
Drei Musikbühnen, 200 Bauzaunelemente und 15 000 Quadratmeter Wiesenparkplätze: Am Sportplatz in Rottershausen (Lkr. Bad Kissingen) wird seit Anfang der Woche im Akkord aufgebaut und beschildert. Der Grund: Am Freitag und Samstag, 12. und 13. Juni, geht zum sechsten Mal die Lutzi in dem Dorf ab.
Mit dem gleichnamigen Festival schreibt der örtliche Fußballverein längst Geschichte. Über viermal mehr Musikfreunde als die 1000-Seelen-Gemeinde Einwohner hat, werden in diesem Jahr erwartet. Angefangen hat alles 2010 mit einer simplen Idee: Zum 90-jährigen Bestehen des Vereins sollte etwas ganz Besonderes geboten werden, etwas, das mitreißt. Und schon war das Festival „Und ab geht die Lutzi“ geboren.
Das Ganze ist inzwischen zum Selbstläufer geworden, sagt Organisationschef Christian Stahl. Von 1000 Gästen zur Premiere steigt die Zahl Jahr um Jahr. Und von Müdigkeit keine Spur: „Erst wenige Helfer sind weggebrochen, viele neue sind dazugekommen“, freut sich Stahl.
Mit Montreal und den Kellerkindern sind in diesem Jahr unter den 17 Gruppen auch zwei Bands, die andernorts schon vor bis zu 60 000 Fans gespielt haben. So hat inzwischen auch Rottershausen einen Namen bei den Agenturen. Der Einzugsbereich dehnte sich aus, reicht heute von Aschaffenburg bis Bamberg.
Längst ist somit die Phase vorbei, in der das nötige Material auf Traktoranhängern angeliefert werden konnte. Zahlreiche Lastwagen und Gabelstapler bestimmen das Bild. Knapp eine Woche lang werkeln Abend für Abend rund 40 Helfer in klar definierten Zuständigkeitsbereichen. Der harte Kern hat sich extra für die Lutzi Urlaub genommen.
Für viele Organisationsaufgaben hat der Verein Experten in seinen Reihen, sei es der Transport oder die Pflege des Internetauftritts. Beim Festival selbst sorgen 120 Ehrenamtliche für einen ordnungsgemäßen Ablauf – generationenübergreifend. „Vom Enkel über den Vater bis zum Opa sind in manchen Familien alle begeistert dabei“, sagt Stahl. Inzwischen hängt auch ein Automat für Ohrenstöpsel auf dem Gelände. Beschwerden aus der Nachbarschaft gebe es aber nicht. „90 Prozent sind hier“, vermutet Stahl.
Über den Etat des Festivals schweigen sich die Verantwortlichen aus. Nur so viel wird gesagt: Mittlerweile gebe es genügend Reserven, um einen witterungsbedingten Besuchereinbruch zu überbrücken. Investiert worden sei beispielsweise in Beleuchtungstechnik oder die Dekoration. Als Highlight in diesem Jahr wollten die Verantwortlichen sogar eine der Bands von Rock im Park oder Rock am Ring verpflichten. Doch so zeitnah an den großen Festivalterminen habe keine ein weiteres Engagement in der Nähe annehmen dürfen, bedauert das Organisationsteam.
Bremsen in ihrem Elan lassen sich die Organisatoren aber nicht. Nach dem Aufräumen nach dem Festival soll es nur eine kurze Pause geben, dann werden in monatlichen Vereinssitzungen neue Weichen gestellt. Damit die Lutzi auch 2016 wieder abgehen kann.