Alles richtig gemacht: Anh Tu Pham und seine gut zehn Mitarbeiter haben in der Welterbestadt eine der Erfolgsgeschichten des Jahres geschrieben. Pham investierte viel Geld, um die Räume des ehemaligen Deko- und Geschenkartikel-Ladens Vielerlei gastronomietauglich umzubauen. Zum 1. Juni öffnete er dann, die Moon Sushi Bar – seitdem ein echter Renner und längst mehr als nur ein Geheimtipp.
„Wir können uns nicht beschweren“, sagt er bescheiden. Während es mittags noch eher möglich ist, einen freien Tisch zu ergattern, braucht es abends auf jeden Fall eine Reservierung. „Abends spontan zu kommen, ist schwierig. 80 Prozent dieser Gäste kriegen leider keinen Platz“, berichtet der 32-Jährige. Weil der Andrang so groß ist, vergibt das Moon die Reservierungen mit festen Zeitfenstern, um die Tische am Abend mehrfach zu belegen. Rund 40 Innen- und 45 Außenplätze hat das Lokal.
Eine Moon Sushi Bar gibt es bereits seit längerem in Bad Neustadt. Der Laden dort läuft ebenfalls gut und wird von Phams Bruder geführt. „Wir hatten schon dort immer auch viele Gäste aus Bad Kissingen “, erzählt der gelernte Koch. Die Idee, ein zweites Restaurant mit identischem Konzept aufzumachen, existiert bereits länger. Meiningen stand dabei als möglicher Standort im Raum, ebenso wie Bad Kissingen . Letztlich fiel die Wahl auf die Kurstadt, auch weil zu Beginn des Jahres die städtische Wirtschaftsförderung auf Pham zukam, die Neueröffnung mit einem Förderprogramm unterstützte und zudem dabei half, die passenden Räumlichkeiten zu finden. „Wir hatten von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt, nach Bad Kissingen zu gehen“, sagt Pham.
20 Kilometer Einzugsgebiet
Der Start geriet allerdings etwas holprig. Nicht weil Gäste fehlten, sondern weil das Team sich erst noch einspielen musste. „Wir hatten am Anfang etwas Probleme mit der Schnelligkeit“, bilanziert Pham. Die habe man inzwischen aber im Griff. Als Gäste kommen vor allem Bad Kissinger zum Sushi essen ins Moon sowie Menschen aus den umliegenden Ortschaften im Radius bis zu 15, 20 Kilometer. „Wir hatten gedacht, dass wir viele Rehagäste und Touristen kriegen, aber das macht relativ wenig aus“, sagt er. In Bad Neustadt ist der Lieferservice und Essen zum Mitnehmen wichtig, in Bad Kissingen spielt das eine untergeordnete Rolle. Pham erklärt sich das mit der unterschiedlichen Stadtstruktur. Bad Neustadt als Industriestadt habe ein jüngeres Publikum, die gern nach der Arbeit oder nach der Schule etwas zu Essen mitnehmen oder bestellen. In Bad Kissingen seien die Gäste älter und gesetzter und legen Wert darauf, in schönem Ambiente im Restaurant zu essen.
Phams Arbeitstag beginnt in der Regel morgens gegen 8 Uhr damit, dass er anfängt, Papierkram zu erledigen, Reservierungen entgegennimmt, Lieferungen verräumt, Fisch portioniert und den Reis für das Sushi kocht. Abends ist oft erst gegen 23.30 Uhr Schluss. „Ich arbeite selbst und ständig“, sagt er.
Wie erklärt er sich den Erfolg der Sushi-Bar? „Die Leute kennen uns. Das macht es leichter. Man muss den Namen nicht neu aufbauen, sondern muss das Restaurant nur gut führen“, meint Pham. Natürlich müsse das Ambiente stimmen und das Essen schmecken. Er betont, dass im Moon keine geschmacklich eingedeutschten Gerichte angeboten werden, sondern authentisch japanische, thailändische und vietnamesische Küche . „Das macht es aus“, sagt er. Er selbst hat seine Kochlehre in Deutschland absolviert und weiß, dass er die Gerichte stärker salzen muss, als es in Asien üblich ist. Dennoch: „Der Geschmack ist authentisch“, betont er. Die Lebensmittel bezieht er von deutschen, aber auch japanischen Lieferanten.
Anlaufpunkt für jüngere Zielgruppe
„Es ist ein toller Beitrag für die hiesige Gastronomie“, kommentiert Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) die von der Stadt unterstützte Neuansiedlung. Die Sushi-Bar spreche insbesondere ein jüngeres Publikum an und mache die Innenstadt deshalb auch für jüngere Arbeitnehmer attraktiver, die dort in der Mittagspause oder nach der Arbeit zum Essen gehen können. „Es ist wichtig, dass eine Innenstadt für alle Zielgruppen etwas bietet“, erklärt Vogel. Die Moon-Sushi Bar ergänze das bestehende Angebot. Sie stehe nicht in Konkurrenz zu bestehenden Gastronomiebetrieben, sondern sorgt im Gegenteil dafür, dass Gäste von außerhalb ins Zentrum kommen. „Wir brauchen Betriebe mit ’Pull-Faktor’“, meint Vogel.
Die Ansiedlung wurde über das Förderprogramm „Innenstädte beleben“ des Freistaates bezuschusst. Das heißt, die Betreiber haben für ein Jahr lang nur ein Fünftel der Miete selbst zu tragen, die restlichen 80 Prozent deckt die Förderung ab. Die Stadt hat insgesamt vier Ladenlokalen auf diese Weise unter die Arme gegriffen.
„Wir werden nach Ablauf der Förderung natürlich mit dem Betrieb weitermachen“, sagt Pham. Änderungen am funktionierenden Konzept sind nicht vorgesehen. „Im Moon soll es in Bad Kissingen und in Bad Neustadt gleich schmecken“, meint er. Beides sind unabhängig voneinander geführte Restaurants im Franchise-Stil. Er betont, dass Moon keine Kette sein wolle.
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