
Betrachtet man das Foto von der Nordseite des Marktplatzes , das vor 25 Jahren in der Zeitung abgebildet war und vergleicht es mit der heutigen Situation, fallen drei Dinge ins Auge: Die beiden Telefonzellen vor dem Marktplatz 11 sind verschwunden, vor dem Rathaus darf jetzt quer geparkt werden und im Marktplatz 10 fehlt heute eine Jalousie. Die ist offensichtlich heruntergefallen.
Hotel ist geschlossen
Ansonsten hat sich nicht viel getan in den 25 Jahren, sieht man einmal davon ab, dass seit einigen Monaten auch noch das Hotel Bayerischer Hof geschlossen ist. Aus den seit Jahren existierenden Plänen eines Investors, das ganze Areal zu sanieren und zu einem großen Hotel umzubauen, ist bis heute nichts geworden. Dabei hätte die Stadt im Jahr 1999 ihr Vorverkaufsrecht ausüben und den Marktplatz 11 kaufen können. Das Haus Marktplatz 10 gehörte der Kommune ohnehin schon damals. Aber die Stadt verzichtete, nicht zuletzt wegen der damals prekären finanziellen Situation.
Michael Kast: „Schlüssel zur Entwicklung des Marktplatz-Areals“
„Aus heutiger Sicht ist das Gebäude der Schlüssel zur Entwicklung des Marktplatz-Areals“, sagt Bürgermeister Michael Kastl dazu. „Ein Kauf wäre nicht zum Schaden der Stadt gewesen“, meint er. Aber damals war die Situation eben eine ganz andere.
Die Stadt hatte damals keinerlei finanzielle Spielräume. Sie konnte sich eigentlich den Kauf des Marktplatzes 11 nicht leisten und schon gar nicht die Sanierung des Gebäudes. Aber der Stadtrat musste sich erklären, was aus dem Areal werden soll. Denn dem potenziellen Käufer des Marktplatzes 11 gehörte schon damals der Bayerische Hof ( Marktplatz 9). Er wollte beide Häuser einer gemeinsamen Nutzung zuführen, dazwischen aber liegt das Haus Marktplatz 10, das im Besitz der Stadt war und noch heute ist. Für die Umsetzung des Projektes hätte der Investor auch dieses Gebäude gebraucht.
Was für den Investor sprach
Es müsse im ureigenen Interesse der Stadtverantwortlichen sein, dass sich in diesem Bereich etwas bewegt, sagte Bürgermeister Eugen Albert damals. Man müsse und könne die Situation selbstverständlich nur im Zusammenhang mit dem Lutz-Haus sehen. Was damals für den Investor sprach: Er hatte bereits das gesamte Quartier nördlich der Gebäude am Marktplatz saniert. Genau in diesem Bereich sollte nach seinen Plänen eine Passage vom Marktplatz aus führen. Ursprünglich vorgesehen waren kleine Ladengeschäfte und eine Erweiterung des Hotels Bayerischer Hof.
Allerdings hatte es auch zuvor auch schon Bestrebungen seitens der Stadt gegeben, das Haus Marktplatz 11 zu erwerben, um darin Büros für die Stadtverwaltung einzurichten. Das Rathaus war nach der Gebietsreform zu klein geworden. Ein Kaufvertrag mit dem Vorbesitzer der Schweiz kam aber nie zustande und mit dem Umzug von Teilen der Stadtverwaltung in das Amtsgebäude am Stenayer Platz hatte sich das Thema auch erst einmal erledigt.
Entscheidung in der Januar-Sitzung
Vor 25 Jahren aber sollte der Stadtrat in seiner Januar-Sitzung entscheiden, ob die Stadt nun ihr Vorkaufsrecht ausübt. Solche Dinge werden prinzipiell nicht öffentlich behandelt und dieser Teil steht in der Regel am Ende einer Stadtratssitzung.
Und ganz offensichtlich gab es 1999 einen ganz erheblichen Diskussionsbedarf. Denn auf Nachfrage, wie denn der Stadtrat entschieden habe, sagte Eugen Albert damals, dass keine Zeit mehr geblieben sei, dieses Thema zu behandeln. Es sollte dann auf die Tagesordnung der Februar-Sitzung. Doch auch bei dieser gab es keine Entscheidung, das Thema wurde vertagt. Die Verhandlungen zwischen dem Investor und der Stadt wegen des Verkaufs des Lutz-Hauses liefen noch. Das Vorkaufsrecht drohte im März zu verfallen.
Pläne liegen in der Schublade
Letztendlich hat die Stadt keinen Gebrauch davon gemacht. Klar war von Anfang an, dass sich die Kommune im Rahmen der Städtebauförderung finanziell an dem Projekt des Investors beteiligen muss. Später gab es Überlegungen, diesen Anteil in Form des Lutz-Hauses beizusteuern, möglicherweise auch mit der Kelterhalle. Denn der Investor hatte vor, den Bayerischen Hof um Lutz-Haus, Schweiz und Kelterhalle zu erweitern. Die Pläne liegen schon seit Jahren fertig in der Schublade.
Zustande gekommen ist das Projekt allerdings nicht, die Finanzierung gestaltete sich sehr schwierig. Noch immer liegt es auf Eis, was zumindest für die Nordseite des Marktplatzes ein echtes städtebauliches Problem darstellt.
Neue Geschäfte auf der Westseite
Dafür tut sich auf der Westseite einiges. Dort ist inzwischen eine Eisdiele eingezogen und in Kürze wird der Naturkostladen neu im ehemaligen Spielzeuggeschäft Behrschmidt eröffnen. Dafür ist der städtische Treffpunkt M 17 in neue Räume umgezogen.
Dass sich die Innenstadt durchaus wiederbeleben lässt, hat sich beispielsweise auch durch die Eröffnung eines Bekleidungsgeschäftes und des Tante Enso am Anger gezeigt.
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