
41 Mietshäuser besitzt die Wohnungsbaugenossenschaft in Hammelburg. Heißt: In 351 Wohneinheiten finden auf ungefähr 22.000 Quadratmetern Fläche 750 Mieterinnen und Mieter Platz. "Das entspricht ungefähr elf Prozent der Bevölkerung in der Kernstadt", verdeutlicht Vorstandsmitglied Marco Lummel.
Und: Zusätzlich zu den eigenen Wohnungen verwaltet die Hammelburger Genossenschaft inzwischen noch knapp 200 weitere Einheiten – von Hammelburg über Schweinfurt bis nach Nürnberg. Um diese Menge an Arbeit bewältigen zu können, sind Tag für Tag vier Vollzeit- und drei Teilzeitangestellte, sowie vier Minijobber im Einsatz. "In unserer alten Geschäftsstelle hatten wir nur drei Schreibtische, die haben einfach nicht mehr ausgereicht", erklärt Lummel das Problem.
Neubau der Wohnungsbaugenossenschaft in der Friedhofstraße
Bereits im Dezember 2021 habe er deshalb bei einer Vorstandsitzung angeregt, in naher Zukunft über eine Erweiterung der Geschäftsstelle nachzudenken. Die ehemaligen Räume in der Adolf-Kolping-Straße aufzustocken, sei nicht möglich gewesen. "Wir hätten auch Wohnraum umwandeln können, das ist aber natürlich nicht Sinn und Zweck der Sache."
Relativ schnell sei also die Entscheidung für einen Neubau auf dem 2017 gekauften Grundstück in der Friedhofstraße gefallen. "Dort hat es sich einfach angeboten, das auf der Fläche bestehende Gebäude war sowieso sanierungsbedürftig", erklärt Lummel. Auch Architekt Marcus Seifert bestätigt: "Das Wohnhaus war baufällig und hat für die neu geforderte Raumsituation eines zeitgemäßen Büros nicht mehr getaugt."
Erdgeschoss steht direkt an der Grundstücksgrenze
Im September 2023 wurde dann, nach Abschluss aller Planungen, mit dem Abriss des bestehenden Einfamilienbungalows gestartet. Da das frühere Wohnhaus direkt auf der Grundstücksgrenze stand, durfte auch das neue Bürogebäude wieder am Rand errichtet werden.

Die einzige Vorgabe: "Im alten Haus waren in der Grenzwand Fenster eingebaut, das war früher so üblich. Nach den neuesten Vorschriften ist das aber nicht mehr zulässig", erklärt Seifert. Für den Neubau in der Friedhofsstraße habe das bedeutet: Die Wand musste als Brandwand, also geschlossen und ohne Fenster hergestellt werden.
Ein weiteres Problem: "Aufgrund des geforderten Raumprogramms des Bauherren war es notwendig noch ein Obergeschoss zu errichten. Dieses Obergeschoss musste aber aufgrund der Abstandsregelungen der Bayerischen Bauordnung drei Meter von der Grenze abgerückt werden." Und auch diese musste, laute Seifert, in Abstimmung mit dem Landratsamt, aufgrund des Nachbarschutzes ohne Fenster ausgeführt werden.
Erd- und Obergeschoss sind leicht versetzt
"Es entstand deshalb aus diesen Zwängen zuerst einmal ein schlichter zweigeschossiger Baukörper, bei dem ich das Obergeschoss um die drei Meter zum Erdgeschoss versetzt habe", erklärt der Architekt. Zusätzlich habe er den Baukörper im Erdgeschoss ausgeschnitten, um durch das übergreifende Obergeschoss einen großzügig überdachten und klar erkennbaren Eingangsbereich zu schaffen.
"Das Obergeschoss haben wir dann noch um weitere 40 Zentimeter über das Erdgeschoss herausgeschoben, somit wirken die Baukörper stärker gegliedert und vor allem das Obergeschoss gewinnt an Leichtigkeit."
Energieeffiziente Bauweise in Hammelburg
Gebaut wurde die Geschäftsstelle klassisch in Massivbauweise. Heißt: mit 42,5 Zentimeter dicken, verputzten Mauerwerkswänden aus Leichthochlochziegeln. Die Decken bestehen aus Stahlbeton, die mit einem Foliendach abgedichtet wurden.

"Die Flachdächer wurden extensiv begrünt. Hiermit wird Regenwasser gespeichert und zurückgehalten." Zudem wirke sich die Begrünung positiv auf den sommerlichen Hitzeschutz aus, das Gebäude heizt sich also weniger stark auf.
Durch die kompakte Bauform sowie die Gebäudedämmung erreicht die neue Geschäftsstelle die Anforderungen für ein sogenanntes klimafreundliches Nichtwohngebäude in der Effizienzklasse 40. "Weiterhin erreichen wird durch den Einsatz einer Luftwasser-Wärmepumpe kombiniert mit dem Einsatz einer PV-Anlage das Qualitätssiegel 'Nachhaltiges Gebäude Plus'", erzählt Seifert. Durch diesen konsequenten Einsatz der erneuerbaren Energie werde eine Autarkie von circa 80 Prozent angestrebt.
Verwaltung und Technik nun unter einem Dach
Mittlerweile sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die neue Geschäftsstelle umgezogen, ganz abgeschlossen sind die Arbeiten aber noch nicht. "Das Erdgeschoss wird noch mit einer Holzverschalung aus heimischer Douglasie verkleidet", berichtet der Architekt. Und auch an den beiden bestehenden Gebäuden hinter der Geschäftsstelle sind noch Arbeiten geplant.
"Das Zwischengebäude nutzen wir als Lagerfläche, in der Lagerhalle hintendran stehen aktuell die Geräte der Wohnungsbaugenossenschaft", berichtet Marco Lummel. Hier seien unter anderem noch die Erneuerung des Daches, der Fenster sowie der Fassade geplant. "In der neuen Geschäftsstelle sind nun Verwaltung und Technik unter einem Dach", freut sich der Vorstandsvorsitzende abschließend.