Die Strompreise steigen seit Monaten stark an und bewegen sich nach Angaben des Verbraucherportals Verivox auf historischem Rekordniveau. Die drei Grundversorger im Landkreis Bad Kissingen, also die Stadtwerke Bad Kissingen , Bad Brückenau und Hammelburg, hatten bis zuletzt ihre Tarife stabil gehalten. Inzwischen haben jedoch die drei Unternehmen ihren Kunden eine saftige Preiserhöhung ab Januar angekündigt.
Stadtwerke Bad Brückenau und Hammelburg erhöhen zum Jahreswechsel
Die Stadtwerke Bad Brückenau erhöhen in der Grundversorgung den brutto Strompreis von 29,03 Cent je Kilowattstunde auf 54,60 Cent. In Hammelburg zahlen Kunden in der Grundversorgung ab Januar 61,51 Cent je Kilowattstunde . Damit hat sich der Preis mehr als verdoppelt (bisher: 28,79 Cent). Die Bad Kissinger Stadtwerke erhöhen von 39,19 Cent auf 72,52 Cent je Kilowattstunde .
Für Familienhaushalte mit vier Personen und einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstundenbedeutet das, dass ihre Stromrechnung im nächsten Jahr um 1000 Euro (Bad Brückenau) und 1300 Euro (Hammelburg und Bad Kissingen) teurer würde.
Was die Strompreisbremse abfängt
Damit es für die Kunden nicht ganz so dick kommt, dafür soll die staatliche Strompreisbremse sorgen. Die garantiert, dass Verbraucher 80 Prozent ihres Stromverbrauchs zu einem gedeckelten Preis von 40 Cent je Kilowattstunde bekommen, für den Rest ist der volle Preis fällig.
Teurer wird es für sie in jedem Fall: Die vierköpfigen Familien in unserem Rechenbeispiel müssen in Bad Kissingen 300 Euro mehr Kosten für Strom im Jahr einplanen. Weil die Kunden in Bad Brückenau und Hammelburg bislang niedrigere Tarife hatten, kommen auf sie höhere Mehrkosten zu: in Bad Brückenau sind es 555 Euro und in Hammelburg 600 Euro. Die Jahreskosten für Strom liegen mit Strompreisbremse bei zwischen 1700 (Bad Brückenau) und 1850 Euro (Bad Kissingen).
Die Preiserhöhung lässt die Kunden schlucken, zum Teil reagieren sie verärgert. Zu dem Thema haben einige Leserzuschriften die Redaktion erreicht. Darin wird den Bad Kissinger Stadtwerken vorgeworfen, die höchsten Gebühren im Vergleich mit den anderen regionalen Versorgern zu haben und mit der Erhöhung andere Geschäftsfelder und den Glasfaserausbau querzufinanzieren. Eine andere Kritik richtet sich dagegen, dass die Stadtwerke Bad Kissingen nur wenig Ökostrom selbst produzieren und deshalb beim Einkauf abhängiger sind.
Stadtwerke Bad Kissingen: Preiserhöhung nicht für Glasfaserausbau
„Ausschlaggebender Punkt für diese Anpassung sind die doch dramatisch gestiegenen Beschaffungspreise für die elektrische Energie über die Börse beziehungsweise die Großhandelsmärkte“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Zimmer. Er verweist darauf, dass in der Grundversorgung Kunden jederzeit innerhalb von zwei Wochen zu einem anderen Anbieter wechseln können. Andersherum hatten die Stadtwerke zuletzt viele Kunden in der Grundversorgung aufgenommen, denen ihr bisheriger Anbieter gekündigt hatte. „Eine zielgenaue Kalkulation unserer jeweiligen Verkaufspreise kann hier über einen längeren Zeitraum kaum erfolgen“, erläutert er. Zimmer kündigt für das Frühjahr 2023 eine erneute Anpassung an.
Glasfaserausbau fällt zeitlich mit Energiekrise zusammen
Den Vorwurf, mit den Gewinnen aus der Strompreiserhöhung den Glasfaserausbau zu subventionieren, weist der Stadtwerke-Chef entschieden zurück. „Leider ist es von der zeitlichen Abfolge unserer Aktivitäten so, dass der Zeitrahmen zum geplanten Einstieg in den Glasfaserausbau und die Entwicklung der Strompreise nicht zuletzt getrieben durch die Auswirkungen des Ukraine Krieges zeitlich nah zusammengefallen sind“, sagt Zimmer. Bei einer Strompreiserhöhung werden ausschließlich die Kosten berücksichtigt, die bei der Strombeschaffung, der Stromverteilung und dem Stromvertrieb anfallen.
In Leserzuschriften wird hinterfragt, wieso der Versorger nicht stärker eigenen Ökostrom produziert, um beim Stromeinkauf unabhängiger zu agieren. In seiner Stellungnahme erklärt Zimmer, dass rund ein Drittel des Kundenabsatzes auf Ökostrom entfällt, der vor allem aus Wasserkraftwerken stammt. Aber auch der übrige Strom, den das Unternehmen bezieht, stamme zu 40 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.
Stadtwerke Bad Kissingen planen Megawatt Solaranlage
Der Stadtwerke-Geschäftsführer betont, dass die Stadtwerke Dachflächen-Photovoltaikanlagen mit 500 Kilowatt peak Erzeugungsleistung betreiben, sowie eine Wasserkraftanlage mit 280 Kilowatt peak. Er kündigt an, dass das Unternehmen „zeitnah eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit einer Leistung von rund 2 MW peak errichtet“. Zudem wolle der Versorger auf den Dächern öffentlicher Gebäude weitere Photovoltaikanlagen in Betrieb nehmen und zudem auch Mieterstromtarife mit Dach-Solaranlagen anbieten. Und: „Ebenso sollen zukünftig Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geboten werden, sich an regenerativen Erzeugungsanlagen zu beteiligen“, sagt er.
Laut Zimmer sind weitere Photovoltaik- und Windenergieprojekte geplant. Diese müssten unter anderem wegen städtebaulicher Belange und wegen des Welterbe-Schutzstatus eng mit der Stadt abgestimmt werden.
Des Weiteren weist er darauf hin, dass die Stadtwerke ihre Wasserwerke mit Photovoltaikanlagen ausstatten will. So sollen die Kosten für die Trinkwassergewinnung gesenkt und außerdem die Trinkwassergewinnung bei Stromausfällen abgesichert werden.