
Der Pastorale Raum Bad Kissingen erprobt neue Ansätze, um die Ewige Anbetung in neuen Formen zu gestalten. Im Gespräch mit dieser Redaktion erläutert Pfarrer Gerd Greier die dahinterstehenden Überlegungen und betonte: „Es geht nicht darum, alt bewährtes über Bord zu werfen.“
Vielmehr sollen die klassischen Formen parallel zu neuen Ansätzen bestehen bleiben. Es sei wichtig, dass sich neue Ideen entwickeln, die den Glauben stärken und den Sinn der Anbetung unterstreichen.
Oktober: Monat des Gebets
Im Oktober bietet sich in den verschiedenen Gemeinden nahezu täglich die Gelegenheit, Anbetung und Gebet neu zu entdecken. Pfarrer Greier bezeichnet diesen Monat als „Monat des Gebets “ im Pastoralen Raum Bad Kissingen. Die Erkenntnisse, die in dieser Zeit gesammelt werden, fließen in das Projekt zur Neugestaltung der Ewigen Anbetung im Bistum Würzburg ein, das derzeit ebenfalls nach praktikablen und angemessenen Formen für die Gemeinden sucht.
Zu den Angeboten im Pastoralen Raum Bad Kissingen zählen unter anderem Taizégebete, Sonnenaufgangsfeiern, Morgenlob, Sterngucker- und Lobpreisgottesdienste, getanztes Gebet , Anbetung mit der Fa-Go-Band „Shalom“, Kinderkirche, Auszeiten für die Seele sowie Rosenkranzandachten, Nachtgebete, Lichtfeiern, Zeiten der Stille und Meditation.
Würzburg sucht neue Formen
Ewige Anbetung ist eine gängige Form der katholischen Eucharistieverehrung, bei der das eucharistische Brot, in dem Christus gegenwärtig ist, in einer Monstranz auf dem Altar präsentiert wird. Die Gläubigen sind zu Betrachtung und Gebet sowie einer persönlichen Beziehung zu Christus eingeladen. Pfarrer Greier fasst zusammen: „Die ursprüngliche Idee hinter der Ewigen Anbetung war es, die Gegenwart Gottes, insbesondere im Heiligen Brot, wachzuhalten.“
Im Bistum Würzburg gibt es eine Gebetsordnung, nach der an jedem Tag im Jahr in einer anderen Gemeinde des Bistums Ewige Anbetung stattfindet. Nachts wird das Gebet in den Klöstern fortgeführt. „Die Idee war gut, und die Umsetzung hat in der Vergangenheit ganz gut funktioniert. Doch die Zeiten haben sich geändert“, so Pfarrer Greier.
Heute existiere der Gedanke existiert nur noch auf dem Papier. Dies sei auch in Würzburg erkannt worden. In der Dekanekonferenz wurde eine Projektphase eröffnet, um neue Formen zu finden, damit das Anliegen des ständigen Gebets nicht verloren geht.
Neue Wege bei Ewiger Anbetung gehen
Unabhängig davon haben sich im Pastoralen Raum Bad Kissingen bereits seit einigen Jahren Haupt- und Ehrenamtliche Gedanken gemacht, wie die Ewige Anbetung neue Akzeptanz gewinnen und neue Formen erfahren könne. Die bisherigen Formen waren oft nicht mehr angemessen, erinnert Pfarrer Greier an Aussetzungen, die kurz vor einer Messe hastig vorgenommen wurden und an eilig abgelesene Texthefte. „Das ist nicht wirklich würdig.“
„Deswegen haben wir uns im Vernetzungstreffen rund um Liturgie und Gottesdienstordnung mit Ehrenamtlichen aus unseren Orten dazu entschieden, neue Wege zu gehen.“
Bisher waren die Tage der Ewigen Anbetung im Pastoralen Raum auf die Monate September und November verteilt. Um keine Gemeinde zu bevorzugen oder zu benachteiligen, wurde beschlossen, den Monat Oktober als „Monat des Gebets “ zu wählen.
Die Ideen kommen von den Ehrenamtlichen
Es folgten Treffen, um Ideen zu sammeln. Pfarrer Greier erinnert sich: „Bei unserem Treffen sprudelten die Ideen, wie wir diesen Monat gestalten können – von vertrauten Gottesdienst- und Gebetsformen bis hin zu völlig neuen Formaten, vom gemeinsamen Beten, Singen und Feiern bis hin zum persönlichen Gebet und Beten lernen.“
Wichtig war ihm, dass die Ideen von den Menschen aus den Gemeinden entwickelt und nicht von den Hauptamtlichen vorgegeben werden. „Es waren wirklich geisterfüllte Treffen“, schwärmt er von der Kreativität und dem Ideenreichtum. So entstand ein Programm, das klassische Formen mit neuen Ideen kombiniert. Gleichzeitig soll der Gebetsmonat dazu ermutigen, über die Kirchtürme hinaus im gemeinsamen Gebet zu vernetzen.
Reflexion notwendig
Greier betont ausdrücklich, dass es sich um eine Experimentierphase handelt. Natürlich werde reflektiert, welche Angebote gut angenommen wurden oder weniger Zuspruch fanden. Es sei ein Entwicklungsprozess, wie im Pastoralen Raum in den kommenden Jahren die Ewige Anbetung gestaltet werden soll.
Es gibt auch Kritik
Greier weiß, dass es Menschen gibt, die sich mit neuen Wegen schwertun – sei es aufgrund der zeitlichen Verlegung in den Oktober oder der Erweiterung der Ewigen Anbetung hin zu anderen Formen.

In Ebenhausen etwa wurde ein Trauerflor vor der Kirche angebracht: „Wir trauern um die Abschaffung unserer alljährlichen Ewigen Anbetungstage.“ Pfarrer Greier stellt klar: „Wir schaffen die Ewige Anbetung nicht ab. Wir möchten sie mit neuem Leben erfüllen.“
"Gott ist immer gegenwärtig"
Er betont zudem, dass die Ewige Anbetung kein von Jesus eingesetztes Sakrament ist. Ab dem 10. Jahrhundert entwickelte sich in Klöstern die Tradition, in einer Kapelle den Leib Christi in Gestalt der Hostie zu verehren.
Aus der Gebetsform der Anbetung entstand die Ewige Anbetung vor dem in der Monstranz ausgesetzten Altarssakrament. Um die Präsenz Christi in der Welt ständig gegenwärtig zu halten und sich immer daran zu erinnern, wurde die Anbetung zu jeder Tages- und Nachtstunde eingeführt.
In Deutschland wurde das ewige Gebet im 18. Jahrhundert eingeführt, als Reaktion auf die Säkularisation , die einen Umbruch in der Kirche bedeutete.
Greier betont: „Gott ist immer gegenwärtig. Auch vor dem verschlossenen Tabernakel kann ich anbeten. Und wo ich bin, ist Gott da. Beten kann ich überall, jederzeit, in jeder Situation.“
Die Termine sind im aktuellen Pfarrbrief und auf der Homepage des Pastoralen Raums zu finden: katholischekirchebadkissingen.de
