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Bad Kissingen
Kommt bald grüner Wasserstoff aus Bad Kissingen?
Die Stadtwerke machen bei der Machbarkeitsstudie von Siemens und R3 mit. Die Chancen reichen von Gasversorgung und Tanken bis zur CO2neutralen Therme.
Der Bereich um die Würzburger Straße, hier das Umspannwerk,  ist in Bad Kissingen ein wichtiger Energieknotenpunkt.       -  Der Bereich um die Würzburger Straße, hier das Umspannwerk,  ist in Bad Kissingen ein wichtiger Energieknotenpunkt.
Foto: Benedikt Borst | Der Bereich um die Würzburger Straße, hier das Umspannwerk, ist in Bad Kissingen ein wichtiger Energieknotenpunkt.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 21.10.2023 03:24 Uhr

Vor vier Jahren hatten die Stadtwerke Bad Kissingen bereits die Idee verfolgt, grünen Wasserstoff zu produzieren und zu nutzen. Wie Ralf Merkl, Leiter Unternehmensentwicklung und Energiewirtschaft, berichtet, lag der Fokus darauf, eine Wasserstofftankstelle in Bad Kissingen zu bauen und zu betreiben. Bisher ist aus der Idee jedoch nichts Konkretes geworden.

Das könnte sich aber vielleicht ändern. Die Stadtwerke beteiligen sich an der großen Machbarkeitsstudie zur Wasserstoffnutzung in den Rhön-Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, an der die Grüne-Energie-Firma R3 aus Münnerstadt und der Technologiekonzern Siemens derzeit arbeiten. Die Stadtwerke sind damit der erste regionale Energieversorger , der sich an der Studie beteiligt. Vor kurzem haben die Verantwortlichen von R3 und Stadtwerken eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.

Mit Wasserstoff zur Energiewende

Worum geht es bei der Studie? Der Grundgedanke ist es, überschüssigen Strom aus Windrädern und Photovoltaikanlagen aus der Region zu speichern. Das kann grundsätzlich in Form von Batterien sein, oder aber indem man den Strom nutzt, um aus Wasser das Gas Wasserstoff herzustellen. Heimische Unternehmen können dann den grün erzeugten Wasserstoff aufkaufen, um das fossile Erdgas als Energieträger zu ersetzen. Weitere Optionen wären, das Gas an Wasserstofftankstellen abzugeben, es ins Gasnetz einzuspeisen oder es auch wieder zurückzuverstromen.

Die beiden Landkreise könnten so zum Vorreiter in Sachen Energiewende werden. „Wir sind davon überzeugt, dass die Energiewende im ländlichen Raum abläuft. Hier wird in den nächsten Jahren einiges entstehen“, sagt R3-Geschäftsführer Gunter Häckner.

Die Studie von Siemens und R3 prüft beispielsweise, wie viel Wasserstoff in der Region verbraucht werden würde, ob es technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, in die großtechnische Wasserstoffproduktion einzusteigen, wie viel erneuerbarer Strom dazu benötigt wird, welche Standorte für Elektrolyseanlagen infrage kommen.

 

Stadtwerke wollen Wasserstoff

Laut Häckner haben bisher die Industrieunternehmen Nipro (Münnerstadt), GKN Sinter Metals (Bad Brückenau) sowie Siemens (Standort: Bad Neustadt) sowie weitere kleinere Firmen ihr Interesse bekundet, grünen Wasserstoff einzusetzen.

Die Stadtwerke Bad Kissingen sind bislang als erster regionaler Energieversorger mit im Boot. „Wir als Stadtwerke Bad Kissingen wollen bei der Wasserstoffnutzung vor Ort eine wichtige Rolle spielen“, kommentiert Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) den Entschluss, sich an der Studie zu beteiligen. Außerdem will man die Geschäftsfelder der aktuell finanziell unter Druck stehenden Stadtwerke erweitern und die regionale Energiewende voranbringen.

Ralf Merkl sieht die Stadtwerke als gut gerüstet, um in die Wasserstofftechnologie einzusteigen. Als Betreiber eines Erdgasnetzes und von Wärmeversorgungsanlagen sei das entsprechende Fachwissen bereits im Unternehmen, um etwa Elektrolyseure und weitere Wasserstofftechnik zu betreiben. „Es lohnt sich für uns auf jeden Fall, das anzuschauen“, ist Merkl vom Nutzen der Studie überzeugt.

Bad Kissingen-Süd möglicher Standort für Wasserstoffproduktion

Besonders interessant ist aus Sicht der Stadtwerke der Bereich Bad Kissingen Süd, also das Gelände ab der Schlachthofkreuzung entlang der Würzburger Straße. Hier besitzen die Stadtwerke zum einen einige Liegenschaften, obendrein handelt es sich um einen wichtigen Energie- und Verkehrsknoten. Mit der B 286 und der B 287 kreuzen sich dort wichtige Verkehrswege und dort befinden sich wichtige Übergabestellen, die sowohl das Erdgasnetz der Stadt, als auch das Stromnetz an die überregionalen Netze anschließen.

Vorteile: Würde man an dem Standort eine Wasserstoffanlage errichten, könnte der grüne Strom aus der Region direkt dort ankommen. Für das produzierte Gas wäre außerdem die Verbindung ins Gasnetz nah und an den Bundesstraßen eine Wasserstofftankstelle erwägenswert.

Aus Sicht der Stadtwerke soll die Studie unter anderem prüfen, wo geeignete Standorte für die Elektrolyseanlage und die Wasserstofftankstelle sind und ob das Thema Wasserstoff geeignet ist, um die Kisssalis-Therme klimaneutral mit Energie zu versorgen. Weil bei der Produktion von Wasserstoff viel Wärme abfällt, beschäftigen sich die Stadtwerke zudem mit der Frage, inwiefern diese Abwärme in der Fernwärmeversorgung mit verwendet werden kann.

Studienergebnisse im Herbst

Die Studie ist für weitere Teilnehmer offen. Laut Häckner sind erste Ergebnisse im Herbst zu erwarten. In Bad Kissingen sieht er ideale Bedingungen. „ Bad Kissingen wird aus unserer Sicht dabei sein“, meint er. Überhaupt wird das gemeinsame Oberzentrum Bad Kissingen und Bad Neustadt den Schwerpunkt ausmachen. „Die Saale-Achse zwischen Bad Kissingen und Bad Neustadt ist die Hauptachse des aktiven Geschehens“, meint Norbert Schmäling , ebenfalls Geschäftsführer bei der R3 Regionalenergie GmbH.

Grünere Stadtwerke

Die Stadtwerke Bad Kissingen sollen grüner werden. Das hatte Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) zu Beginn des Jahres in seiner Haushaltsrede angekündigt. So ist geplant, dass der Versorger künftig stärker selbst Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert. „Wir wollen, dass die Wertschöpfung dafür in Bad Kissingen bleibt“, sagt er. Die Pläne dafür werden aktuell erarbeitet, berichtet der Rathauschef. Das städtische Bauamt fertigt gerade eine Potenzialanalyse in Abstimmung mit den Stadtwerken an.

Unter anderem ist eine größere Photovoltaik-Freiflächenanlage geplant. Der genaue Standort steht noch nicht fest. Geprüft wird laut Vogel eine Fläche nördlich der B 286, zwischen der Bahnunterführung und dem Ortsgebiet von Arnshausen. Zudem ist eine Windkraftanlage am Standort Beilberg angedacht.

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  • g. r.
    Da bei steigendem Strombedarf seitens Industrie und Privat (Z.B. Wärmepumpen, Klimaanlagen) und intelligenter Infrastruktur (Laden Akkus von Kfz wenn Strompreis niedrig) gerade in Bayern, wo bis auf weiteres kaum Windstrom aus dem Norden ankommt, weil Südlink fehlt, dürfte der hier erzeugte grüne Strom direkt Verbraucher finden. Für die Verlustreiche Erzeugung von Wasserstoff bleibt kaum "abfallstrom" übrig.
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