
Hunderte Familien aus den Dörfern rund um Kissingen verließen vor über 250 Jahren ihre fränkische Heimat. Ihr Schicksal lässt die Ausstellung im Landratsamt derzeit wieder lebendig werden. Noch bis zum 26. Juli ist die Schau „Die Schönbornfranken“ im Lichthof der Behörde zu sehen.
Familien aus Arnshausen und Reiterswiesen
Dass seinerzeit auch Arnshäuser und Reiterswiesener Familien unter den 84 Orten im Landkreis in das damalige Oberungarn ausgewandert sind, gibt dieser Ausstellung eine regionale Bedeutung. Dass dieser Transkarpatien genannte Landstrich heute zur Ukraine gehört, fügt eine beklemmende Note hinzu.
Die Rolle der Fürstbischöfe
Bis heute lebt dort eine deutsche Minderheit : die Schönbornfranken. Dieser Name geht zurück auf die Schönbornbischöfe, die in dieser Geschichte keine unwesentliche Rolle spielten, meinte Hartmut Koschyk , Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“, die diese Ausstellung konzipiert hat. „Die Schönborns haben ja auch in Bad Kissingen erinnernde Spuren hinterlassen“, meinte Koschyk. Schönbornsprudel und -straße nannte Dritter Bürgermeister Thomas Leiner als Beispiele, und Landrat Thomas Bold fügte noch das Schönborn-Gymnasium Münnerstadt hinzu.
Im Einführungsvortrag zeigte der Historiker und Buchautor Rudolf Distler aber auch die andere Seite der Schönbornbischöfe auf: Dass die Präsentationsbauten der Fürstbischöfe zu hoher Verschuldung führten, Steuererhöhungen nach sich zogen und neben Missernten und Seuchen zur Verarmung der Bevölkerung nicht unerheblich beitrugen, weshalb man mit lukrativen Auswanderungsangeboten „...sich der ärmsten Bevölkerungsschichten zu entledigen wusste“.
So hieß ein Reiterswiesener Auswanderer
Er würzte seine Ausführungen mit kleinen persönlichen Geschichten. So wisse man zum Beispiel den Namen eines Reiterswiesener Auswanderers. Er habe Dittmer geheißen.
Migration sei eine stets wiederkehrende Geißel der Menschheit. Vor knapp 300 Jahren waren es wirtschaftliche Gründe für die Schönbornfranken, ihre Heimat zu verlassen, stellte Distler fest. Er schilderte anschaulich die historischen Ereignisse, betrachtete die fränkische Bauweise in den transkarpatischen Dörfern und beschrieb, wie die deutsche Minderheit dort heute lebt.
Heute Teil der Ukraine
Trotz häufiger Alarmierungen seien die Menschen in der Region dort, abgesehen von einigen Raketeneinschlägen, von Kampfhandlungen in der Ukraine verschont geblieben, und so könne auch das Kulturleben der deutschen Organisationen weitergeführt werden.
