„Ein Rotstift kann Träume zerstören, ein Lächeln kann diese wieder erwecken“, so umschrieb ein Schüler auf der Abschlussfeier der Staatlichen Realschule Bad Kissingen das besondere Verhältnis, das zwischen Schülern und Lehrkräften entstehen kann. 143 Absolventinnen und Absolventen wurden einzeln auf die Bühne des Max-Littmann-Saals gebeten, um ihr Abschlusszeugnis in Empfang zu nehmen, und neben den Noten waren im Umschlag auch viele Erinnerungen an die zu Ende gehende Schulzeit eingetütet.
Großer Andrang herrschte vor und im Regentenbau, in dem bis in den grünen und den weißen Saal hinein gedeckte Tischreihen standen. Im Zentrum aber reihten sich die 143 Absolventinnen und Absolventen der sieben Abschlussklassen auf, um nach Klassen geordnet auf die Bühne zu gehen und die Abschlusszeugnisse sowie die Glückwünsche von Klassenleitern beziehungsweise vom Schulleiter entgegenzunehmen.
Anlässlich ihres Festtages waren langes Ballkleid in den verschiedensten Farben sowie der Anzug mit und ohne Fliege für die jungen Menschen obligatorisch. Genauso festlich war das Drumherum, das von Julia Waldner als stellvertretende Schulleiterin eröffnet wurde.
Mit einem landwirtschaftlichen Vergleich konfrontierte stellvertretender Landrat Emil Müller die Abschlussschüler, denn: „Heute fahren Sie Ihre Ernte ein – und dies im repräsentativsten Saal des Landkreises Bad Kissingen .“ Jeder habe seine Vorstellungen vom zukünftigen Leben, so Müller, aber nicht jede Biografie sei schnurgerade, und deshalb seien neue Entscheidungen erforderlich, „wenn man das Gefühl hat, der bisherige Weg macht keine Freude“.
Auch für Oberbürgermeister Dirk Vogel ist die Schulzeit eine Zeit, in der man öfters angeschubst werden muss, aber am Ende muss man es selbst schaffen – „und darauf kann man stolz sein“. Im Gepäck hatte er zwei gute Nachrichten, denn einerseits biete der Landkreis viele gute Berufschancen und andererseits gebe es ein durchlässiges Bildungssystem, das viele schulische Möglichkeiten eröffnet. In das Hausaufgabenheft diktierte das Stadtoberhaupt: „Es kommt auf Ihren Willen, auf Ihre Motivation an, dann ist vieles möglich.“
Für den Elternbeirat kamen die Glückwünsche zum erfolgreichen Realschulabschluss von Ulrike Kiesel als Vorsitzende, die bei dieser Gelegenheit zwei verdiente Mitglieder verabschiedete.
Nele Kröckel und Dominic Konopka starteten ihre Abschlussrede als Schülersprecher mit der Bitte, dass die angesprochenen Anwesenden alles mit Humor nehmen und sich nicht angegriffen fühlen mögen. Und so ging es mal um den langweiligen Unterricht oder den Corona-bedingten Online-Unterricht, „in dem man seine Aufgaben irgendwie erledigte, ohne dass es eine Kontrolle gab“. In der zweijährigen Corona-Phase habe man die „Zeit irgendwie aus den Augen verloren“, so ihr Resümee, und erst in der 9. und erst recht in der 10. Jahrgangsstufe sei das Lernen wieder in den Mittelpunkt gerückt.
So negativ sah es Schulleiter Torsten Stein nicht, der nicht 143 Absolventinnen und Absolventen vor sich sitzen sah, sondern „unterschiedlichste Persönlichkeiten, deren Einstellungen zur Schule von vollkommen unbeschwert bis äußerst engagiert reichten“. 97 Prozent haben den mittleren Schulabschluss bestanden.
Zudem bemerkte er nicht ohne Stolz, dass „absolute Spitzenleistungen von ganz besonderer Qualität“ dabei waren: Sarah Walkenhorst und Eileen Dumor glänzten mit einem Notendurchschnitt von 1,0, was in jedem Fach die Note 1 bedeute – egal ob Haupt- oder Nebenfach.
Lob gab es auch für das Verhalten der 10. Jahrgangsstufe, denn während des Schuljahres waren weder Disziplinarausschuss noch verschärfte Verweise als Ordnungsmittel nötig gewesen. Mit der Mittleren Reife sei das Fundament gelegt für die nächsten Schritte, egal ob eine berufliche Ausbildung oder die Fachoberschule oder das Gymnasium angestrebt werde.
Die jeweiligen Sprecher der sieben Klassen nutzten die Gelegenheit, um auf die Höhen und Tiefen des Schullebens zu schauen, anekdotenreich die Berlin-Fahrt zu loben, die Sprüche der Lehrkräfte zu rezitieren oder philosophische Betrachtungen darüber anzustellen, „dass jedes Ende der Beginn von etwas Neuem ist“.
Die jeweiligen Klassenleiterinnen und Klassenleiter dankten den Eltern für die „Rundumbetreuung des Nachwuchses“ in der Coronazeit, zeigten Verständnis für das wackelige Internet in der Rhön beim Home-Schooling und bezeichneten die Schulzeit als „gemeinsame Reise mit besonderen Momenten und manchem, was mittlerweile verjährt ist“.
In der Abschlussfeier der Staatlichen Realschule Bad Kissingen wurden folgende Schülerinnen und Schüler für einen Notendurchschnitt von besser als 1,5 mit einem Büchergutschein ausgezeichnet: Sarah Walkenhorst und Eileen Dumor (1,0), Lisa Edelmann (1,17), Lorenz Wilm (1,18), Luna Repetto Leikert und Malena Kayser (1,25), Raluca-Maria Nistor und Patrick-Adrian Manole (1,36), Helena Wunderle, Liliana von Schaabner und Lilli Obermeier (1,42) sowie Nele-Madeleine Büttner (1,45).
Außerdem wurden Schülerinnen und Schüler für besonderes Engagement als Schülerlotse oder Schulsanitäter, in der Schulbücherei oder der Schulband, in der Schülermitverantwortung oder der Koordinationsstelle „Offenes Ohr“ gewürdigt, und zwar Vivian Bauer, Paul Dees, Lukas Diener, Fabian Braun, Luca Eichelberger, Nele Büttner, Hannah Niermann, Pia Wolf, Dominik Konopka, Nele Kröckel und Sandra Neubauer.
