
Der Parkplatz am Gradierbau ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer und Spaziergänger. Entsprechend viel los ist hier bei schönem Wetter und vor allem am Wochenende. Noch ist der Parkplatz kostenfrei nutzbar. Das soll sich ändern: Die Staatsbad Bad Kissingen GmbH will dort künftig von Autofahrer Gebühren fürs Parken erheben. Und nicht nur das: Auch für die öffentlichen Toilettenanlagen in den Kuranlagen, also am Gradierbau, in den Arkaden im Kurgarten sowie im Luitpoldpark, soll künftig ein Unkostenbeitrag anfallen.
Frühere Kurverwaltung
Zum Hintergrund: Die Staatsbad GmbH ist die frühere staatliche Kurverwaltung. Sie bewirtschaftet für die Stadt und den Freistaat die Kur- und Badeeinrichtungen in Bad Kissingen und kümmert sich um die touristische Vermarktung. Die Pandemie und die Coronakrise haben ihr in den vergangenen Jahren wirtschaftlich schwer zu schaffen gemacht. Zwischen 3,4 Millionen und 3,6 Millionen Euro Defizit hat das staatlich-städtische Tochterunternehmen seit 2020 jedes Jahr eingefahren. Für die Verluste springen sowohl die Stadt Bad Kissingen und der Freistaat Bayern und damit der Steuerzahler ein. Im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie hat sich das Defizit der Staatsbad GmbH nahezu verdoppelt.
Staatsbad will halbe Million Euro sparen
Dass sich die Lage entspannt, ist nicht abzusehen. Im Gegenteil, sie wird sich wohl eher verschärfen: Wie Kurdirektorin Sylvie Thormann während der städtischen Haushaltsberatungen erläutert, rechnet die Staatsbad GmbH für 2023 mit einem Minus von 4,1 Millionen Euro .
Nun will das Unternehmen mit einem Sparprogramm gegensteuern. 470.000 Euro weniger Defizit soll das am Ende ausmachen. „Trotz erhöhtem Defizitausgleich ist es ein gut geführtes Unternehmen, das gut durch schwierige Zeiten geführt wird“, rechtfertigte sich Thorman im Finanzausschuss des Stadtrates. Man habe gut auf die Krisen reagiert, allerdings befinde sich die Tourismuswirtschaft in einer schwierigen Situation. „Die Erhöhung des Defizitausgleichs ist kein Indikator, dass wir nicht gut wirtschaften“, betonte die Kurdirektorin.
Das Sparprogramm wurde gemeinsam mit der Belegschaft erarbeitet. Wichtig ist es vor allem, nichts kaputt zu sparen, sondern „die touristische Entwicklung stabil zu halten“, so Thormann. Alle vier Geschäftsbereich der Staatsbad GmbH – Gästeservice und Veranstaltungen, Gebäudemanagement, Kurgärtnerei und Marketing – tragen jeweils zu etwa einem Viertel dazu bei, das Defizit zu verringern.
Kontrollen und Besucherzeiten reduziert
Für die Staatsbad Philharmonie wurde beispielsweise ein Sponsoring für ein Sonderkonzert gewonnen, die Urlaubsvertretung mit dem Staatsbad-Ensemble Bad Bocklet sei ebenfalls wirtschaftlicher. Die Kontrolle von Gast- und Premiumkarten – etwa bei Kurkonzerten – wird künftig nicht mehr von einem externen Anbieter übernommen, sondern von eigenem Personal. „Das wird nicht mehr so flächendeckend sein, wie es bisher der Fall ist“, sagte die Kurdirektorin. Bei Veranstaltungen wolle man sich auf die bisher schon geplanten konzentrieren, die Besichtigungszeiten der Welterbegebäude werden um eine Stunde reduziert, zudem werde das Medienangebot im Lesesaal abgespeckt.
Sowohl in der Kurgärtnerei als auch im Marketing will die Staatsbad GmbH künftig wieder mehr Aufgaben selbst übernehmen und nicht mehr an externe Dienstleister vergeben.
Kostenpflichtige WC-Nutzung
Und: Für die öffentlichen Toilettenanlagen und den Parkplatz am Gradierbau fallen künftig Kosten an. Ab wann das geplant ist und wie teuer die Gebühren werden, hat die Staatsbad GmbH bisher nicht mitgeteilt. Die kostenpflichtige WC-Nutzung ist für Wochenende und an Feiertagen angedacht, nicht werktags. Kurtaxzahlende Gäste mit Gästekarte sind ausgenommen.
Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) erläuterte, dass mit dem Sparplan der städtische Defizitzuschuss von 2,05 Millionen Euro auf 1,82 Millionen Euro gesenkt wird. Die Einsparungen und das Einführen von Gebühren hält er „für vertretbar“.
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Die kostenpflichtige WC-Nutzung ist für Wochenende und an Feiertagen angedacht, nicht werktags. Kurtaxzahlende Gäste mit Gästekarte sind ausgenommen."
Ist schon der 1. April?
Gespart wird doch jetzt schon ganz toll am Toilettenpapier, das in einigen der fraglichen Anlagen den dort verbauten Spendern kaum zu entlocken ist.