Das Wasserschutzgebiet (WSG) bei Römershag – es spaltet neuerdings die Gemüter im Sinntal – und darüber hinaus. So stellte Martin Göbel , Bürgermeister von Karsbach (Main-Spessart), kürzlich die Frage in den Raum, warum eine Leitung mit Riedenberger Abwasser durchs WSG führen darf, die P43 aber nicht. Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen klärt auf.
Gefühlt liegt Karsbach meilenweit von Römershag entfernt. Rund 40 Kilometer Luftlinie sind es bis zu der Gemeinde, die von der Verwaltungsgemeinschaft Gemünden betreut wird. Warum beschäftigt sich ein Bürgermeister von dort mit Riedenberger Abwasser?
„Verbotstatbestand“ für Fulda-Main-Leitung
Die klare Verbindung ist die geplante Starkstromleitung P43, auch Fulda-Main-Leitung genannt. Übertragungsnetzbetreiber Tennet hatte sie im Abschnitt Dipperz–Bergrheinfeld ursprünglich an der A7 entlangführen wollen – mitten durchs WSG zwischen Römershag und Riedenberg .
Davon sind die Tennet-Planer inzwischen abgekommen – wegen des Wasserschutzgebietes. Sie sehen es sogar als „Verbotstatbestand“, wie die Tennet-Vertreter Thomas Wagner und Axel Puttkammer unter anderem bei einem Infomarkt in Zeitlofs bestätigten.
Drei Brunnen versorgen Bad Brückenau
Die drei Brunnen des WSG Römershag versorgen die gesamte Stadt Bad Brückenau und Eckarts mit Trinkwasser. Würde dieses – durch Bauarbeiten oder anderes – verunreinigt, müssten unter Umständen 7500 Menschen über Tankwagen mit Frischwasser versorgt werden.
Statt einer Trassenführung entlang der Rhönautobahn zeigen die Tennet-Planer nun einen „Vorschlagskorridor“ auf, der südlich von Fulda zur ICE-Trasse Würzburg-Fulda einschwenkt, an Zeitlofs vorbei in den Forst Detter-Süd und zwischen Dittlofsroda und Waizenbach durch in den Landkreis Main-Spessart führt.
Autobahnbrücke vor zehn Jahren durchs Schutzgebiet gebaut
Damit wäre im weiteren Verlauf Karsbach wieder von der P43 beeinträchtigt. Daher die Betroffenheit von Martin Göbel , der beim Infomarkt in Wartmannsroth auch den Neubau der Sinntalbrücke mitten durchs WSG Römershag vor zehn Jahren ansprach.
Doch wie sieht es mit der Riedenber-ger Abwasserleitung aus, auf die Göbel abzielt? Fakt ist: Der Riedenberger Gemeinderat hat sich immer noch nicht entschieden, ob er lieber eine eigene Kläranlage bauen lassen will oder nach Trübenbrunn anschließt. Nur im zweiten Fall würde überhaupt eine Abwasserleitung gebaut. Diese Gemengelage bestätigt Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt.
Wasserwirtschaftsamt rät zum Anschluss an Bad Brückenau und Trübenbrunn
„Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kis-singen ist der festen Überzeugung, dass der Anschluss an die Kläranlage Trübenbrunn von der Gemeinde Riedenberg angestrebt werden sollte“, schreibt Seidl auf Nachfrage. Das habe man ihr so nahe gelegt. Der Anschluss an die Bad Brückenauer Kanalisation würde in Römershag erfolgen.
Sollte es dazu kommen, müsste die fällige Abwasserleitung zwingend durchs WSG führen. „Eine alternative Trassenführung um das Trinkwasserschutzgebiet herum ist nicht möglich.“
Dabei spricht Seidl den Truppenübungsplatz im Norden, aber auch die große Nord-Süd-Ausdehnung des WSG an, die es zu umgehen gelte.
Bei Fulda-Main-Leitung gibt es Alternativen
Diese Alternativlosigkeit sieht Seidl als einen Grund, warum die Leitung im Gegensatz zur P43 durchs WSG führen könnte. Für die Fulda-Main-Leitung seien andere Verläufe möglich.
Mit der Abwasserleitung sieht der Baudirektor vom Wasserwirtschaftsamt sogar eine geringere Gefährdung der Wasserversorgung als mit einer eigenen Riedenberger Kläranlage. „Der Bau einer Kläranlage und die Einleitung des gereinigten Abwassers in die Sinn in unmittelbarer Nähe an der Grenze zum Trinkwasserschutzgebiet bergen ein erhebliches Risiko für die Trinkwasserversorgungsanlage Römershag.“
Abwasserleitung verläuft durch gesamtes Schutzgebiet
Die zu bauende Abwasserleitung würde zwar nahezu auf der gesamten Länge innerhalb der Engeren Zone des Trinkwasserschutzgebietes verlaufen. Sie könne aber technisch so errichtet und überwacht werden, dass eine Beeinträchtigung des Grundwassers weitestgehend ausgeschlossen wäre.
„Hier können wir nur einer doppelwandigen Leitung beziehungsweise dem Verlegen von Kanälen, die aus speziellen Rohrmaterialien bestehen, zustimmen. Zudem haben wir eine kontinuierliche Leckageüberwachung des Kanals vorgeschlagen.“
Höhere Kosten bei sichereren Abwasserkanälen
Abwasserkanäle in einem Trinkwasserschutzgebiet benötigen laut Seidl eine zuverlässige Dichtheit und häufigere Kontrolle als andere Kanäle. Das verursacht höhere Kosten als außerhalb. Die Trasse selbst stehe noch nicht fest.
Bei den Bauarbeiten sei die Schutzgebietsverordnung konsequent einzuhalten, so bei Baustelleneinrichtung und Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Zudem sei eine Baubegleitung durch einen Hydrogeologen und ein ergänzendes Monitoring der Trinkwasseranlage Römershag angemessen.
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