zurück
Bad Kissingen
Ganz schön Mannemerisch!
Die Schönen Mannheims brauchen, um in Fahrt zu kommen – die längen zu Beginn machen sie mit starkem Gesang, charmantem Dialekt und Humor wieder wett.
In der Gruppe: Smaida Platais (von links),  Susanne Back und Anna Krämer von den Schönen Mannheims.       -  In der Gruppe: Smaida Platais (von links),  Susanne Back und Anna Krämer von den Schönen Mannheims.
Foto: Hartmut Hessel | In der Gruppe: Smaida Platais (von links), Susanne Back und Anna Krämer von den Schönen Mannheims.
Hartmut Hessel
 |  aktualisiert: 27.06.2024 10:15 Uhr

Wer schön sein will, muss leiden! Klischee oder Wirklichkeit? Jedenfalls haben es sich „Die Schönen Mannheims“ bei ihrer Darbietung im ausverkauften Bad Kissinger Rossini-Saal nicht ganz so einfach gemacht. Im ersten Teil jedenfalls. Es war kein Paukenschlag, es war eher ein lang gezogener Lidstrich, der in der ersten Hälfte ihres Programms „Es wird ja immer schöner!“ etwas irritierte.

Musikalisch sind die vier Damen aus Mannheim komplett, die immer wieder eingespielten Slangs in „Mannemerisch“ kommen sehr sympathisch rüber, und dass das Quartett bereits seit elf Jahren erfolgreich nationale und internationale Bühnen bespielt, ist eine Auszeichnung. Es gehört zur Bühnenpräsenz, sich im kleinen Spiel drei gegen eins oder zwei gegen zwei zu necken. Das taten die Kolleginnen Stefanie Titus, Anna Krämer, Smaida Platais und Susanne Back ausreichend und auch charmant.

Bloß wo war die musikalische Energie am „Tatort“? Eine Krimiparodie in drei Teilen geriet etwas zu langatmig. Da reichte der kleine Seitenhieb über die ewige Konkurrenz in Ludwigshafen nicht, zumal Pianistin Stefanie Titus immer die „Tote“ spielen musste und damit zeitweise als Taktgeberin ausfiel.

In der stimmlichen Konkurrenz als Solistinnen und dann im Wechsel als Gruppe liefen die Sängerinnen zur Höchstform auf. Es wurden seit Jahrzehnten bekannte Melodien gekapert und mit Texten unterlegt, die einem Gesundheitsstandort wie Bad Kissingen zur Hymne gereicht. Da werden das Altern und dessen Problemchen besungen, logisch die Pandemie, Hilfsmittel für Therapien influencert. Natürlich sind Essensvorlieben dabei, aber auch das Gefühlsleben von Mann und Frau wird die Tonleiter rauf- und runtergehoben.

Vamp, singende Schauspielerin, Sopranistin

Die drei Sängerinnen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Anna Krämer zum Beispiel performt den Vamp mit entsprechendem Stimmvolumen, so dass das Sitzen im Publikum zum Unruheherd wird. Sie hat in New York Gesang und Tanz studiert und zeichnet sich seit Jahren als gefragte Musicaldarstellerin aus.

Susanne Back ist die gebürtige Mannheimerin im Ensemble. Als singende Schauspielerin ist sie hauptsächlich in ihrer Heimatstadt, aber auch auf anderen deutschen Bühnen aktiv.

Smaida Platais bietet in ihren Solos dem Kissinger Publikum einen echten Hörtest, indem sie ihren Sopran in ungeahnte Höhen schwingt und dort lässt.

Oberflächlich betrachtet sind die „Schönen Mannheims“ ein wahres nationales Aushängeschild. Dunkel (Schwarz) rötlich (Rot) und blond (Gold) lässt sich ihre Haarpracht interpretieren. Stimmsprachlich sind die Aussagen angenehm in das Mannemerische eingebettet, aber auch das Hochdeutsche und englische Versionen kommen gut rüber.

Frank Sinatra wird gegendert

Als „Salz in der Suppe“ der Comedyshow erwies sich der zweite Teil, auch wenn sich im Nachhinein eine Version von „The show must go an“ als eventuelle Drohung anfühlte. Es wurde virtuos, es krachte, Bewegung verband sich mit den Songs. Vorher passte noch die Sprachduselei bei dem Sinatra-Standard „My Way“, den die Sängerinnen in mehreren Sprachen, gegendert und als deutsche Google-Übersetzung präsentierten. Es war köstlich. Diejenigen, die die Suchmaschine nutzen, wissen was da für ein Blödsinn rauskommen kann.

Überhaupt Digitales, „Mannheims Schöne“ fühlen sich immer angesprochen, vor allem durch ihr Gästebuch ( www.schoenemannheims.de ). Eine Auswahl davon, was Leute dort verzapfen, gaben sie dem Publikum zur Kenntnis. Das ist eine gute Möglichkeit, sich ins passende Licht zu rücken, jedoch nicht immer ein Schmunzelerfolg.

Hommage an Joy Fleming

„Ein Lied kann eine Brücke sein“ war es mehrfach wert. Anne Krämer brachte den Blues so gefühlig, dass sich schon Härchen stellten und das sofort als Hommage an die grandiose Joy Fleming (1944 – 2017) zu verstehen war. Das Stück so klassisch von Anne Krämer wieder ins Ohr zu bekommen, ist eine sehr schöne Erinnerung aus diesem Abend.

Besonders wenn auch im Finale mit der Welthit-Melodie von „Bohemian rhapsody“ die tägliche Radio-Queen-Dosis erklang; das Lied , mit intimer Beleuchtung ausgestrahlt und saftigem Mannemer Slang unterlegt, steigerte die Begeisterung im Publikum nochmal. Der urige Text am Ende lautet jedenfalls:  „… jetzt a Bärle Rindswurscht“. Das sagt vieles.

Lesen Sie auch:

Stefanie Titus begleitet Anna Krämer am Flügel.       -  Stefanie Titus begleitet Anna Krämer am Flügel.
Foto: Hartmut Hessel | Stefanie Titus begleitet Anna Krämer am Flügel.
Die Schönen Mannheims im Bad Kissinger Rossini-Saal.       -  Die Schönen Mannheims im Bad Kissinger Rossini-Saal.
Foto: Hartmut Hessel | Die Schönen Mannheims im Bad Kissinger Rossini-Saal.
Die Schönen Mannheims im Bad Kissinger Rossini-Saal.       -  Die Schönen Mannheims im Bad Kissinger Rossini-Saal.
Foto: Hartmut Hessel | Die Schönen Mannheims im Bad Kissinger Rossini-Saal.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Dialekte
Frank Sinatra
Humor
Hymnen
Joy Fleming
Lied als Musikgattung
Musical-Darstellerinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top