Niklas Amthor trumpfte bei der bestens besetzten Regensburger Sparkassengala so richtig auf. Der Leichtathlet vom TSV Bad Kissingen lief über die 400 Meter Hürden der Jugend U20 eine deutsche Jahresbestzeit und verbuchte auch einen neuen Unterfränkischen U20-Rekord.
Auch die Ex-Hammelburgerin Johanna Büchs, die jetzt für die LG Main Spessart startet, wuchs über sich hinaus und freute sich über einen neuen Bezirksrekord der Frauen über die 100 Meter Hürden. Viviane Heilmann aus Hammelburg meldete sich nach zweijähriger Wettkampfpause mit bärenstarken Sprintzeiten eindrucksvoll zurück.
Die internationale Sparkassengala in Regensburg ist seit langer Zeit das wohl am besten besetzte Leichtathletik-Meeting in Deutschland. Wer im Galaprogramm starten darf, gehört zur absoluten deutschen Spitze. Wenn das Startkommando nicht mehr „Auf die Plätze“ lautet, sondern wie international üblich „on your marks“, ist man in der Leichtathletik in der Regel oben angekommen.
Schnell aus Fehlern gelernt
Niklas Amthor traf zuvor in Wetzlar über 400 Meter Hürden auf die erweiterte deutsche Spitze. „Da war es regnerisch und ich habe zwei dicke Fehler an den Hürden gehabt. Das war nicht ganz das, was ich von mir erwartet hatte“, beschreibt der Sportler vom TSV Bad Kissingen seinen Saisoneinstieg. Amthor verpasste in 54,05 Sekunden seine persönliche Bestzeit um zwei Zehntel Sekunden.
In Regensburg wollte es der Bundeskader-Athlet aus Bad Bocklet besser machen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hielt sich der TSVler dieses Mal am Anfang zurück, sparte dafür allerdings Kräfte. Gleichauf mit Felix Weidenhaupt vom SC Magdeburg bog der Kurstädter auf die Zielgerade ein. Trotz einer kleinen Verzögerung vor der letzten Hürde hatte der Kissinger genügend Körner, um sich knapp den Sieg zu sichern in 53,05 Sekunden - die beste Zeit, die in diesem Jahr von einem deutschen Jugendlichen gelaufen wurde.
„Ich denke, das sollte im Laufe der Saison schon noch etwas schneller gehen. Bei den nächsten Rennen werde ich versuchen, auf der Zielgeraden mehr Risiko zu gehen“, sagte der 18-Jährige nach dem Rennen. Die Norm zur Teilnahme an den Weltmeisterschaften, die im August in Lima ausgetragen werden, verpasste Niklas Amthor um drei Zehntel Sekunden.
Bereits in drei Wochen treffen die deutschen Kader-Athleten bei der internationalen Jugendgala in Mannheim erneut aufeinander „Natürlich freue ich mich über den neuen Bezirksrekord. Aber der war nur ein Zwischenziel auf den Weg zur WM-Norm“, erklärt Niklas Amthor . Den alten unterfränkischen Rekord hatte Julian Hartmann vom LAZ Kreis Würzburg im Jahr 2005 mit 53,26 Sekunden aufgestellt auf der schnellen Bahn des Regensburger Uni-Stadions.
Johanna Büchs, die im vergangenen Jahr für den TV/DJK Hammelburg startete und jetzt das Trikot der LG Main Spessart trägt, hat die Schlagzahl im Training von sonst zwei bis drei Trainingseinheiten auf rund sechs Einheiten die Woche deutlich erhöht. Mit Zeiten knapp um die 15 Sekunden für die 100 Meter Hürden der Aktiven gehört die 28-Jährige zur bayerischen Spitze.
Im vergangenen Jahr kam der Leistungssprung auf 14,34 Sekunden, im Winter qualifizierte sich Büchs sogar für die Deutschen Hallen-Meisterschaften über die 60 Meter Hürden. Seit dieser Saison gehören Zeiten jenseits der 14 Sekunden komplett der Vergangenheit an. In sieben Rennen blieb sie unter dieser Marke. Bereits vor zwei Wochen holte sich die Juristin in München in 13,76 Sekunden den Uralt-Bezirksrekord der Frauen. Christiane Scharf vom LAZ Obernburg Miltenberg im Jahr 1988 und Anette Ossent von der TG Würzburg im Jahr 1985 waren bisher mit 13,78 Sekunden gemeinsam die Rekordhalterinnen.
„Diese tolle Form habe ich auch meinem Beruf zu verdanken“, erklärt Johanna Büchs lachend. „Ich bin auch mehrmals in der Woche in Erlangen tätig. Da trainiere ich bei der LG Erlangen mit Katharina Winkler, der seit vielen Jahren schnellsten Hürdenläuferin Bayerns. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass wir beide vom wettkampfnahen Training profitieren“, so die neue Rekordhalterin.
Eine schmerzhafte Begegnung mit der Hürde
Dies durfte man in Regensburg erneut bewundern. In 13,41 Sekunden war Katharina Winkler so schnell wie noch nie in ihrer langen Hürdenkarriere. Während die Erlangerin Freudentänze im Ziel vollführte, deutete ihre Trainingsgefährtin wieder mal auf das angeschlagene Knie. Johanna Büchs, die das sogenannte Nachziehbein enorm knapp über die Hürde zieht, hatte im Finale wieder einmal eine schmerzhafte Begegnung mit der Hürdenlatte. Allerdings wird sie diese neue Narbe wohl in guter Erinnerung behalten. Die 13,69 Sekunden für den Sprint über die zehn 83,8 Zentimeter hohen Hindernisse bedeuteten den nächsten Bezirksrekord.
Nicht nur die guten Zeiten des Spitzensports hat Viviane Heilmann erlebt, die bei den Europameisterschaften der U20 im Jahr 2019 immerhin das Halbfinale über 400 Meter Hürden erreichte. Danach wechselte die Hammelburgerin nach Magdeburg und gewann dort mehrere Medaillen bei Deutschen Meisterschaften. Aber mit jedem Erfolg wurde auch der Erwartungsdruck größer. Die jetzt 22-Jährige beendete ihre Laufbahn und führte ihr Medizin-Studium in Würzburg weiter.
Gerüchte, dass sie lediglich Spaßleichtathletik betreibe, gab es schon länger. „Das stimmt so nicht. Ich habe jetzt bei meinem Sport wieder richtig viel Spaß und trainiere auch zielgerichtet“, stellt Heilmann klar. Mit der LG Main-Spessart wurde sie in diesem Jahr bereits mit der 4 x 400 Meter-Staffel Bayerische Meisterin und durfte in Regensburg sogar im Galaprogramm starten. Über 100 Meter sprintete sie hervorragende 11,81 Sekunden und wurde in einem erlesenen Feld Sechste. Die 200 Meter rannte sie in ebenso starken 24,34 Sekunden und wurde Siebte. „Das waren die B-Normen für die Deutschen Aktivenmeisterschaften“, freute sie sich sichtlich. Nicht auszuschließen, dass sie den Bezirksrekod der Frauen angreift, der bei 11,73 Sekunden steht.
Sicher bei den Deutschen U16-Meisterschaften Ende Juli in Koblenz ist Anne Granich vom TSV Oberthulba. Im vom Leichtathletikverband geforderten Blockmehrkampf Sprint/Sprung erreichte die Frankenbrunnerin starke 2544 Punkte. Die 80 Meter Hürden sprintete sie in persönlicher Bestzeit von 13,37 Sekunden, im Weitsprung wurde ihr bester Versuch mit 4,76 Meter gemessen. Weitere Hausrekorde erzielte sie über 100 Meter in 13,76 Sekunden und mit dem Speer, den sie auf 26,07 Meter beförderte. Im Hochsprung reichten ihr dieses Mal 1,58 Meter. Mit diesem enorm starken Blockmehrkampf steht sie momentan auf Platz zwei in Bayern.