So einen Aufwand hat die Kurstadt vermutlich seither nicht mehr erlebt: Als Prinzregent Ludwig, der spätere König Ludwig III., Mitte Mai 1913 samt Gattin und Prinzessinnentöchtern nach Bad Kissingen kam, um den Regentenbau höchstselbst seiner Bestimmung zu übergeben, setzte die Stadt alle Hebel und Honoratioren in Bewegung. Fast drei Tage lang, vom Nachmittag des 15. Mai bis zum Vormittag des 17. Mai feierte die Stadt mit den Königlichen Hoheiten und ihrer Entourage ein rauschendes Fest.
Hotels und Privathäuser hatten „ihren Schmuck angelegt“, schrieb die Saale-Zeitung. „Rote Draperien“ hingen über die Straßen, „die abgelegensten Gaslaternenständer“, ergänzte das Fränkische Volksblatt, wurden „mit der Wurzelbürste abgerieben“. Triumphbögen am Bahnhof, an der Einmündung zur Schlossstraße, und ein über Kreuz gestellter Triumphbogen mit Königskrone an der Abzweigung Richtung Ludwigstraße verliehen dem Weg, den Ludwig vom Bahnhof nahm, „monumentalen Charakter“.
Selbst wenn man den typischen Pomp und die Unterwürfigkeit jener Zeit gegenüber der Herrscherfamilie beiseite lässt – Bad Kissingen hatte damals wirklich Grund zum Feiern. Die Errichtung des Regentenbaus hob die Stadt, die mit den Bauten von Ludwig I. aus dem 19. Jahrhundert zum Weltbad aufgestiegen war, in eine neue Dimension.
Stararchitekt Max Littmann
Zu verdanken hatte Kissingen das eigentlich nicht dem Prinzregenten Ludwig, der zur Eröffnung kam, sondern dem wenige Monate zuvor gestorbenen Prinzregenten Luitpold. Unter dessen Regentschaft war der Münchner Stararchitekt Max Littmann beauftragt worden, den Bestand an repräsentativen und funktionellen Kurbauten in der fränkischen Stadt zu ergänzen.
Der bayerische Staat ließ sich das durchaus etwas kosten. Im Fränkischen Volksblatt vom 17. Mai 1913 heißt es, allein für die bereits zwei Jahre zuvor eröffnete Wandelhalle und für den anfänglich Kurhaus genannten Regentenbau betrugen die Aufwendungen drei Millionen Mark. Dazu seien noch zweieinviertel Millionen Mark für Grunderwerbungen und Neueinrichtungen gekommen.
Begangen wird das für Bad Kissingen durchaus bedeutsame Jubiläum genau genommen dreimal. Mit einem Festakt am 26. Mai. Und mit einem Jubiläumskonzert am 9. Juni sowie einem Symposion mit Vorträgen und Musik am Tag darauf.
Der Arkadenbau dagegen wird offenbar heuer nicht ein einziges Mal gefeiert. Dabei gäbe es dafür nicht weniger Gründe. Sondern vielleicht sogar mehr. Das nach wie vor zentrale Gebäude der Kuranlagen begeht ebenfalls ein Jubiläum. Offizielle Einweihung war am 8. Juli 1838. Also steht der 175. Geburtstag an. Außerdem kann man trefflich darüber streiten, welcher Bau historisch letztlich wichtiger ist. Der Arkadenbau, mit dem Ludwig I. und sein genialer Baumeister Friedrich von Gärtner die Grundlage der Entwicklung Kissingens zum Weltbad legten. Oder der Regentenbau, der half und hilft, die erreichte Bedeutung zu sichern und auszubauen.
Und wenn wir schon mal bei Jubiläen sind: Der Rosengarten und der Ladenpavillon zur Ludwigsbrücke hin könnten gleich mitgewürdigt werden. Im Zusammenhang mit der Errichtung des Regentenbaus gestaltete die Stadt die östliche Auffahrt zur Ludwigsbrücke neu. Dabei entstanden nicht nur der Pavillon und die Mauer nach Norden hin. Laut Saale-Zeitung „erwies sich die Umgestaltung der bisher lediglich als Wiese und Radfahrbahn benützten Flächen nördlich der Brücke zwischen den städtischen Basaren und der Saale zu gärtnerisch und künstlerisch ausgestalteten Anlagen notwendig“.
Die Main-Post würdigt 100 Jahre Regentenbau und 175 Jahre Arkadenbau mit einer losen Serie von Artikeln. Dabei geht es nicht nur darum, wer wann was gebaut hat. Unter anderem erfahren Sie auch, dass einige örtliche Firmen, die damals an den Arbeiten beteiligt waren, heute noch bestehen. Und dass US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg dort, wo heute Cecilia Bartoli singt, ganz locker Basketball spielten.