St.-Nepomuk-Kirche oder St.-Elisabeth-Kirche – vor diese Wahl wurde die Garitzer Pfarrgemeinde durch die Entscheidung der Diözese Würzburg gestellt, dass nur noch eine Kirche bei notwendigen Maßnahmen bezuschusst werde.
Bei einer Pfarrversammlung wurde informiert, diskutiert und letztlich entschieden: 89 Stimmen gab es für die St.-Nepomuk-Kirche, 88 für die St.-Elisabeth-Kirche und sieben Stimmen waren ungültig. Dieses Votum „Pro Nepomuk-Kirche“ wird nun an die Diözese Würzburg übermittelt und in deren Händen liegt die endgültige Entscheidung, welche Garitzer Kirche die Hauptkirche bleibt.
70 Gottesdienstbesucher
Fast 200 Garitzer folgten der Einladung von Kirchenverwaltung, Kirchenstiftung und Gemeindeteam und so war die St.-Elisabeth-Kirche besser besucht als bei den Gottesdiensten, so Pfarrvikar Karl Feser . Deutschlandweit würden nur noch 4,3 Prozent der Katholiken regelmäßig den Gottesdienst besuchen, was für Garitz 86 Besucher bedeuten würde. „Am Sonntag waren es 70 Personen“, so Feser.
Weniger Mitarbeiter, weniger Geld und weniger Besucher - vor diesem Hintergrund habe man eine Kategorisierung der Kirchengebäude angestrebt, erläuterte Martin Vogt vom Dekanat Bad Kissingen.
„Die Kirche bleibt im Dorf, muss aber zukunftsfähig sein“, laute hier das oberste Ziel und Grundlagen der Entscheidung seien unter anderem Katholikenzahl vor Ort, Anzahl der Gottesdienst-Besucher , das Baujahr, der Renovierungszustand und die Anzahl der Gottesdiensthäufigkeit gewesen.
Einstufung von A bis E
So soll es zu einer Einstufung der Kirchen in fünf Kategorien kommen – von A mit überörtlicher Bedeutung bis E als „Kirche mit neuer Nutzung“. Für Garitz bedeute dies, dass eine Kirche in der Kategorie C als „klassische Dorfkirche mit mehr als 100 Katholiken und regelmäßigem Gottesdienstangebot“ eingestuft werde, die andere Kirche sei dann Kategorie E.
Für „C“ gebe es Zuschüsse in Höhe von 50 Prozent für Instandhaltung innen und außen, für „E“ gebe 70 Prozent, aber nur für Verkehrssicherungsmaßnahmen. Diese sogenannten „Zweitkirchen“ sollen einer anderen Nutzung zugeführt – Beispiele gebe es mit „Kunstkirchen“ für Ausstellungen oder profane Nutzung als Wohnung und Atelier. Auch ein Abriss sei nicht auszuschließen, so Martin Vogt .
Kirchenpfleger Erwin Hippler erläuterte die finanzielle Situation der Pfarrgemeinde Garitz , die im Jahr 2022 bei 47.000 Euro an Einnahmen und 59.000 Euro an Ausgaben ein Defizit ergab. Sein Fazit: „Wenn es noch zwei Jahre so weitergeht, sind unsere Rücklagen aufgebraucht.“
Kurz ging er auf die baulichen Gegebenheiten der beiden Kirchen ein und berichtete von einem Renovierungsbedarf bei der St.-Elisabeth-Kirche in Höhe von rund 90.000 Euro. Selbst bei 50 Prozent Zuschuss „können wir es uns nicht leisten“.
Pro und Contra
Sehr sachlich wanden Teilnehmer ein, ob auch das kirchensteuerliche Aufkommen der Pfarrgemeinde bei der Entscheidung eine Rolle spiele oder ob der Denkmalschutz einer anderen Nutzung der St.-Nepomuk-Kirche entgegenstehe und argumentierten mit der besseren Infrastruktur bei der St.-Elisabeth-Kirche und deren vielfältige Nutzung mit Bücherei, Pfarrbüro und Pfarrsaal.
Nachgefragt wurde auch in Bezug auf eine differenziertere Kostenbetrachtung der beiden Kirchen oder dem Vermögen der Pfarrgemeinde, das man für die Kirchen nutzen könnte. Erwin Hippler bezifferte die Energiekosten in Höhe von knapp 20.000 Euro für das Gemeindezentrum am Garitzer Kreisel, ohne den Kindergarten, als größten Posten des Haushalts.
Als Kirchenstiftung sei man Eigentümer der Kirchen mit Grundstück sowie von Friedhof, kleinflächigem Grünland und Wald, woraus man Erträge aus Pacht oder Holzverkauf erziele. Seine Bedenken: „Wenn man den Wald verkauft, dann ist irgendwann das Geld weg, aber der Wald auch.“ Eine ergänzende Nachfrage betraf die „Pfarrerswohnung“ mit einem Mietwert, jedoch müsste auch hier erstmal grundsaniert werden.
Kritik an Kirchen
Emotionaler ging es um Fragen, die die Kirchen als „sakralen Raum“ und „Ort des Gebetes“ betrachten und profane Nutzungen als „Entweihung“ ansehen, oder um die Forderung, dass auch ein „Nein“ bei dieser Entscheidung, also der weiteren Nutzung beider Kirchen, vom Bischof in Würzburg zu akzeptieren sei, oder um die Ansicht, dass sich die Stadt als Weltkulturerbe auch die (Bad Kissinger) Kirchen im Blick haben müsse.
Pauschale Kirchen-Kritik zu deren riesigen Vermögenswerten oder zum aufgeblähten Verwaltungsapparat gab es ebenso wie Hinweise auf die Aufgaben der Kirche, die mit Kindertagesstätten oder Pflegeeinrichtungen soziale Verantwortung in der Gesellschaft haben.
Emotionale Beziehung
Betont wurde immer wieder die emotionale Beziehung zur St.-Nepomuk-Kirche, die einerseits „Wärme ausstrahle“ und andererseits Bezugspunkt für Taufe, Hochzeit und Trauerfeier sei. Gleiches hörte man auch in Bezug auf die St.-Elisabeth-Kirche, die für die Jüngeren eine ähnliche emotionale Wertung habe.
Robert Pohl vom Gemeindeteam und Juditha Weiß von der Kirchenverwaltung formulierten unisono, dass es „um ein Stimmungsbild der Pfarrgemeinde geht, denn letztlich werde die Entscheidung in Würzburg getroffen“.
Und Florian Arand als Moderator des Abends, sprach einerseits von einer „zukunftsträchtigen Entscheidung“ und versprach andererseits, dass ein Votum der Pfarrgemeinde weitergeleitet werde, „egal wie es ausfällt“.
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