„Lachen ist die beste Medizin“ – dieses Sprichwort trifft auf „Die Resilienz-Revue“ zu, mit der das Duo „Die Steptokokken“ den Rossini-Saal zum heilsamen Sanatorium umfunktionierte.
Lehrreich und unterhaltsam gestaltete sich der Auftritt rund um das Thema Resilienz als „Seelen-Airbag“, der die positiven Wechselwirkungen aus Stepptanz und Musik, aus geistreichen Texten und humorvoller Comedy kombinierte und zu einer hoch dosierten Medizin-Revue komprimierte.
Spritzige Erholungskur
Grüne Hintergrundbeleuchtung, Vogelgezwitscher und eine „Waldleinwand“ auf der Bühne empfingen die knapp 120 Gäste – Entspannung pur, bevor Elisa Salamanca und Inken Röhrs im rot-schwarzen Outfit das Publikum musikalisch und lebensbejahend aufforderte: „Mach was draus!“
Bevor sich Krisen in den Köpfen manifestieren, sollte man etwas dagegen tun: „Sein Immunsystem für die Seele aufrüsten“, lautet ihr Rezept und das Ganze mit „einer spritzigen Erholungskur für die Psyche“.
Dafür hat sich das Duo tiefenpsychologisch mit den sieben Säulen der Resilienz auseinander und daraus ein humorvolles Bühnenprogramm zusammengesetzt.
Dabei kam den beiden zu Gute, dass sie als musikalische und tänzerische Tausendsassas über Sangesqualitäten und einen intelligenten Wortwitz verfügen, der sich zur Freude des begeisterten Publikums in dem 90-minütigen Programm widerspiegelt.
Rhythmisches Geklapper
Und wer sich anfangs dachte, bei „Steptokokken“ fehle aufgrund der medizinischen Ausrichtung ein „R“, der wurde eines Besseren belehrt: Der Stepptanz war der Ausdruckstanz des Abends und das rhythmische Geklapper mit den Metallplatten an den Sohlen wurde von beiden zu klassischen wie zu modernen Stücken gekonnt eingesetzt.
So wurden im Laufe des abwechslungsreichen, kurzweiligen Abends klassische Stücke zu medizinischen Lehrliedern aufbereitet, wenn zum Beispiel Wissenswertes zu Botenstoffen und Hormonen zu einem Stück von Friedrich Smetana präsentiert, oder wenn die „Lunge mit zwei Flügeln“ zu Ravels „Bolero“ seziert wird, oder wenn die „Blutsschwestern“ zur Titelmelodie des Winnetou-2-Films über „das Blut, das in deinen Adern fließt“ schwelgen.
Loblied auf die Moti-Viren
Aber auch die sieben Säulen der Resilienz hatten Elisa Salamanca und Inken Röhrs in ihr Repertoire eingebaut und so wurde über die Akzeptanz, die Lösungsorientierung, Optimismus, soziale Netzwerke, Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbstwirksamkeit gerappt.
Den negativen Seiten des Homeoffice-Wahns oder dem Wahnsinn des tagtäglichen Hamsterrades begegneten sie mit der musikalischen Aufforderung „Hast du´s schon mal mit Yoga probiert?“ oder dem Ratschlag „Schimpf mit dir nie, wirf dir nix vor“.
Darüber hinaus gab es ein Loblied auf die „Moti-Viren, denn da steckt viel Gutes drin“ mit dem anschließenden Appell, sich und dem Nachbarn auf die Schulter zu klopfen, oder im Stück „Don´t worry, be happy“ führten die Sprichwörter wie „Morgen ist auch noch ein Tag“ oder „In der Ruhe liegt die Kraft“ zum wegweisenden Tipp: „Was du morgen kannst besorgen, verschafft dir heute einen freien Tag.“
Gehirne am Stammtisch
Neben den feinfühligen musikalischen Ratschlägen hatten „Die Steptokokken“ auch komödiantisch-kabarettistische Einlagen dabei. Die „Waldleinwand“ als Rückzugsort auf der Bühne war gleichzeitig ein Puppentheater . So wurde die Leinwand für „Schizo“ und „Phrenie“, zwei kinderkopfgroße hand-sprechende Gehirne die ideale Plattform für das „Kopf-Kino“.
Da gab es Hintergrundinformationen zum Hirn-Stammtisch, wo so mancher „Liquor“ für Stimmung sorgt, oder schlaue Sprüche wie „Auf die Schnauze fallen ist auch eine Form der Fortbewegung“ oder kernige Wahrheiten wie „Gehirne lieben Gewohnheiten!“.
Ohne Gummitierchen
Mit Jägerhut und Fernglas blickte auch der „Waldbademeister“ über die Leinwand und begrüßte zum „Waldbaden – Online“, einem Kurs der keine Gummitierchen erlaubt, der Apnoetauchen im Wald ermöglicht und der mit der Auszeichnung „Platines Eichenlaub des Waldbadens“ endet.
Mit begeistertem Applaus bedankten sich das Publikum für „Entspannung pur“ – das Gefühl hatten die Gäste am Ende eines vergnüglichen Abends, der in seiner Wirkung Antidepressiva-Medikamente ersetzt, der ein Pflichtprogramm gegen Stress sein müsste, der fast schon eine medizinische Indikation war und eigentlich auf Rezept verabreicht werden sollte.