In diesen Tagen klingt es wie ein Märchen. Es gab auch in der Rhön eine Zeit, in der Futsal gefeiert wurde. Denn im Jahr 2007 passierte tatsächlich etwas märchenhaftes: Die TSVgg Hausen wurde erster Bayerischer Futsal-Meister.
Der damalige Kreisligist war als krasser Außenseiter ins oberpfälzische Wald bei Cham gereist. Ein Qualifikationsturnier gab es nicht.
„Wir wurden über den Verband gefragt, ob wir den Bezirk Unterfranken vertreten würden. Ernsthaft trainiert haben wir kein einziges Mal. Wir hatten uns lediglich über unseren Vorstand Ecki Fehr einen Ball besorgt, um dessen Eigenschaften in der Feuerwehrhalle in Hausen mal zu testen. Und Schiedsrichter Rudi Müller hatte uns das spezielle Regelwerk ausgedruckt. Das war unsere Vorbereitung“, erinnert sich Ex- Trainer Jürgen Sykora.
Was folgte, war einer der größten Vereinserfolge des Bad Kissinger Stadtteilvereins vor 400 Zuschauern in der Halle. Erst wurde der hoch eingeschätzte Ausrichter FC Wald/Süssenbach mit 3:1 besiegt, dann der schwäbische Bezirksligist SSV Glött beim 7:3 abgeschossen. Das 1:1-Remis gegen die Oberfranken vom ASV Hollfeld bedeutete den Gruppensieg.
Bastian Schober wird Torschützenkönig
Gegner im Halbfinale war der oberbayerische Kreisliga-Spitzenreiter SC Deisenhofen, dessen Keeper Moritz Naumann später als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet wurde. „Unser Torwart Nico Albert war keinen Deut schlechter, die Verbandsfunktionäre wollten aber wohl nicht, dass alle Pokale an die Fränkische Saale gingen“, gab Sykora damals zu Protokoll. Torschützenkönig wurde mit sechs Treffern nämlich Bastian Schober, zusammen mit Bruno Keller vom SSV Glött.
„Futsal kannten damals eigentlich nur unsere drei spielstarken Tschechen, weil das in deren Heimat regelmäßig gespielt wurde. Wir haben halt einfach drauflos gespielt. Für mich war das eigentlich gut, denn ich musste in der Halle nicht so viel laufen. Aber ich hatte immer eine ordentliche Technik und einen guten Abschluss. Ich musste die Dinger also nur noch reinmachen“, erzählt Schober.
Favorit war der TSV Weißenburg
Perfekt gemacht wurde der Finaleinzug mit einem Sieg im Sechsmeterschießen, nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit. Die Trophäe war zum Greifen nahe und doch so weit weg, weil Bezirksoberligist TSV 1860 Weißenburg bis dato mit allen Konkurrenten kurzen Prozess gemacht hatte.
Mit dem Hausener Führungstreffer durch Miroslav Novak wurden die Mittelfranken nervös, prompt gelang Bastian Schober das 2:0. Und weil der großartig haltende Nico Albert nur einmal bezwungen wurde, war das Wunder von Wald perfekt.
„Die drei Jahre in Hausen mit dem Aufstieg in die Bezirksliga in meiner Premieren-Saison war eine super Zeit, auch wenn wir danach wieder abgestiegen sind. Dass wir Bayerischer Futsal-Meister waren, hatte sich wie ein Lauffeuer im Ort herumgesprochen. Die Party im Bus mit unseren Fans war phänomenal“ so Sykora.
Als Zugabe hatte sich die TSVgg Hausen für die süddeutsche Meisterschaft qualifiziert, die 14 Tage später in Ilshofen nahe Crailsheim stattfand. Dort wurde als Vierter das Podest knapp verpasst. Im kleinen Finale kam es zur Neuauflage des Endspiels bei den Bayerischen Meisterschaften, diesmal revanchierte sich der TSV Weißenburg mit einem 1:0-Sieg.
Noch ein Premierensieg für die TSVgg Hausen
Erfolge, die nachwirken sollten. Ein Jahr später, im Januar 2008, gewann die mittlerweile von Norbert Reichert trainierte TSVgg Hausen in Oberelsbach die erste Futsal-Kreismeisterschaft mit zwölf von 15 möglichen Punkten vor dem SV Wildflecken und dem RSV Wollbach. Wenige Wochen später fanden in der Bad Kissinger Bayernhalle die 2. Bayerischen Futsal-Meisterschaften statt, mit dem Titel hatten die Hausener auch den Heimvorteil für das nächste weiß-blaue Championat gewonnen.
Ein weiterer Höhenflug sollte ausbleiben: Die Oberbayern vom SV/DJK Kolbermoor gewannen im Finale gegen die SpVgg Weiden, für die Lokalmatadoren bedeutete die Vorrunde ebenso Endstation wie für den SV Wildflecken , der sich als Bezirksmeister qualifizierte. Einen Ehrenpreis für ihr großes Engagement gab es für Ingeborg Wende, der Abteilungsleiterin der TSVgg Hausen. „Dem Futsal gehört die Zukunft“, ließ BFV-Präsident Dr. Rainer Koch bei der Siegerehrung wissen. Auch das: ein Märchen.
