Eines haben die zwei Jahre Pause beim Reiterswiesener Burgfest ganz gewiss bewirkt. Die Spannung ist größer als früher in jener Zeit, da Minnesang und Schwerterklang noch jedes Jahr erklangen. Deshalb rentiert es sich bestimmt auch, noch einmal Punkt für Punkt im Überblick zusammenzufassen, worum es eigentlich geht, wenn Graf Otto am Samstag, 20. September, und am Sonntag, 21. September, hinauf nach Reiterswiesen zur Ruine Botenlauben ruft.
Die Botenlaube, der Schauplatz des Reiterswiesener Burgfests, ist nach Angaben des Heimatvereins Reiterswiesen vermutlich bereits Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet worden. Im Zentrum des Fests steht der Minnesänger, Kreuzfahrer und Klostergründer Graf Otto von Botenlauben (1175 bis 1244), der 1205 in Palästina Beatrix von Courtenay heiratete und bis zur Rückkehr in seine fränkische Heimat 1220 in Akkon lebte.1234 verkauften Otto und Beatrix die Burg, um, so der Heimatverein, das von ihnen gegründete Kloster Frauenroth finanziell abzusichern.
Neben Graf Otto und Beatrix sind das vor allem die Minnesänger Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Neidhart von Reuenthal und Neidhart von Zweter. Die Veranstalter vom Heimatverein Reiterswiesen stellen aber auch einfaches Volk, Bauern, Gaukler, Jäger oder Sarazenen dar.
Als Graf Otto ist seit 2012 der professionelle Minnesänger Knud Seckel zu sehen. Die Beatrix von Courtenay-Edessa verkörpert Catherine Vogel. Sie ist die Tochter von Doris und Werner Vogel, den langjährigen Darstellern des Grafenpaares. Insgesamt sind nach Angaben der Veranstalter jeweils über 300 Darsteller in historisierenden Kostümen am Burgfest beteiligt.
Neben höfischem Leben zeigt das Burgfest an den zwei Tagen auch Ritterkämpfe, höfische Tänze und Kinderspektakel. In der Burg und drum herum gibt es auch Gaukler, Waidwerk, eine Münzmeisterei, eine Kalligraphenstube, einen Zünftemarkt, die Klause heilkundiger Klosterfrauen oder eine Schmiede. Dazu kommt mittelalterliche Musik von Ensembles wie Minnesangs Frühling, Dopo Domani und den Fuschter Troubadours.
Einlass ist am ersten Tag um 14 Uhr, Ende nach dem Feuertheater gegen 22.30 Uhr. Auf dem Programm stehen unter anderem um 15 Uhr ein Minnesängervortrag von Knud Seckel im Rüsthof und ab 16.30 Uhr auf der Naturbühne das Historische Schauspiel vom Vogt von Botenlauben. Das Feuertheater auf der hohen Zinne über Graf Ottos Geschichte vom Kreuzfahrer zum Klostergründer beginnt um 20 Uhr.
Um 11 Uhr hält das Grafenpaar mit Hofstaat, Edelleuten und Gesinde festlichen Einzug. Um 12.30 Uhr beginnt Graf Ottos Tafelrunde. Ab 15 Uhr ist die Neu-Inszenierung des Minnesängerwettstreits zu sehen, ein höfisches Schauspiel rund um geladene Minnesänger. Um 16 Uhr folgt unter dem Titel Ein Schleier auf blühende Rosen Erzähltheater über die Schleiersage zur Gründung von Kloster Frauenroth. Ab 20 Uhr heißt es dann die Burg brennt, Botenlauben im Feuerschein mit gregorianischer Musik.
Die Auswahl der richtigen Kleidung für den Besuch des Burgfests könnte anspruchsvoll werden. Für Samstag und Sonntag beträgt die Niederschlagswahrscheinlichkeit jeweils mehr als 50 Prozent. Echte Ritter und edle Burgfräulein schreckt das jedoch nicht.