
Das Museum lebt. Nicht nur die Sonderausstellung "Woher - Wohin", die in der Museumsscheune so eindringlich vom "Ankommen und Weggehen" spricht, auch das Schul- und das Volkskundemuseum sind geöffnet und machten am Samstag, 20. Juni, mit einem kleinen historischen Spiel Lust auf einen "fast normalen" Museumsbesuch .
Dazu hatten sich die Museumspädagoginnen Katja Kraus in eine arbeitssame Bäuerin und Renate Kiesel in ein gestrenges Schulfräulein verwandelt und spielten - Corona bedingt jeweils vor einer kleinen Schar - "gute alte Zeit", in der Stube des Bauernhauses im Volkskunde Museum und im Schulsaal des Schulmuseums . Da durfte bei der Schilderung des harten Lebens der fiktiven "Maria Bauer" aus Aschach, geschaut, gestaunt und gelacht werden oder in den harten Schulbänken des Schulmuseums Platz genommen, gerechnet und "Sütterlin"-Schrift mit dem Finger in die Luft geschrieben werden. Die Schiefertafel indes war dem Fräulein Lehrerin vorbehalten. Die musste allerdings erst mal den Griffel spitzen und die Tafel wischen. Ach ja, der Vorrat an Toilettenpapier war auch zu Ende gegangen. Also Schere zur Hand, aus dem "Kissinger Intelligenzblatt" (dem Vorläufer der Saale Zeitung ), quadratische Blätter schneiden und an den rostigen Nagel am Pult hängen: Jeder darf nur drei Blatt mitnehmen!
Kartoffeln und Sauermilch
Fünf Kinder hatte Maria Bauer zu versorgen, die bettlägerige Schwiegermutter zu pflegen, den Haushalt zu führen, mit langem Faden und Stopf- Ei Socken zu stopfen, zu stricken, Obst zu dörren, und und und, alles in der guten Stube. Eben Arbeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Maria mit hellem Kopftuch über dem mausgrau-bläulichem Alltagsgewand freut sich auf morgen. Morgen ist Sonntag! Sonntag, da hab ich den halben Tag frei, da gibt's auch richtigen Kaffee, keinen "Muggefugg" wie sonst. Und zum Mittag gibt's Fleisch : "Hoffentlich bleibt was übrig für Montag, da ist Waschtag, da komm ich nicht zum Kochen : "Sonst gibt's halt Kartoffeln mit Sauermilch".
"Wie man das damals ausgehalten hat", fragt eine Besucherin . "Na ja, man kennt's halt nicht anders und manchmal hab' ich mir einen Schluck vom Selbstgebrannten gegönnt und wenn das ,Bobbele' gar nicht aufhören wollte zu schreien, hab ich den Nuckel halt in den Schnaps getaucht, das hat meistens gewirkt."
Rohrstock und Fleißbildchen
Im Schulmuseum sitzt Renate Kiesel, streng katholisch schwarz gekleidet, am Katheder und korrigiert Diktate. Wenn das Fräulein Lehrerin hereinkommt, hat man aufzustehen. "Das üben wir jetzt mal", dazu die obligatorische, geleiert-rhythmische Begrüßung: "Guten Morgen Fräulein Lehrerin". Wer hat das nicht mehr im Ohr? "Habt Ihr Eure Hausaufgaben gemacht?" Und schon wird mit dem Rohrstock gewunken und die Rechenschwäche des kleinen Karl bedauert, ... "aber der bringt immer besonders viel Holz zum Anfeuern mit! 30 Fehler im Diktat der Anna, eigentlich müsste sie sitzenbleiben, aber beim Schlachten ist in der Wurstsuppe immer ein schönes Stück Fleisch drin."
Mit diesem kleinen historischen Spiel machen die Museen Schloss Aschach trotz der aktuellen
Beschränkungen einen weiteren Schritt zur Normalität. Wie schön, so die Zeit zu verkürzen, bis auch das Flaggschiff an der Aschach, das nach aufwändigem Umbau "neue" Graf-Luxburg Museum wieder öffnen kann.