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LKR Bad Kissingen
Landkreis Bad Kissingen: Corona-Lüfter bleiben gefragt
Der Landkreis Bad Kissingen hat für Schulen 108 Luftreiniger angeschafft. Ein Großteil davon arbeitet bis heute, obwohl keine Verpflichtung besteht.
In den Bildungseinrichtungen des Landkreises  stehen 108 mobile Luftreiniger. Zu einem großen Teil sind sie weiter während des Unterrichts eingeschaltet.       -  In den Bildungseinrichtungen des Landkreises Bad Kissingen stehen 108 mobile Luftreiniger. Zu einem großen Teil sind sie weiter während des Unterrichts eingeschaltet.
Foto: Symbolbild/dpa Hauke-Christian Dittrich | In den Bildungseinrichtungen des Landkreises Bad Kissingen stehen 108 mobile Luftreiniger. Zu einem großen Teil sind sie weiter während des Unterrichts eingeschaltet.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:10 Uhr

Es war eine beträchtliche Investition, die der Kreistag in Bad Kissingen in der „heißen“ Phase der Corona-Pandemie anstieß: insgesamt 108 Luftreinigungsgeräte für sieben seiner elf Schulhäuser, Nettowert: 284.000 Euro. Ein Großteil dieser Kosten war über staatliche Förderprogramme abgedeckt. Dennoch stellen sich Fragen: Hat sich die Investition gelohnt? Werden die Geräte nach Abflauen der Pandemie noch genutzt oder stehen sie still in der Ecke?

Laut einer Übersicht des Landratsamtes wurde die Jakob-Kaiser-Realschule Hammelburg in einer ersten von zwei Förderrunden mit 39 Lüftern bedacht. Mehr erhielt keine andere Bildungseinrichtung in Trägerschaft des Kreises.

Rektor Christian Buchner ist heute noch froh, von der Kreisverwaltung bedacht worden zu sein, bevor der große Ansturm auf die Coronalüfter begann. „Die Geräte laufen auch noch; ich kann aber nicht sagen, in welchem Umfang.“

Dass es mit 39 so viele waren, erklärt sich aus den baulichen Gegebenheiten an der Realschule. Die relativ betagten Drehfenster dort lassen sich laut Buchner nur wenige Zentimeter öffnen. Ein kompletter Luftaustausch gestaltet sich schwierig. Dementsprechend seien die Luftreiniger auch jetzt noch nützlich.

Alle Räume wurden fachlich überprüft

Ob und welche Schulen mit Lüftungsgeräten ausgestattet wurden, hing laut Pressestelle des Landratsamtes von den natürlichen Lüftungsmöglichkeiten der einzelnen Räume ab. „Dazu wurden alle Klassenzimmer und Fachräume der Schulen im Landkreis einer fachlichen Prüfung unterzogen.“

Um den Bedarf zu ermitteln, seien Fragen vom beauftragten Büro Helfrich vor Ort gestellt, beantwortet und in ein System eingepflegt worden. Darunter waren unter anderem: Lassen sich die Fenster zum Stoßlüften öffnen? Wie groß ist der Raum? Wie viele Schüler sitzen im Klassenzimmer? Danach sei die Anschaffung der Luftreiniger erfolgt.

Geräte im Unterricht an, bei Vorträgen aus

38 Lüftungsgeräte – und damit nur eines weniger als die Hammelburger – hat die Staatliche Berufsschule samt Hotelfachschule in Bad Kissingen erhalten. Leiterin Karin Maywald zufolge „stehen alle noch in den Räumlichkeiten“. Ob die Lüfter im Einzelfall noch in Betrieb seien beziehungsweise ob die Lehrkräfte sie an- oder ausschalteten, weiß sie nicht. Letzteres sei den Lehrerinnen und Lehrern selbst überlassen. Von Unterrichtsbesuchen her schätzt Maywald, dass die Geräte „zu 60, 70 Prozent laufen“.

In der Berufsschule gebe es Räume, wo „das Schallklima problematisch“ sei. Dort und wenn zum Beispiel Vorträge gehalten würden, schalte man die nicht ganz leisen Lüfter sicherlich aus; im normalen Unterricht würden sie im Hintergrund arbeiten. Karin Maywald weist aber auch auf Klassen hin, in denen es Erkältungswellen gab oder gibt. Dort seien die Lüfter sicher sinnvoll.

Steinberger-Gymnasium: Viruslast senken

Mit 21 Coronalüftern hat der Landkreis das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen bedacht. Laut Rektor Markus Arneth sind sie „teilweise in Betrieb, laufen per Schaltuhr“. Ihr Zweck nach wie vor: die Viruslast in den Schulräumen reduzieren, nicht nur die von Corona. „Wenn wir die Geräte schon haben, nutzen wir sie auch“, sagt Arneth. Der Rektor rechnet aber damit, dass ihr Einsatz weniger wird, je wärmer die Tage werden und die Fenster geöffnet werden können.

Ob die Lüfter die Zahl der Kranken unter Schülern und Lehrer reduziert haben, kann Markus Arneth nicht beurteilen. Dafür bräuchte es Vergleichsgruppen: solche, bei denen die Lüfter laufen und jene, bei denen sie es nicht tun.

Der Gymnasiums-Rektor hält die Luftreiniger weiterhin für sinnvoll in Räumen mit „toten Ecken“ oder wo es zu wenige Fenster gäbe. Seine weiterführende Schule sei zwischen 2009 und 2013 bis auf einen Gebäudeteil grundsaniert worden. Dass dort mehr Lüfter als im Rest der Einrichtung stehen, kann Arneth nicht bestätigen. Denn in der heißen Phase der Pandemie seien diese Räume weniger intensiv genutzt worden.

Lüfter nur in der Sporthalle

Laut Übersicht des Landratsamtes erhielt das Miltenberger-Gymnasium in Bad Brückenau in der ersten Förderrunde einen Lüfter; in der zweiten wurden das Schönborn-Gymnasium Münnerstadt mit sechs Geräten sowie die Realschulen Bad Kissingen mit zwei und Bad Brückenau mit einem Luftaustauscher bedacht. „Das Gerät läuft nur, wenn Kinder im Raum sind (nachmittags) und eventuell nicht gelüftet werden könnte“, schreibt der Brückenauer Rektor Michael Kreil. Ansonsten verbrauche das Gerät keinen Strom. Bis auf den schlecht zu lüftenden und begrenzt genutzten Raum sei der Luftaustausch überall gut.

Im Hammelburger Frobenius-Gymnasium selbst laufen keine Coronalüfter, so Rektor Matthias Ludolph. „In den Klassenzimmern sind keine notwendig. Dafür sind zwei in der Sporthalle in Betrieb.“ Dies geht auf eine Ausschreibung speziell für die Schulsporthallen von Steinberger- und Frobenius-Gymnasium zurück. Überlegungen, weitere 258 Filteranlagen für Landkreis-Schulen zu erwerben, wurden nicht verwirklicht.

Wie sieht es im Altlandkreis Bad Brückenau speziell aus?

Auch im Altlandkreis Brückenau haben sich vor allem Schüler und Lehrer an die Luftreiniger gewöhnt. Und nutzen sie. Eine Schulleiterin setzt aber auf ein Alternative.

Es war ein turbulenter Herbst 2021 in der  Georgihalle. Das Thema „Anschaffung von mobilen Coronalüftern“ wirbelte die Gedanken vieler Stadträte durcheinander; einige redeten sich die Köpfe heiß. Gretchenfrage: Was geschieht mit den  unter Umständen teuer erstandenen Geräten, wenn die Pandemie endet. Landen Sie auf dem Schrottplatz? Die Antwort: Sie laufen noch. Nicht nur in Bad Brückenau, sondern auch in umliegenden  Orten.

30 Luftreiniger wollte die Stadt ursprünglich für insgesamt 19 Räume in Grund- und Mittelschule sowie für die Kindergärten Stadtmitte (Regenbogenland), Römershag und Wernarz (letzterer ist inzwischen aufgelöst)  anschaffen. Letztlich wurden es  16, zum Preis von insgesamt 23.247 Euro.

Geräte wurden im März 2022 geliefert

Die Geräte, die die Raumluft eineinhalb Mal pro Stunde umwälzen können, wurden Anfang März 2022 auch geliefert, informiert der städtische Verwaltungsleiter Michael Worschech. Für die Stadt habe sich  die Finanzierung (fast) zum Nullsummenspiel entwickelt, weil sie über ein Förderprogramm abgedeckt wurde. Die Kommune habe lediglich ein Gutachten des Büros Helfrich Ingenieure aus Oerlenbach selbst tragen müssen.

Dennoch wäre es schade, wenn die Luftreiniger nach dem Fallen von Coronaregeln und Masken ungenutzt herumstehen würden.

Diese Sorge sieht Barbara Buz für ihre Grundschule in Bad Brückenau als unbegründet an. „Die Geräte waren teilweise in Gebrauch, als es sehr kalt draußen war und man nicht lüften konnte.“ So erspare man Schülerinnen und Schülern sowie dem Lehrerkollegium, dass sie in dicken Jacken in ihren Klassenräumen sitzen müssen. Schließlich habe es in letzter Zeit wieder viele Erkältungs- oder gar Grippekranke gegeben.

Einsatz künftig in Erkältungszeit

Überhaupt will die Schulleiterin die Luftreiniger auch künftig verstärkt in der Grippe- und Erkältungszeit einsetzen.  Ob sie dafür sorgen, dass letztlich in diesem Winter weniger Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer  krank waren, kann Buz aber nicht vorhersagen.

Natürlich verbrauchen die Geräte auch Energie. Doch Barbara Buz glaubt, dass sich das ausgleicht, weil man eben nicht mehr soviel Heizwärme zum geöffneten Fenster entweichen lassen muss.

Die Mittelschule Bad Brückenau hat laut Konrektor Marco Genzler genau zwei Coronalüfter im Einsatz – einen im Lehrerzimmer und einen im Computerraum. Ersterer Raum sei bestückt, weil dort viele Menschen aus und ein gehen würden, zweiterer, weil er über keine Fenster verfüge. Der Grund für den Einsatz: „Wir haben immer noch Corona-Kranke und solche mit anderen Erkältungskrankheiten.“

Auch außerhalb von Bad Brückenau arbeiten noch viele Luftreiniger , ergibt eine kleinen Stichprobe im Rest des Altlandkreises.   So laufen in der Grundschule  Schondratal derzeit vier Coronalüfter, je einer pro Klassenzimmer, Das teilt die stellvertretende Schulleiterin Christel Hentschel auf Nachfrage mit. „Wir haben gemerkt, dass sich das Raumklima verbessert hat, gerade in den Wintermonaten mit ihren kurzen Lüftungszeiten.“ Lediglich das leichte Betriebsgeräusch störe etwas. Aber man habe sich daran gewöhnt. „Wir sind froh, dass wir die Lüftungsgeräte haben“, so Hentschel.

Für die Grundschule Oberleichtersbach hat die Gemeinde fünf Luftreinigungsgeräte angeschafft. „Diese stehen immer noch in den Klassenzimmern und sind teilweise noch eingeschaltet“, berichtet Rektorin Sabine Oschmann-Hockgeiger.

Kohlendioxid-Sensoren statt Lüfter

Die Grundschulen in Wildflecken und Riedenberg sowie die in Zeitlofs haben gar keine Luftreiniger angeschafft – aus verschiedenen Gründen.

Christiane Helfrich leitet die beiden erstgenannten Einrichtungen. Dort baut man auf mit Laptops verbundene Sensoren, statt auf Lüfter. „Bei uns sind alle Klassenzimmer beidseitig über Fenster lüftbar. Und die Sensoren zeigen an, wenn die Konzentration an Kohlendioxid zu hoch wird. Dann lüften wir“, so die Schulleiterin. Die Kinder würden schon immer schauen, wann die Warnfarbe im Laptop orange leuchte (rot kam noch nicht vor).

Auch jetzt, wo die in härteren Corona-Zeiten vorgegebenen Lüftungsintervalle nicht mehr gelten würden, nutze man die Sensoren weiter. „Wir haben jetzt wieder relativ viele Corona-Kranke.“ Die Sensortechnik zu haben, könne nie schaden.

Ausweichquartier ohne Luftverbesserer

Die Grundschule in Zeitlofs wurde gar nicht mit Corona-Lüftern ausgestattet. Was vor allem daran liegt, dass Schüler und Lehrer bis vor wenigen Monaten ein Ausweichquartier an der Ecke Baumallee/Altengronauer Straße nutzen mussten. Dort habe es aber auch keine mobilen Luftreiniger gegeben, informiert Grundschulleiterin Ulla Farkas. 

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