Fürstlichen Ausblick genießen die Mitarbeiter der Polizeiinspektion Hammelburg. Ihr Blick fällt aus dem Kellereischloss mit seinen hohen Räumen in saftig grüne Saaleauen, überragt von Schloss Saaleck. Ein i-Tüpfelchen ist der erhabene Sandstein-Balkon im XXL-Format.
„Das Ambiente ist schon super“, sagt Inspektionsleiter Alfons Hausmann. Was aber nicht bedeutet, dass sich die Beschäftigten während der Arbeit königlich amüsieren. Für den Genuss der Aussicht bleibt kaum Zeit. In den Diensträumen gewöhnlichen Zuschnitts dominiert schlichte Behördeneinrichtung.
Die nüchterne Nutzung des Westflügels ermuntert Städteplaner Hartmut Holl (Würzburg) zu Gedankenspielen. Er bringt im Rahmen seines städtebaulichen Entwicklungskonzepts eine Verlagerung der Polizeiinspektion ins Gespräch.
So würde die Stadt einen repräsentativen Festsaal gewinnen. Holl gerät ins Schwärmen: „Die Fürstäbte wussten , warum sie sich hier niedergelassen haben.“ Noch toppen ließe sich der touristische Wert des Schlosses durch Überplanung des westlichen Stadtrandes samt Bleichrasen-Parkplatz.
Er sei nicht alleine auf die Idee gekommen, unterstreicht Holl. Sie ist in den Arbeitskreisen unter Beteiligung von Einwohnern geboren worden. Bei der Immobilienverwaltung des Freistaates Bayern fand er mit der Initiative bei ersten Erkundigungen kein Gehör.
Für Gesprächsstoff sorgt Holl mit seinem Vorstoß bei den örtlichen Polizisten. Polizeichef Alfons Hausmann hat nach dem Bekanntwerden sogar schon mal an den Zwischenwänden im Schloss geklopft, um die Chancen für einen Saal zu prüfen. „Alles ziemlich massiv“, schmälert er Hoffnungen, hier seien viele Wände einfach zu entfernen. Wenig ist Leichtbau und könnte zur Schaffung eines großen Raumes weichen. Es käme wohl ein Saal im Format des städtischen Sitzungssaales heraus.
Gegen einen Umzug der Polizei spreche auch ihre günstige Lage in der Stadt. Hier ist man von Bürgern leicht zu erreichen. „Außerdem zeigen wir beim Ein– und Ausfahren Präsenz in der Innenstadt“, sieht Hausmann einen weiteren Vorteil. Beim Ausrücken mit Blaulicht sei man rasch auf übergeordneten Straßen, ohne großartig Wohngebiete zu queren. Besser ginge es kaum. Geschätzt wird auch die Sicherheitslage im ersten Stock hinter den dicken Mauern. Auf 650 Quadratmetern seien die gut 30 Mitarbeiter sinnvoll untergebracht. Auch daran erinnern die Beamten: Es sei die Stadt selbst gewesen, die 1977 den Umzug der Polizei aus dem Ostflügel (zur Kirchgasse hin) in den Westflügel veranlasst habe. Damals habe die Aussicht keine Rolle gespielt.
„Utopisch“ nennt Bürgermeister Ernst Stross die Schaffung eines Festsaales im Kellereischloss. Bereits jetzt zahle die Stadt jährlich 55 000 Euro Miete an den Freistaat für die Stadtbücherei, die Tourist-Information und Sitzungssaal, die im Roten Schloss untergebracht sind.
Es gebe in der Stadtverwaltung Überlegungen, lieber weniger als noch mehr Räume teuer anzumieten. Fraglich sei, wo die Besucher für den Festzahl herkommen. Schließlich gebe es ja auch noch den Saal der Musikakademie mit städtischen Unterhaltsverpflichtungen sowie das Heinrich-Köppler-Haus.
Holl schließt nicht aus, dass sich irgendwann Unterstützer für seinen Vorschlag finden. Sein Auftrag sei es, in Perspektiven zu denken.