
Im Kriegsjahr 1641 schützte die von den Münnerstädtern angebetete Gottesmutter Maria das beschauliche Städtchen vor den schwedischen Truppen. Am diesjährigen zweiten Heimatspiel-Sonntag hätten die Schauspieler und Besucher etwas Schutz vor der sengenden Sonne vertragen können. Bei Temperaturen über 30 Grad warteten die Straßenhändler und Trödler am verkaufsoffenen Sonntag oft vergeblich auf Kunden, die sich meist in die wenigen Schattenplätze zwängten. Noch mehr dürften allerdings die Laiendarsteller in ihren dicken Kostümen unter der Hitze gelitten haben, als sie nachmittags das im Jahr 1927 verfasste Heimatspiel „Die Schutzfrau von Münnerstadt “auf dem Anger aufführten.
Eindrücke vom Wochenende
Schutzengelmarkt und Trödelmarkt
Schon seit dem frühen Morgen hatten die Straßenhändler des „Schutzengelmarktes“ auf dem Marktplatz und entlang der Hauptstraße ihre Stände aufgebaut. Jenseits des Markplatzes ergänzten die Trödler in den schmalen Altstadtgassen das vielfältige Verkaufsangebot. Doch dürfte die sengende Sonne manche Umsatzerwartung enttäuscht haben.
Spätestens ab Mittag suchten viele Einwohner entweder die schattigen Innenhöfe des Rotkreuzheims und des Deutschordensschlosses auf, um sich in geselliger Runde vom Bayerischen Roten Kreuz und dem Kleintierzuchtverein gastronomisch verwöhnen zu lassen. Oder sie warteten mit auswärtigen Besuchern im Schatten der Häuser auf den offiziellen Beginn des Heimatspiel-Sonntags.
Einholen der Feldkasse um 13 Uhr
Kurz nach 13 Uhr tönten schon von fern die Pfeifen und Trommeln der Stadtknechte des Kriegsjahres 1641, die mit einer Kanone bewaffnet und mit Pferd und Wagen vom Oberen Tor die Hauptstraße entlang zum Rathaus zogen. Dort holten sie die Feldkasse mit ihrem Sold ab. Dabei versäumten sie nicht, zwischen fröhlichen Tanzdarbietungen einiger Heimatspiel-Darsteller bei den anwesenden Gästen für den Besuch des Schauspiels auf dem Anger zu werben.
Nachdem die Stadtsoldaten wieder abgezogen waren, blieb den Besuchern noch einige Zeit zum Bummel durch den Schutzengel- und den Trödelmarkt. Währenddessen hatte Alexander Schmitt vom Sonnenhof in Reichenbach im Kostüm eines Stadtknechts Zeit, auf der Hauptstraße die Pferdeäpfel einzusammeln, um den Weg für den Straßenumzug der Heimatspiel-Gemeinde freizumachen.
Hitze hält viele vom Besuch ab
Pünktlich um 13:45 Uhr zogen dann alle bunt kostümierten Darsteller unter dem Applaus der Zuschauer die Hauptstraße einmal rauf und wieder runter, bis sich der Zug auf dem Anger auflöste, um sich auf das Heimatspiel vorzubereiten.
Mit dem Glockenschlag der nahen Stadtpfarrkirche Maria Magdalena begrüßte Heimatspiel-Vereinsvorsitzende Claudia Kind im Kostüm der Oberbürgermeisters-Gattin Appolone Vait um 14:30 Uhr die Zuschauer. Leider hatte wohl die Hitze des Tages viele Gäste vom Theaterbesuch abgehalten, weshalb die Stuhlreihen diesmal nur zur Hälfte besetzt waren. Doch ließen sich die etwa 200 Laiendarsteller, ausnahmslos Bewohner der Kernstadt und ihrer Stadtteile , sich nicht ihre Spielfreude nehmen.
Zurückversetzt ins Jahr 1641
So war die nächsten 90 Minuten vor dem erst vor wenigen Jahren restaurierten Heimatspielhaus aus dem 15. Jahrhundert, das im Spiel zum Wohnhaus des Oberbürgermeisters Hans Vait (Rudi Rippstein) wurde, ein farbenprächtiges Spektakel zu erleben. Es versetzte die Zuschauer, darunter viele Urlauber aus ganz Deutschland, an den Festtag Mariä Himmelfahrt des Kriegsjahres 1641 zurück: Während die Einwohner das Erntedankfest feiern und fröhlich tanzend mit dem letzten Erntewagen am Haus des Oberbürgermeisters vorbeiziehen, nähern sich unerwartet schwedische Soldaten dem Jörgentor.
Ein feindlicher Obrist fordert bald die Übergabe der Stadt, was Oberbürgermeister und Senatoren verweigern. Münnerstadt scheint somit dem Untergang geweiht. Doch schließlich sorgen die Gebete zur Muttergottes für ein Wunder und die Stadt ist gerettet. Mehr über „Dichtung, Wahrheit & Legende“ des Heimatspiels war auf dem anschließenden Stadtrundgang zu erfahren.
Info zu Tickets
Das Heimatspiel „Die Schutzfrau von Münnerstadt “ ist heuer noch ein drittes und letztes Mal am kommenden Sonntag, 8. September, ab 15:00 Uhr auf dem Anger zu erleben. Tickets ab 13 Euro gibt es unter Tel. 09733/3330.