Mehr Engagement von Seiten der Stadt wünscht sich die Tafel Bad Brückenau . Diesen Appell richtete die Vereinsvorsitzende Susanne Wasserbauer auf der Mitgliederversammlung im evangelischen Gemeindehaus an den 2. Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG).
Die Verantwortlichen im Rathaus, so machte sie deutlich, müssten sich langsam darüber im Klaren sein, dass die Tafel mittlerweile ganz wesentlich Teile der öffentlichen Pflichtaufgaben übernehmen würde. Es könne doch nicht sein, so Wasserbauer, dass viele Kommunen mangels Wissen über eine korrekte Abwicklung oder anderer Faktoren die ukrainischen Flüchtlinge direkt zur Tafel schicken. "Wir mussten zeitweise sogar eigene Dolmetscher organisieren", sagte die Vorsitzende .
Pfister bietet Gespräche an
Auf diese Thematik ging Pfister sofort ein. Spontan bot er zeitnahe Gespräche zwischen den Stadträtinnen und Stadträten auf der einen und den Funktionsträgern des Vereins auf der anderen Seite an. Zum besseren Verständnis untereinander, so hieß es weiter, könnte auch eine Besichtigung der Einrichtungen für die Lebensmittelausgabe und ein damit verbundener Einblick in die Arbeitsabläufe der Ehrenamtlichen beitragen. Ihm sei die Wichtigkeit der Tafel für die Stadt durchaus bewusst.
In ihrem ersten Rechenschaftsbericht als "neue Vorsitzende " des knapp 100 Mitglieder zählenden Vereins ließ Wasserbauer noch einmal einige Eckpunkte aus den vergangenen Monaten Revue passieren. Äußerst erfolgreich seien beispielsweise die Aktionen in drei örtlichen Lebensmittelmärkten verlaufen. Die große Spendenbereitschaft der Kunden habe sie positiv überrascht.
Kontinuierlich sei die Tafel vor immer neue Herausforderungen gestellt worden. Erst habe man mit Corona und dann mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu kämpfen gehabt. "Bundesweit sind viele Tafeln am Limit", meinte Wasserbauer wörtlich. Daher habe man auch in Bad Brückenau zeitweise einen Aufnahmestopp für die Bedürftigen verhängen müssen.
Heuer schon 213 Personen
Wasserbauers Ausführungen über die zunehmende Arbeitsbelastung untermauerte der 2. Vorsitzende Klaus Hartmann mit eindrucksvollen Zahlen. Hätten die ehrenamtlichen Helfer im vergangenen Jahr 2964 Stunden für Vorbereitung und Ausgabe der Waren investiert, würden bis Ende August 2022 bereits 3068 Stunden zu Buche schlagen.
Auch beim Fahrdienst musste zugelegt werden. Hier stieg die Stundenzahl allein direkt in Bad Brückenau von 572 auf 624, überörtlich für die Abholung von Spenden von 192 auf 240. Das Aufkommen an Lebensmitteln bezifferte Hartmann mit rund 25.000 Kilogramm (Vorjahr knapp über 21.000 Kilogramm). "Ausnahmsweise durften wir angesichts der neuen Situation Spendengelder für den Wareneinkauf verwenden, was sonst laut Satzung der Tafel nicht möglich ist. Außerdem hat uns die Bundeswehr massiv unterstützt", erläuterte Hartmann.
Das erhöhte Aufkommen lässt sich darüber hinaus an der Ausgabe der Berechtigungsausweise ablesen, die von 65 auf 101 Scheine gestiegen ist. Davon gingen allein 58 an Flüchtlinge aus der Ukraine. Wurden im vergangenen Jahr 139 Personen versorgt, so sind es heuer bereits 213.
Glücklicherweise habe der Verein laut Hartmann auch unter widrigen Umständen noch alle Aufgaben bewältigen können.
"Wie die Lage 2023 sein wird, ist allerdings derzeit nicht abzuschätzen", sagte er. Daher sei man weiterhin für jede Spende sehr dankbar. Am meisten könne den Organisatoren im Hinblick auf die Abwicklung mit Gutscheinen für den Lebensmitteleinkauf oder Sachspenden geholfen werden.
Die geister, die ich rief…