahl der Deutschland-Sammler um 30 Prozent."

Positiver blickt dagegen Otto Baumann, Schriftführer des Bad Kissinger Briefmarken-Sammler-Vereins, in die Zukunft. Die Zahl der Sammler werde zwar abnehmen, da es an jugendlichem Nachwuchs mangelt. "Aber Briefmarken wird es auch weiterhin geben", ist er überzeugt. Zumal sei nicht jeder Postkunde gewillt, eine solche App zur Frankierung seiner Briefpost zu nutzen. "Wie es in 50 Jahren aussieht, weiß ich natürlich nicht." Doch so schnell werde die Briefmarke nicht abgeschafft, ist Baumann zuversichtlich. Schließlich verdient die Deutsche Post ziemlich gut am Verkauf ihrer jährlichen Neuausgaben an Sammler in aller Welt.

Ähnlich sieht es auch Heinz Stempfle, seit fast 70 Jahren der Sammelleidenschaft verfallen und seit 43 Jahren Vorsitzender des Kissinger Vereins ist. Auch wenn es im eigenen Verein am Nachwuchs mangelt und die verbliebenen zwei Dutzend Mitglieder alle über 65 Jahre alt sind, glaubt Stempfle an ein Überleben der Philatelie . "Der Mensch ist von Natur Jäger und Sammler." Man brauche sich nur die Jahresumsätze der großen Briefmarken-Auktionshäuser anzuschauen. "Die gehen doch in die Millionen."

Schon vor 50 Jahren, als in Frankreich die ersten Automatenmarken aufkamen, die später auch von der Deutschen Post eingeführt wurden, sahen viele das Ende der Philatelie kommen. Stattdessen wurde daraus ein neues Sammelgebiet. Vielleicht mag ja "in ferner Zukunft" die klassische Briefmarke abgeschafft werden, will Stempfle nicht ausschließen. Vielleicht wird auch die Zahl der Sammler weiter abnehmen, da zumindest in Deutschland derzeit immer weniger Jugendliche für die Philatelie zu begeistern sind. Doch kann diese auf den ersten Blick negativ erscheinende Entwicklung auch zu einem positiven Ergebnis führen: Durch Aufgabe und Vernichtung von Sammlungen würde sich langfristig der Bestand der im weltweiten Sammlermarkt vorhandenen Briefmarken langfristig verringern und dadurch könnte auf lange Sicht der Wert einzelner Marken steigen. Diese Wertsteigerung könnte letztlich die Philatelie in weiter Zukunft als Hobby wieder attraktiver werden lassen. Doch wie sich die Deutsche Post in Zukunft auch entscheiden mag: "Das Briefmarken-Sammeln wird weitergehen", ist Heinz Stempfle fest überzeugt.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    auch wenn man selbst keine Briefmarken sammelt macht es doch immer wieder Freude eine schöne Briefmarke auf die Postkarte oder einen Brief kleben zu können.
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