Die Luft über dem Roßbacher Forst bei Zeitlofs – sie scheint wertvoll zu sein. Zumindest, wenn sie sich per Rotor in Strom und damit in Geld verwandeln lässt. Neben der „€-Co-Partner Peter Richnow, Klaus-Dieter Giese Co. GbR“ wollen weitere Interessenten einen Windpark im großflächigen Waldgebiet verwirklichen. Wobei zwei im Landkreis durchaus bekannt sind.
Bei den beiden neu dazugestoßenen Interessenten handelt es sich um die R3 Regional-Energie GmbH aus Münnerstadt und den Weißenbacher Alfred von Thüngen. Das bestätigt Zeitlofs’ Bürgermeister Matthias Hauke auf Nachfrage.
Zwei Besuche von Projektentwicklern im Rathaus
Die R3-Geschäftsführer Norbert Schmäling und Gunter Häckner hätten ihn Ende Oktober im Rathaus besucht – wenige Wochen, nachdem Projektentwickler Peter Richnow aus dem brandenburgischen Eberswalde da gewesen sei. Mit von Thüngen steht Hauke seit Monaten immer mal wieder in Kontakt.
Wobei der Adelsspross aus Weißenbach sich keineswegs als Projektentwickler sieht, dafür als „Eigentümer von Flächen, die im Zusammenhang mit einem Windpark diskutiert werden“. Ihm und seinem Onkel Hans-Karl von Thüngen würden auch die Mittel fehlen, solch ein Großprojekt zu finanzieren.
Schlangestehen der Projektentwickler
Bei ihm haben sich bestimmt zehn Windpark-Projektierer aus ganz Deutschland gemeldet, darunter vor zwei Jahren Peter Richnow, informiert Alfred von Thüngen. Er und sein Onkel hätten bisher keinerlei Verträge über die Nutzung Thüngenschen Besitzes im Roßbacher Forst für einen Windpark unterschrieben. Er wisse aber von einem anderen Eigentümer, der einen Vertrag geschlossen habe.
Ohnehin hat der Weißenbacher nach eigenen Worten anderes im Sinn, als mit einem Projektentwickler oder Investor von außerhalb zusammenzuarbeiten. Vielmehr wolle er, dass die Wertschöpfung des Windparks vor Ort bleibt, dass die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden und die lokale Wirtschaft etwas davon hätten.
Hoffen auf das Regionalwerk
Wie das aussehen könnte, dafür besitzt Alfred von Thüngen noch keine konkreten Pläne. Hoffnungen setzt er aber auf das gerade entstehende Regionalwerk. Darin sollen sich die 26 Städte und Gemeinden des Landkreises Bad Kissingen, Kreisverwaltung und Stadtwerke zusammenfinden. Über gemeinsame Projekte wollen sie so die Wertschöpfung aus sogenannter grüner Energie in der Region halten.
Norbert Schmäling und Gunter Häckner sehen sich mit ihrer R3 Regional-Energie GmbH in der Lage, genau das zu tun. Seit mehr als zehn Jahren entwickeln sie laut eigener Internetseite Windparks und Photovoltaik-Anlagen in Bürgerhand.
Dienstleister für Städte und Gemeinden
„Wir verstehen uns nicht als klassischer Projektentwickler, sondern ausschließlich als Dienstleister für Gemeinden und Städte, da nach unserem Verständnis der Betrieb von Energieerzeugungsanlagen in die Hände der jeweiligen Kommunen gehört, so dass die Gewinne aus dem Betrieb über die gesamte Lebensdauer vollständig den Kommunen und damit allen Gemeindemitgliedern zugute kommen“, heißt es da weiter.
Die Wertschöpfung solle eben nicht aus der Region abfließen. Genauere Vorstellungen will Gunter Häckner demnächst im Gespräch mit dieser Redaktion offenbaren.
15 Pachtverträge mit drei Eigentümern
Die neue Konkurrenz schmeckt dem externen Projektentwickler Peter Richnow natürlich wenig. Der 69-Jährige glaubt aber, dass sich sein Konzept durchsetzen wird. Immerhin habe er schon mit drei Eigentümern insgesamt 15 Pachtverträge über 20 bis 30 Jahre auf Flächen im Roßbacher Forst geschlossen. Zudem würden die Mitbewerber nicht über die Erfahrungen aus dem Wasserstoffkompetenzzentrum Baruth in Brandenburg verfügen.
Richnow plant eine Wasserstoffproduktion in Bad Brückenau, die mit Strom aus den 19 Windkraftanlagen seines „Grünstromwerkes Roßbacher Forst“ betrieben wird. Die Stadtwerke in der Stadt an der Sinn möchte der Brandenburger als Partner gewinnen.
Wasserstoff interessant für Stadtwerke
Deren Geschäftsführer Torsten Zwingmann sieht in dem Windpark-Projekt „eine Chance für Bad Brückenau“. Das Thema Wasserstoff sei auch von der Förderung her ganz interessant.
Die Stadtwerke verfügen laut Zwingmann über ein Gasnetz, das als Verteiler für Wasserstoff in die Haushalte dienen könnte. Mit den drei Interessenten für einen Windpark habe er gesprochen. Allerdings will der Geschäftsführer erst mal die weitere Entwicklung abwarten.
Zeitlofser Bürgermeister will mitgestalten
Genau das will Matthias Hauke nicht tun. Zeitlofs ist eigentlich außen vor, weil die potenziellen Windpark-Flächen im gemeindefreien Gebiet liegen. Doch der Bürgermeister will ein mögliches Windkraft-Projekt lieber begleiten, gestalten und lenken, als sich ihm zu verweigern.
Dafür setzt er aufs Regionalwerk. „Wir müssen mit den Flächeneigentümern eine verträgliche Lösung finden, damit der Windpark nicht so drastisch wird.“
Mehr zum Windpark-Projekt im Roßbacher Forst lesen sie hier: