
Was bringt Menschen in Zeiten der Mechanisierung dazu, wieder zur Sense zu greifen und den motorisierten Freischneider nicht zu verwenden? Ganz früh am Morgen, wenn das Gras noch feucht ist, trafen sich Neugierige auf Initiative der Ortsgruppe Hammelburg des Bundes Naturschutz und unter Förderung des Regionalbudgets Kommunaler Allianz Fränkisches Saaletal e.V. zu einem Sensen- und Dengelkurs.
Mit Christoph Lorenz als passioniertem ausgebildeten Sensenlehrer wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern schnell deutlich, dass die Sense bei vielen Einsätzen Vorteile gegenüber dem motorisierten Freischneider hat. Und dass rhythmisches Arbeiten in der Natur auch erdet und Spaß machen kann.
Es wird viel über den Erhalt von Wiesen im Streuobstbereich und von Pflege von Wiesenflächen in Gärten statt Rasenflächen zum Erhalt der Artenvielfalt geschrieben und gesprochen. Dass dazu aber auch viel körperlicher Einsatz nötig ist, um Bäume und Wiesen vor Vergreisung und Verbuschung zu bewahren, wird oft verschwiegen. Daher organisierte der Bund Naturschutz den Sensen- und Dengelkurs, um das in Vergessenheit geratene, umweltschonende Brauchtum des Sensens mit der Hand wieder zu beleben.
Darauf sollte man achten
Mit viel Engagement und Liebe zum Detail zeigte Lorenz den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf, welche Möglichkeiten und Feinheiten es beim Sensen gibt. So ist schon die Auswahl des richtigen Sensenblattes und die richtige Einstellung der Sense wichtig. Denn es ist ein Unterschied, ob ich auf einer optimal ebenen Wiese mähe oder auf einem etwas verwilderten Stück mit Gestrüppanteil. Hier würde dann etwa ein kürzeres Sensenblatt verwendet.
Die richtige Größe des Sensenbaumes für den Nutzer, auch Worb genannt, und der optimale Abstand der Griffe zueinander, der Winkel des Sensenblattes sind wesentlich für nachhaltiges und kräfteschonendes Mähen mit der Sense .
Tipps rund ums Wetzen, Dengeln und den Schlagdengler
Vom sicheren Umgang, dem Wetzen, Dengeln, ermüdungsfreien Arbeiten, der Beurteilung der Schneide, der Vorstellung verschiedener Dengelmethoden sowie dem Dengeln mit dem Schlagdengler gab Lorenz den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern Tipps.
Der Sensenlehrer hatte alles, was zum Kennenlernen des Sensens nötig war dabei: von Leihsensen über verschiedene Dengelgeräte. Ein herzliches Dankeschön gilt den Landwirten Gerhard und Lore Fella in Hammelburg , die ihre Werkstatt für den theoretischen Teil und das Dengeln sowie ihre Wiese zum Sensen zur Verfügung gestellt hatten.
Die richtige Mähtechnik
Bevor es an die Praxis ging, halfen Atem- und Schwingübungen die richtige Mähtechnik zu erfassen. Weiter ging es mit Übungen in schwierigen Mähsituationen wie an Hanglagen oder Mähen um Hindernisse wie etwa das Freimähen von Baumscheiben. „Eine kleine Ecke kann viel schneller mit einer Sense freigeschnitten werden. Daher wäre es sogar sinnvoll, wenn die Grüntrupps der Bauhöfe eine Sense im Wagen hätten,“ ist Lorenz überzeugt.
Auch im Garten oder gerade am Hang, bei schlecht zugänglichen oder kleinen Flächen ist es oft schneller und einfacher mit Handgeräten wie der Sense zu arbeiten. Spätestens beim Sensen merkte man, dass einige Teilnehmer das Sensenfieber gepackt hat. Der Tag verflog wie im Nu.
Braucht es überhaupt noch eine Sense? Die Antwort der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer war eindeutig: Ja, die sollte jeder Grünflächenbetreuer griffbereit haben.
Nächster Kurs im Juli
Der Sensen- und Dengelkurs wurde vom Regionalbudget Kommunaler Allianz Fränkisches Saaletal e.V. gefördert. Im Juli wird ein Sensentreffen zum Freischneiden unter Obstbäumen stattfinden. Wer hierfür Interesse hat, kann sich unter bn-badkissingen@gmx.de melden. Eigene Sensen wären von Vorteil, aber es gibt auch Leihsensen.


