Frank Reuter wartet erstmal ab. Der Bad Brückenauer hat mit dem Hotel-Gasthof Waldeck in Reith, dem Brauhaus am See in Thulba und dem Würzburger Haus in den Schwarzen Bergen drei gastronomische Eisen im Feuer. In keiner der Gaststätten will er die Preise erhöhen. Vorerst.
Dahinter steckt bei Reuter die Befürchtung, dass die Gäste einen erneuten Preissprung nicht mehr mitmachen werden. Bekanntlich haben Energiekrise und Inflation die Kosten in der Gastronomie schon in den vergangenen zwei Jahren in die Höhe getrieben. Was die meisten Restaurantbetreiber an ihre Gäste weitergeben mussten.
Gastronomiebranche befürchtet Pleitewelle
Nun steigt die zum 1. Juli 2020 auf sieben Prozent gesenkte Mehrwertsteuer für Speisen wieder auf das Vor-Corona-Niveau von 19 Prozent. Die Gastronomiebranche befürchtet nun weitere Schließungen, ja sogar eine Pleitewelle. Essen zum Mitnehmen und gelieferte speisen behalten übrigens grundsätzlich den Steuersatz von sieben Prozent.
Frank Reuter will die nächsten Wochen und Monate beobachten, wie sich der Gästezuspruch und vor allem die Kosten entwickeln. "wenn es nicht funktioniert, werden wir die Speisekarte überarbeiten ,müssen", sagt er.
Brasserie in Bad Kissingen hebt Preise geringfügig an
Das Ehepaar Pansi von der Brasserie hat sich bereits entschieden, seine Preise "geringfügig anzuheben". Betroffen seien nur Speisen, keine Getränke, sagt Ute Pansi. Man gebe aber nur die wieder höhere Mehrwertsteuer an die Gäste weiter, nicht andere gestiegene Kosten wie den Mindestlohn, Krankenkassen-Beiträge oder den teurere Bezug von Strom und Gas.
Das Preis-Leistungsverhältnis müsse aber weiter stimmen, man wolle sich ja die Gäste nicht verprellen, so Pansi. Ob noch einmal besonders viele rund um die Feiertage und vor dem Jahreswechsel "noch mal schön essen" gegangen sind, bevor vielleicht die Preise steigen, kann die Gastronomin nicht sagen.
In den Weihnachtsferien sei immer mehr los. Aber auch im Januar gebe es schon viel zu tun, weil andere Restaurationen noch geschlossen seien.
Faber hätte sich anderes Signal gewünscht
Laut Thomas Faber, Inhaber der Faber Feinkost GmbH & Co. KG in Bad Kissingen "wird man natürlich die Preise anpassen, die betriebswirtschaftliche Mehrbelastung umlegen müssen". Es gebe kein Alternativszenario. In seinem Unternehmen betreffe das aber nur den Verzehr im Haus, nicht aber die Metzgerei, das Ladengeschäft und das Catering.
Für Faber hinkt das Argument, dass ja jetzt nur die Senkung der Mehrwertsteuer vor dreieinhalb Jahren zurückgenommen werde. Damals sei das ja als Stützung der Gastronomie in der schweren Corona-Zeit gedacht gewesen. "Für mich wäre es ein politisches und psychologisches Signal gewesen, es beim niedrigeren Steuersatz zu belassen."
"Zur alten Wache" Hammelburg zu Preiserhöhung gezwungen
Mehrwertsteuer, teurerer Einkauf, Heizung, Strom, Gas höhere Löhne und Krankenkassenbeiträge haben auch Marco Affeldt vom italienischen Restaurant "Zur alten Wache" in Hammelburg gezwungen, die Preise zu erhöhen. "Wer das nicht tut, hat selber viel Geld", sagt der Inhaber etwas ironisch.
Übrigens sind auch Speisen zum Mitnehmen trotz niedrigerer Mehrwertsteuer in dem Restaurant nicht günstiger zu haben. "Wir müssen diese ja verpacken", nennt Affeldt den Grund. Die Gäste seien nicht erst seit dem Jahreswechsel zurückhaltender, sondern schon im vergangenen Jahr, weil die Preise da schon anzogen. "Die Leute sind vorsichtig und schauen, was kommt."
Thomas Hergenröder betreibt sowohl den Landgasthof Zum Weißen Rössl in Stralsbach als auch Die Böll in Geroda. Er kann also für beide Lokalitäten sprechen. "Wir haben die Preise minimal erhöht, aber nicht die kompletten zwölf Prozent, die die Mehrwertsteuer raufgeht", sagt er.
Man wolle sich ja auch nicht die Besucher vergraulen, begründet Hergenröder dieses vorsichtige Vorgehen. "Die Gäste haben ja auch sonst im Leben Erhöhungen."
Altstadtcafé Münnerstadt setzt Preise zehn bis 15 Prozent rauf
"Ich habe die Preise anheben müssen", sagt Susanne Hanshans vom Altstadtcafé in Münnerstadt. Es sind etwa zehn bis 15 Prozent. Das sei der erste Anstieg seit Frühjahr 2022. Durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent, aber auch durch die enorm gestiegenen Energiepreise, sei ihr nichts anderes übrig geblieben.
Sie höre immer wieder das Argument, dass die Preise nach der Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent vor dreieinhalb Jahren ja nicht gesenkt worden seien, sagt die Betreiberin. "Aber dabei hat es sich ja um eine Corona-Hilfe gehandelt." Und die haben die Gastronomen damals wirklich gut gebrauchen können.
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