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Bad Kissingen
Die Rhön spürt den Klimawandel
Bad Kissingen hat wegen der Heilquellen und der Saale ein besonderes Verhältnis zum Wasser. Eine Ausstellung informiert nun über den Zusammenhang von Klimaerwärmung und Trinkwasser.
Eine Frau schaut sich die Ausstellung zum Wasserschutz im Gewölbekeller des Bismarckmuseums an.       -  Eine Frau schaut sich die Ausstellung zum Wasserschutz im Gewölbekeller des Bismarckmuseums an.
Foto: Klaus Werner | Eine Frau schaut sich die Ausstellung zum Wasserschutz im Gewölbekeller des Bismarckmuseums an.
Klaus Werner
 |  aktualisiert: 27.03.2025 10:30 Uhr

Der Weltwassertag, der von den Vereinten Nationen seit 1998 veranstaltet wird, stellt in diesem Jahr den Erhalt der Gletscher in den Mittelpunkt. Für Bad Kissingen ist dies Anlass genug, mit Führungen und Ausstellungen über die Bedeutung der wertvollen Ressource Wasser zu informieren. Auftaktveranstaltung war im Museum Obere Saline , wo zwei Experten des Kissinger Wasserwirtschaftsamtes über die besondere Situation im nördlichen Unterfranken informierten.

Der Nachhaltigkeitsagenda verpflichtet

Welterbekoordinatorin Anna Maria Boll hob die besondere Beziehung der Kurstadt zum Wasser durch die Heilquellen hervor. Doch auch die Saale präge die Stadt sowie die umgebende Landschaft. Als Teil von „Great Spa Towns of Europe“ sei man der globalen Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen verpflichtet.

Ihr Dank galt dem Museum Obere Saline , dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen und der Bayerischen Staatsbad GmbH für die gute Zusammenarbeit bei der Ausgestaltung der Thementage.

Bedeutung des Wassers

„Ein Glas sauberes Trinkwasser ist nicht für alle selbstverständlich“, sagte Museumsleiterin Annette Späth. Für die Stadt hätten die „kalten Heilquellen“ eine lange Tradition, denn schon im 16. Jahrhundert seien Kurgäste nachgewiesen und seit dieser Zeit spiele das Heilwasser in der Stadtentwicklung eine besondere Rolle, bis hin zum Welterbetitel „Great Spa Town“.

Uwe Seidl, Baudirektor des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen , einem von 17 in Bayern, erläuterte Aufgaben und Ziele der Wasserwirtschaftsämter . Verantwortlich sei man nicht nur für eine nachhaltige Wasserwirtschaft vor Ort, sondern auch Ansprechpartner für Kommunen, Ämter oder Planungsbüros.

Belastung mit Nitrat

Neben dem Wasser stehe der Boden im Fokus der Wasserwirtschaft. Dabei werde eng mit den Landwirtschaftsämtern zusammengearbeitet. Vorrangiges Ziel sei die Sicherung des Trinkwassers, so Uwe Seidl, und nannte als Beispiel die Diskussion um das Trinkwassereinzugsgebiet in der Nähe von Würzburg. Darüber hinaus dürfe man die ökologische Komponente der Gewässer und der Uferbereiche nicht vernachlässigen, die für die biologische Vielfalt wichtig seien.

Auf die Frage nach dem Grundwasserschutz und der landwirtschaftlichen Belastung durch Nitrat oder Düngemittel verwies Seidl auf die rund 1500 Messstellen bayernweit, davon 100 im Bereich des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen , und auf die „roten Gebiete“, wo die Grenzen überschritten sind.

Klimawandel und seine Auswirkungen

Benjamin Schulz, verantwortlich für Wasserversorgung , Grundwasser und Bodenschutz beim Kissinger Wasserwirtschaftsamt , widmete sich in seinem Vortrag der „Schnee- und Niederschlagssituation im nordöstlichen Unterfranken“, denn die Rhön habe weniger mit Gletschern zu tun. Die vier bayerischen Gletscher seien durch die steigenden Temperaturen des Klimawandels gefährdet und der südliche Schneeferner Gletscher gelte mittlerweile als sogenanntes „Toteis“, weil sich die Eismassen nicht mehr bewegen und mit einer Sedimentschicht bedeckt sind.

Mit vielen Messdaten belegte Schulz den „schnellen und signifikanten“ Temperaturanstieg seit den 1980er Jahren. Die Rhön spüre dies durch die zurückgehende Schneemenge, durch immer neue Temperaturrekorde in den letzten drei Jahren, durch Verringerung der jährlichen Regenmenge, durch eine höhere Verdunstung und in der Folge durch eine geringere Grundwasserneubildung.

Zukünftige Herausforderungen

Dabei sei der Trend entscheidend, auch wenn die Jahre 2023 und 2024 aus wasserwirtschaftlicher Sicht besser waren, denn: „Man braucht mehr als ein nasses Jahr, um die Defizite aufzuholen.“ Der Zusammenhang sei exponentiell negativ, denn 25 Prozent weniger Regen ergäben 40 Prozent weniger Grundwasser.

Und dann hatte er noch eine schlechte Botschaft dabei: Die aktuelle Temperaturentwicklung zeige, dass wir vom Worst-Case ausgehen müssen.

Als weitere Auswirkungen nannte der Experte vom Wasserwirtschaftsamt die Gewässererwärmung, das Niedrigwasser in Flüssen und Seen mit Auswirkungen auf die Biodiversität und die ungleiche Niederschlagsverteilung. Starkregen erzeuge regional begrenzte, große Regenmengen in kurzer Zeit, die sich nur eingeschränkt vorhersagen lassen und Sturzfluten auslösen, „weil die Regenmenge nicht versickern kann, sondern oberflächlich abfließt“. Starkregenereignisse über einen Zeitraum von rund 24 Stunden seien vorhersagbar, doch die lokale Präzision gelinge bislang nur sehr kurzfristig. Deshalb seien Warnsysteme wichtig, wie zum Beispiel über Handy-Signale.

Quellschüttungen als Indikator

Als Indikator für die Entwicklung des Grundwassers werden die Quellschüttungen in der Rhön erfasst. Es werde ein deutlicher Rückgang bei der sommerlichen Quellschüttung erwartet. Dagegen seien bei den Heilquellen der Region keine Minderschüttungen erkennbar, so Benjamin Schulz, und das liege daran, dass das Heilwasser aus dem Tiefengestein gespeist werde.

Die Ausstellung „ Gletscher , Niederschlag und Wasserschatz“ im Gewölbekeller ist mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Daniela Schäfer, Koordinatorin der Ausstellung vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, Benjamin Schulz und Uwe Seidl       -  Daniela Schäfer, Koordinatorin der Ausstellung vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, Benjamin Schulz und Uwe Seidl
Foto: Klaus Werner | Daniela Schäfer, Koordinatorin der Ausstellung vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, Benjamin Schulz und Uwe Seidl
Am Rednerpult steht Anna Maria Boll, in der ersten Reihe die Referenten  Benjamin Schulz und  Uwe Seidl.       -  Am Rednerpult steht Anna Maria Boll, in der ersten Reihe die Referenten  Benjamin Schulz und  Uwe Seidl.
Foto: Klaus Werner | Am Rednerpult steht Anna Maria Boll, in der ersten Reihe die Referenten Benjamin Schulz und Uwe Seidl.
 
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