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HAMMELBURG
Die Seele jüdischer Weisen aufgespürt
Heiter und tiefgehend: Igor Dubovsky (Basso profondo) begeisterte im Großen Saal der Bayerischen Musikakademie.
Foto: Angelika Silberbach | Heiter und tiefgehend: Igor Dubovsky (Basso profondo) begeisterte im Großen Saal der Bayerischen Musikakademie.
Redaktion
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:47 Uhr

In jiidischen und hebräischen Liedern klingt oft eine tiefe Sehnsucht mit. Jeder besungenen Freude wohnt eine kleine Trauer inne, jedem beklagten Leid die Gewissheit nach Erlösung. Wunderbar nah brachten diesen Klangkosmos Igor Dubovsky (Basso profondo) und Holger Berndsen (Klavier) gut 60 Zuhörern im Großen Saal der Bayerischen Musikakademie. Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage des Landkreis Bad Kissingen luden sie ein zum Konzert „Tum Balalajka – Schlag die Balalaika“, charmant und informativ moderiert von Larissa Dubovsky.

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Unendlich tief und sonor klingt Igor Dubovskys Bassstimme. Unerschütterlich steigt er in die tiefsten Lagen, lässt die Stimme auch mal ein wenig brüchig klingen, wenn es zum Liedcharakter passt. Der laut Moderation „einzige echte Basso profondo, der in der Bundesrepublik konzertiert“, ist jüdischer Abstammung, kommt aus der Ukraine und lebt seit 1999 in Würzburg.

In Holger Berndsen hat er einen feinfühligen und kongenialen Klavierbegleiter. Der Konzertpianist Berndsen arbeitet auch als Liedpädagoge und Klavierbegleiter an der Würzburger Hochschule für Musik.

Gemeinsam spürten sie die Seele jüdischer Weisen auf und Larissa Dubovskys Erläuterungen intensivierten die Lieder. Beispielsweise „Eli, Eli – Mein Gott, diese Welt soll nicht enden“, das die 1944 im Alter von 21 Jahren hingerichtete Partisanin Hanah Szenesch textete. Doch die beiden Musiker hatten auch sehr gängige Weisen im Repertoire, wie Mozarts Leporello-Arie aus „Don Giovanni“, denn das Libretto stammt von Lorenzo da Ponte, der Sohn eines jüdischen Gerbers war.

Gefangen nahm ein Potpourri jüdischer Lieder, bei dem sich Dubovsky selbst am Klavier begleitete und gekonnt changierte zwischen mitreißender Freude und melancholischer Traurigkeit. Jüdische Wurzeln hat auch der amerikanische Popstar Billy Joel. Leichthändig spielte Berndsen dessen „Root Beer Rag“. Zuvor klärte er auf, dass der aus Würzburg stammende, als Mitläufer des Dritten Reiches eingestufte Josef Neckermann 1937 dem Großvater von Billy Joel dessen „Wäschemanufaktur Karl Joel“ weit unter Preis abkaufte. Erst in den späten 1960ern erhielt Familie Joel nach langen Prozessen eine Entschädigung.

Es waren diese informativen Zusatzgeschichten, die das Konzert so wertvoll machten. Fast gesegnet fühlten sich die Zuhörer von Dubovskys hebräisch gesungenem „Ose Schalom – Der Friedensstifter“, ein bekanntes Gebet für hohe Feiertage. Viel Beifall und eine Zugabe. Angelika Silberbach

 
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