
„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Danke und Tschüss zu sagen.“ – so Monika Fella im Namen der Lebenshilfe Bad Kissingen e. V. bei der Verabschiedung von Alex Iffert, dem langjährigen geschäftsführenden Vorstand des Vereins. Nach insgesamt 24 Jahren zieht sich Alex Iffert aus einem Engagement zurück, das weit über einen beruflichen Werdegang hinausging: „Sie haben die Lebenshilfe Bad Kissingen geführt und geleitet, damit es den Menschen mit Behinderung bei uns gut geht“, so Fella im Rahmen der bewegenden Verabschiedung.
Viele Wegbegleiter von Alex Iffert konnte Monika Fella als Vorsitzende des Aufsichtsrates in der Franz-von-Prümmer-Schule begrüßen, die es sich nicht nehmen ließen, den zukünftigen Ruheständler die besten Wünsche auf den neuen Pfaden mitzugeben. Damit es kein Solo-Auftritt wird, hatte sich Fella für den passionierten Fußballspieler Iffert eine Ballstafette einfallen lassen.
Ein „Stuttgarter Ball“ wurde zum Symbol für die Mannschaft, mit der der scheidende Vorstand zusammenspielen musste, damit die Lebenshilfe mit ihrer Schule, ihren drei Tagesstätten, ihrer „Offenen Behindertenarbeit “ (OBA) und dem „Ambulant Unterstützenden Wohnen“ (AUW) reibungslos funktioniert.
„Abschiedsspiel“
Den Anstoß bei diesem „Abschiedsspiel“ vollführten Carmen Sterzinger von der Schulleitung, Gisela Geisel für die Tagesstätten sowie Angelika Zehner, die sich für das Vertrauen sowie die Anregungen bedankten und ergänzend dazu Video-Clips von den einzelnen Klassen der Franz-von-Prümmer-Schule einspielten, worin die Wünsche mit Plakaten, Liedern oder lieben Worten ausgedrückt wurden.
Insgesamt 14 Personen oder Gruppen von Elternbeirat , Heimbeirat, der Mitarbeitervertretung , den beiden Kissinger Kirchengemeinden oder der Stoffel-Haus-Stiftung gaben sich den Ball weiter, um Alex Iffert für sein Engagement, für seine Fähigkeit, Kompromisse zu finden, für die Anerkennung der Arbeit, für die fachliche Expertise, für das integre und angenehme Miteinander zu danken.
Dr. Jürgen Auer, Geschäftsführer der Lebenshilfe Bayern, bezeichnet Iffert als „Sympathie- und Kompetenzträger“ und wünschte ihm für die Zukunft nur die besten Erinnerungen an seinen langjährigen Wirkungskreis.
Lobeshymnen und Präsente
Mal hörten die Gäste die Lobeshymnen als Limericks, die Klaus Scheuring fünfzeilig gesetzt hatte, mal war es eine Räuber-Hotzenplotz-Anekdote, die zum Schmunzeln verleitete, mal waren es Präsente vom guten flüssigen Tropfen über Lektüre bis hin zum Kunstwerk, auf dem im Format von 1,20 Metern mal 1,20 Meter das überdimensionale und symbolträchtige Gemeinschaftswerk aus der Aula der Schule nachgebildet war.
Ein besonderes Geschenk hatten die „AUW’ler“, die Bewohner des Ambulant Unterstützten Wohnens, die mit vier humorvollen Szenen „Aus dem Alltag von Herrn Iffert“ den Gästen zeigten, wie nahbar der scheidende Vorstand war – sei es mit praktischem Tun auf der Baustelle oder beim Grillen, sei es motivierend beim Lauftreff der Stadt Bad Kissingen oder beim närrischen Altweiberfasching gewesen, „wo es immer eine Krawatte zum Abschneiden gab“.
Für Susan Stade, die mit Alex Iffert den geschäftsführenden Vorstand bildete, war die langjährige Zusammenarbeit von Vertrauen und gegenseitigem Respekt getragen, ansonsten – so Frank Dittrich vom Aufsichtsrat – „wurde bereits alles gesagt zur einzigartigen Persönlichkeit von Alex Iffert, und dem ist nichts hinzuzufügen“.
„Reich beschenkt“
Auch Alex Iffert wollte dem aufgezeigten Kaleidoskop nichts hinzufügen. Er sei durch das Danke- und Tschüss-Sagen heute reich beschenkt worden und bekannte: „Wenn Arbeit erfüllend und sinnhaftig ist, dann fühlt es sich nicht als Arbeit an.“ Seine Aufgabe sei es gewesen, „für Menschen mit Beeinträchtigungen Sinnvolles zu leisten“.
Zur Person
Der 64-jährige Alex Iffert ist gelernter Großhandelskaufmann und hat sich seine sozialen Kompetenzen als Mitarbeiter in einer Reha-Fachklinik und über ein Studium zum Betriebswirt (VWA) angeeignet. Ab 1999 arbeitete er bei der Diakonie in Schweinfurt und ab 2000 wurde er Geschäftsführer der Lebenshilfe Bad Kissingen .
Im Jahr 2011 wurde er zusätzlich Vorstandsvorsitzender der Stoffel-Haus-Stiftung und seit 2017 war er hauptamtlicher (geschäftsführender) Vorstand der Lebenshilfe Bad Kissingen , weil sich der Verein organisatorisch veränderte. In diesen 24 Jahren war er neben dem Tagesgeschäft auch für die Bautätigkeit zuständig, unter anderem für den Ersatzneubau der Franz-von-Prümmer-Schule oder die Wohnstätten „Haus Hollerbusch“ und „Haus Au-Blick“.
Nachfolger sagt ab
Alex Iffert wird verabschiedet und der neue geschäftsführende Vorstand wird vorgestellt – so hatte es sich Monika Fella für die Mitgliederversammlung des Vereins Lebenshilfe Bad Kissingen e.V. gedacht. Aber leider wurde daraus nichts, denn am gleichen Tag ereilte sie die Nachricht, dass die vom Aufsichtsrat des Vereins vorgesehene Führungsperson das Amt aus persönlichen Gründen nicht antritt. „Ich bin noch ganz aufgewühlt“, so Monika Fella als Vorsitzende des Aufsichtsrates beim Tagesordnungspunkt „Vorstellung“. „Wie geht es jetzt weiter“, seien die beherrschenden Gedanken nach der Absage gewesen und nach einer ersten Abstimmung war klar, dass Susan Stade, die bislang mit Alex Iffert die Führungspositionen besetzte, erstmal alleine die Geschäfte führen wird. Der Aufsichtsrat, so Fella, werde sich zeitnah mit Susan Stade zusammensetzen und die weitere Vorgehensweise besprechen. „Wir wollen eine gute Lösung in dieser Situation finden“, sei das gemeinsame Ziel.
In den Händen von Susan Stade lagen die Zahlen der Bilanz, die sie den anwesenden Mitgliedern präsentierte und erläuterte. Die Bilanz wie auch die übrigen Geschäftsunterlagen des Jahresabschlusses seien von den Wirtschaftsprüfern mit einem uneingeschränkten Prüfungsvermerk versehen worden.
Auf Antrag erfolgte die einstimmige Entlastung des geschäftsführenden Vorstandes und des Aufsichtsrates. Nach dem keine Anträge vorlagen und keine Wünsche geäußert wurden, berichtete Monika Fella von der Würdigung von Rita Schmitt und Elvira Lotter, die für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt worden seien.
Abschließend erwähnte Fella das 55-jährige Bestehen der Lebenshilfe Bad Kissingen e. V., die sich aus einem Haus in der Salinenstraße, das von der Diakonie zur Verfügung gestellt worden war, zu einer Einrichtung mit drei Wohnstätten, Förderzentrum und offener Behindertenarbeit entwickelt habe – „und die Lebenshilfe wächst stetig weiter“. Als Beispiel nannte sie eine neue, amublant unterstützte Wohngemeinschaft, die kurz vor ihrer Eröffnung stehe.
Gründung vor 55 Jahren
Seit 55 Jahren besteht die Lebenshilfe Bad Kissingen e. V. als Verein von Eltern mit behinderten Kindern. Der gemeinnützige Verein finanziert sich über Spenden, Mitgliedsbeiträge und öffentliche Zuschüsse und betreibt neben der Franz-von-Prümmer-Schule als Förderzentrum mit vorschulischer Einrichtung und heilpädagogischer Tagesstätte noch drei Wohnstätten für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung: das Haus Spitzwiese und das Haus Au-Blick in Bad Kissingen sowie das Haus Hollerbusch in Nüdlingen.
Darüber hinaus gibt es die „Offene Behindertenarbeit “ für Menschen mit Behinderungen aus dem Landkreis und das „Ambulant Unterstützte Wohnen“, in denen weitgehend selbstständiges Leben von Erwachsen mit Behinderung ermöglicht wird. Mit „TENE“ (Tagesstruktur für Erwachsene nach dem Erwerbsleben) hat die Lebenshilfe Bad Kissingen e. V. auch ein teilstationäres Angebot zur Tagesbetreuung für erwachsene Menschen mit Behinderung nach dem Erwerbsleben.
Der Verein hat aktuell 185 Mitglieder und beschäftigt 130 Mitarbeiter. Darüber hinaus arbeiten an der Franz-von-Prümmer-Schule sieben staatliche Lehrkräfte, die 71 Kinder und Jugendliche betreuen. Davon sind 54 auch in der heilpädagogischen Tagesstätte. In den drei Wohnhäusern werden 75 Personen betreut, in den Wohnungen des AUW leben 38 Personen, die in der Woche nur wenige Stunden Unterstützung benötigen. Bei der offenen Behindertenarbeit werden Tagesausflüge und Urlaubsreisen sowie Tagesangebote wie Kegeln oder Stricken angeboten, wobei die Angebote unterschiedlich frequentiert werden.
