Der Samstag vor dem Muttertag ist „Spargel-Tag“ für die Kissinger und ihre Gäste. Verantwortlich dafür ist der Verein der Kissinger Köche, die mit einer ganzen weißen Brigade parat stehen und den Spargel in vorzüglicher Weise für das sonntägliche Vergnügen vorbereiten.
Diesmal hatten die Mannen um „Chef-Koch“ Erich Matejsek 650 Kilogramm frischen fränkischen Spargels geordert, der dann bis 13 Uhr über die aufgestellten Biertisch-Garnituren am Alten Rathaus verkauft wurde. Damit das alles zügig und ohne lange Wartezeiten geht, standen knapp 20 Männer und Frauen in Weiß parat, unter die sich auch stellvertretende Landrätin Magdalena Dünisch für zwei Stunden mischte. Doch nicht nur das Schälen konnten die Gäste bestaunen; sie konnten auch den einen oder anderen Tipp mitnehmen: „Erhitzen Sie erst das Wasser mit den Schalen und in diesem Sud garen sie den Spargel – dann laugt der Spargel nicht so aus!“
Fachgesimpel ergab sich auch aus der Fertigkeit der Köche, das „königliche Gemüse“ schnell zu schälen und dabei die holzige Schutzhülle komplett zu entfernen. Für Gunter Adametz steckt das Geheimnis in seiner Ausbildung, die schon fünf Jahrzehnte her ist und im alten Kissinger Casino stattfand: „Hat man fünf Spargel verschnitten, dann gab's ein paar auf die Ohren - so hat man's gelernt!“ Für Andreas Geis, der auch jedes Jahr dabei ist, war es die berufliche Station auf der Rennbahn Iffezheim (Baden-Baden), wo er in der Saison zentnerweise Spargel schälen musste. „Übung macht den Meister“, ist sein Tipp – und das hat auch Fabian Roßmann beherzigt. Der 18-Jährige erlernt den Ausbildungsberuf Koch im Parkwohnstift und hat sich in die Reihe der „alten Eisen“ eingereiht. Dabei staunt er nicht schlecht, wie links und rechts neben ihm die Spargelschalen nur so davon fliegen. Bei ihm geht es noch um einiges langsamer, doch auch er hat so seine Technik: „Schön das Schälmesser durchziehen – von der Spitze bis zum Stumpf und dabei alles erwischen,“ beschreibt er sein Verfahren. Wie die meisten Helfer hat er einen normalen Gemüseschäler, wobei einige der Köche diesen nur für den Spargel nehmen - Gunter Adametz hat seinen metallenen Helfer schon seit Jahrzehnten und Horst Sterker meint: „Jeder findet sein Werkzeug, das dann gut in der Hand liegt – das gibt man nicht mehr her.“ Vorbei sind die Zeiten der besonderen Spargel-Messer, mit denen die Schale möglichst dünn entfernt wurde – oft noch vom Chef selbst, denn Spargel war ein teures Vergnügen.
Über den Spargel und das Fachgesimpel hinaus hab es aber auch noch etwas für den Gaumen der Gäste und für einen guten Zweck. Die Gäste wurden mit einer Spargelcremesuppe verwöhnt. Die Einnahmen daraus sowie die Spenden für die Schälaktion fließen einerseits der vereinsinternen Wettkampf-Mannschaft zu, andererseits einem guten Zweck wie Geschenken für die Bedürftigen der Stadt zu Weihnachten. Ansonsten gilt die Empfehlung des Volksmunds: „Bis Johanni nicht vergessen: sieben Wochen Spargel essen.”