
Sorgen um die fünf Quellen fürs Bad Brückenauer Wasser? Macht sich Ingo Vialon, Vorstandschef der Staatlichen Mineralbrunnen AG Bad Brückenau keine. Die liegen mit 50 bis 342 Metern viel zu tief, als das sie durch Trockenheit und Hitze versiegen könnten.
Zu schaffen macht Vialon eher der Mangel an anderen „Rohstoffen“. Dennoch fiel sein Geschäftsbericht beim ersten Präsenz-Aktionärstreffen seit vier Jahren positiv aus. Was auch an einer „Sonderentwicklung“ liegt.
Gesamte Produktion wurde gesteigert
Die Corona-Pandemie – sie hat auch der Mineralbrunnen AG zugesetzt. Gastronomien hatten lange zu; Feste fanden kaum statt. 2022 war das erste Jahr, wo es wieder halbwegs normal lief. Und so konnte Vialon den Aktionären im König-Ludwig-Saal im Staatsbad endlich wieder ergiebige Zahlen präsentieren.
Demnach betrug die Gesamtproduktion an den beiden Standorten Oberleichtersbach und Siegsdorf im Chiemgau 128,1 Millionen Füllungen. Dazu tragen schwerpunktmäßig etwa 96,61 Millionen Füllungen im „Markenartikelsegment“ (Bad Brückenauer und Petrus-Quelle) bei – ein Absatzplus von 11,5 Prozent.
Lohnabfüllungen für Sinalco und Mio Mio Mate
Noch größer fällt der Zuwachs bei Lohnabfüllungen für andere Getränkemarken wie Sinalco und Mio Mio Mate aus. Dort wurden 31,44 Füllungen geleistet, 60 Prozent mehr als 2021. „Mit einem Zuwachs von 11,5 Prozent entwickeln wir uns mit unseren Markenprodukten deutlich besser als der nationale und bayerische Absatzmarkt in 2022“, verkündete Vialon. Das sei Bestätigung, dass eigene Marken gut positioniert sind.
Mineralwasser bleibt das Kerngeschäft
Unverändert liegt laut Vialon der Schwerpunkt beim Absatz der Mineralbrunnen AG beim Mineralwasser; 92,3 Prozent beträgt der Anteil. Die restlichen 7,7 Prozent verteilen sich auf Süßgetränke, Schorlen und Heilwässer.
Favorit bei Kunden bleibt die Ein-Liter-Polyethylen-Mehrwegflasche (30,5 Prozent), dicht gefolgt von der 0,7-Liter-Glasflasche (26,9) und der 0,5-Liter-PET-Mehrwegflasche (20,2).
Gestiegene Kosten schmälern Überschuss
Mit dem Absatz stiegen 2022 auch die Umsatzerlöse, die Ingo Vialon auf 24,35 Millionen Euro bezifferte. Sie liegen um 21,6 Prozent über denen des Vorjahres. Dennoch fällt der Jahresüberschuss für beide Produktionsstandorte mit 135.000 Euro nicht übermäßig groß aus.
Der Vorstandschef begründet das unter anderem mit „deutlich gestiegenen Herstellungskosten “.
Preiserhöhungen greifen erst 2023
Die daher nötigen Teuerungen für Produkte hätten erst dieses Jahr umgesetzt werden können. Konkret geht es um gestiegene Einkaufspreise für Flaschen, Kästen, Papieretiketten, Schraubverschlüsse, Kohlensäure.
Laut Vialon verharren die Beschaffungspreise „auf historisch hohem Niveau“. Noch problematischer seien lange Lieferzeiten. „Wir füllen nur noch das ab, was verfügbar ist“, schmetterte Vorstandskollege Manfred Karl den Aktionären entgegen. Vialon relativierte gegenüber dieser Redaktion. Man fülle weiter nach Bedarf ab. Die Probleme gefährdeten Absatz und Geschäft nicht.
Verkauf der Siegsdorfer Petrusquelle
Zusammen mit einem relativ hohen Gewinnvortrag wird ein Bilanzgewinn von 2,272 Millionen Euro ausgewiesen, informierter die Aktionäre. Diese dürften sich freuen, erhalten sie doch eine Dividende von fünf Euro pro Aktie.
Möglich macht das auch eine Entwicklung, die erst dieses Jahr zum Tragen kommt: Zum 31. März wurde die Siegsdorfer Petrusquelle an ein Unternehmen der Edeka-Gruppe verkauft. Über den Erlös bewahren die beiden Vorstände stillschweigen; aber ein Teil davon fließt wie erwähnt in die Aktionärsdividende.
Teure Investition in Abfüllanlage
Laut Karl erfolgte der Verkauf des Standortes Siegsdorf, weil unter anderem die dortige, mehr als 30 Jahre alte Abfüllanlage hätte ersetzt werden müssen – eine Investition im zweistelligen Millionenbereich. Dies sei angesichts der geringen Abfüllmenge nicht zu rechtfertigen.
Nicht anfreunden konnten sich einige Aktionäre mit virtuellen Versammlungen. Kritisiert wurde auch, dass der Geschäftsbericht nicht mehr auf Papier verteilt wird. Aber sie stimmten mehrheitlich für eine Satzungsänderung hin zu Online-Sitzungen, sollte wieder Unvorhersehbares wie die Pandemie kommen.
Guter Absatz trotz schwacher Marktentwicklung
Wie geht es mit der Mineralbrunnen AG weiter? Der Mineralwassermarkt ist schwach ins Jahr gestartet. Verantwortlich machen Karl und Vialon dafür Inflation und Preiserhöhungen sowie nur die Hälfte an Sonnenstunden im März. Die Absatzentwicklung des eigenen Betriebes sei aber in der ersten Jahreshälfte positiv.
Dennoch „gehen wir derzeit von einem Absatzniveau leicht unterhalb des Vorjahres aus“. Das Endergebnis soll aber deutlich höher als 2022 ausfallen.
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