zurück
Bad Kissingen
Die Liebe und die Gier nach dem großen Geld
Viel Beifall gab es für die Schüler-Inszenierung der "Dreigroschenoper" im Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium.
Einen quirligen Abend gab es am Jack-Steinberger-Gymnasium bei der Aufführung der 'Dreigroschenoper' von Bertolt Brecht. Auch gesanglich war das Ensemble der Oberstufe gut drauf. Foto: Joachim Rübel       -  Einen quirligen Abend gab es am Jack-Steinberger-Gymnasium bei der Aufführung der 'Dreigroschenoper' von Bertolt Brecht. Auch gesanglich war das Ensemble der Oberstufe gut drauf. Foto: Joachim Rübel
| Einen quirligen Abend gab es am Jack-Steinberger-Gymnasium bei der Aufführung der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht. Auch gesanglich war das Ensemble der Oberstufe gut drauf. Foto: Joachim Rübel
Joachim Rübel
 |  aktualisiert: 20.08.2022 03:15 Uhr
Kleine Ganoven, große Verbrecher, Bettler, Huren und die korrupten Herren von der Polizei: Ungewöhnliche Gäste in der Aula im Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium. Und die halbseidenen Gestalten sorgten dann auch für einen turbulenten Abend mit ihrer Suche nach dem kleinen Glück und der Gier nach dem großen Geld. In Bertolt Brechts und Kurt Weills "Dreigroschenoper", die die Theatergruppe der Oberstufe unter Leitung von Ulrike Weilbach auf die Bühne stellte, dominieren die Macher der Londoner Unterwelt, die darauf pfeifen, was denn nun moralisch redlich ist oder gar rechtlich geboten sein könnte. In diesem Kleinkosmos der Verworfenheit haut jeder jeden übers Ohr, hascht nach ein bisschen Liebe - und wenn etwas schief geht: dann wird gelogen und betrogen, verraten und schöngeredet, dass die Schwarte kracht. Aber das böse System funktioniert gut, eine Spottgeburt der Harmonie.

Fast ein wenig romantisch geht es zu in dieser Unterwelt, in der der Bettlerkönig Jonathan Jeremiah Peachum (Michael Bomblies), die Banden-Größe Mackie Messer (Winona Giese) und Polizeichef Tiger Brown (Emmanuel Löffler) alles im Griff zu haben scheinen. Aber dann kommt es zu Liebesverwicklungen und Peachum ist sauer auf den großspurigen Mackie, der seine Tochter Polly Peachum (Camille Zenses) verführt hat. Enttäuscht vom schönen Mackie ist auch Jenny (Marie-Giselle Deen), die ihn wie einige andere Damen gerne für sich allein gehabt hätte - und ihn nun verrät. Dass Mackie nach einigem Hin und Her nicht am Galgen endet, hat er nur dem reitenden Boten des Königs zu verdanken, der als deus ex machina alles zu einem - unverdient - guten Ende führt.

In der Rolle des Obergangsters stand eine Frau auf der Bühne. Winona Giese spielte den Macheath (alias Mackie Messer) nicht als edlen Räuber, sondern als kaltschnäuzigen und abgebrühten Kriminalitäts-Fachmann und Egomanen, der sich nimmt, was er will - ohne alle sittlichen Rücksichtnahmen. Ihr ebenbürtig agierte Michael Bomblies als kühl-rechnender Bettelei-Unternehmer, der seine Untergebenen gehörig ausnutzt und selbst samt Familie im Wohlstand lebt. Rührend naiv stürzte sich Polly ins Liebesabenteuer mit Mackie, der sie jedoch benutzte und fallenließ wie alle anderen zuvor.

Die Theatermusiker unter Leitung von Elke Jörg gaben der Handlung immer wieder Schwung, die eigens verfasste und sehr gelungene Adaption von Weills Komposition für das Schüler-Orchester verlieh der Aufführung Farbe, trieb das Bühnengeschehen voran. Bei den berühmten Songs ließ das Dirigat den Sängerinnen und Sängern genügend freien Raum, so konnten sich auf der Bühne sogar ein paar kleine Talente entfalten. Robert Wening als Moritatensänger absolvierte seinen Part souverän - nicht nur als Sänger sondern auch als der Mann, der die Handlung zusammenklammerte.

Dem Bühnenbild - ebenfalls von Ulrike Weilbach - fiel in der nicht leicht zu bespielenden Aula wieder einmal eine wichtige Rolle zu. Schnelle Ortswechsel sind nicht eben mal so zu inszenieren, da ist Einfallsreichtum gefragt. Hilfreich waren da bei der Dreigroschenoper mobile und vor allem leichte Requisiten und Versatzstücke. Im Handumdrehen wurden da mit Hilfe von aneinandergestellten und gestapelten Bananenschachteln Tische, Betten, Sitzgelegenheiten und anderes geschaffen. Und mit Hilfe von mehreren quer über die Bühne gespannten Drahtseilen konnten Plakate, Netze, Seile und anderes innerhalb kürzester Zeit verschoben oder von der Bühne geholt werden.

Das Publikum im vollbesetzten Auditorium genoss einen bunten, quirligen Abend mit überwiegend weiblichen Bühnendarstellern und dankte allen Mitwirkenden mit langem begeisterten Applaus.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Bertolt Brecht
Dreigroschenoper
Geld
Jack-Steinberger-Gymnasium Bad Kissingen
Kurt Weill
Liebesabenteuer
Polizei
Prostituierte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top