Bad Kissingen
Die Kleinen sangen wie die Großen
Die gute Jugendarbeit macht sich bezahlt. Das zeigten drei Kinder- und Jugendchöre bei einem Familien- und Mitmachkonzert in der Kissinger Erlöserkirche.
"Das haben wir schon ein paar Jahre nicht mehr in der Erlöserkirche gemacht: ein Familien- und Mitmachkonzert, in dem die drei Kinder- und Jugendchöre der Gemeinde sich und ihre Arbeit wieder einmal vorstellen können", sagte Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche in seiner Begrüßung. Da hatte er recht, es war wieder einmal an der Zeit. Denn die drei Gruppen haben wirklich viel zu bieten. Es ist eigentlich erstaunlich, was heute noch - oder wieder - in der musikalischen Arbeit mit Jugendlichen möglich ist, wie interessiert diese daran sind, wenn man bedenkt, dass am anderen Ende der demographischen Linie ein Chöresterben eingesetzt hat, auch in Bad Kissingen, weil die Ensembles selber gemerkt haben, dass sie aus Altersgründen nicht mehr singfähig sind. Und weil sie ein bisschen leichtfertig zu lange darauf vertraut haben, dass irgendwelche jüngeren Leute schon irgendwie dazu stoßen würden.
Das ist ein Problem, das die KisSingers an der Erlöserkirche bis auf weiteres nicht haben werden. Denn es ist erstaunlich, was Jörg Wöltche und sein Team - Alexandra Jany und Angela Stichler sowie die Assistentinnen Nadja Liehr, Valerie Stichler und Mona Lauter - in Sachen Nachwuchsarbeit auf die Beine gestellt haben: drei Chöre für drei Altersgruppen, wobei die Förderung schon sehr früh einsetzt.
In der Gruppe der "Gospel Sparrows", der "Gospelspatzen", werden die Dreieinhalb- bis Siebenjährigen an das Singen einfacher Melodien in der Gruppe herangeführt. Bei den "Gospelkids" - das sind die Acht- bis Vierzehnjährigen - wird's dann schon mehrstimmig; da gibt es dann auch gezielte Stimmbildung. Der nächste Schritt führt dann zu "PraiSing", der Jugendgospelgruppe, in der wirklich jeder so singen können sollte, als wäre er allein. Wer das schafft, kann reibungslos zu den "KisSingers" wechseln.
Ein "quirliges, buntes Durcheinander, das aber gut durchdacht ist", hatte Jörg Wöltche zu Beginn angekündigt. Das war ein bisschen kokettiert. Denn wenn das Konzert eines nicht war, dann ein Durcheinander, obwohl die 15 "Gospel Sparrows" und die zwölf "Gospelkids" sich bei ihren 21 Liedern mehrfach abwechselten. Aber die Auftritte und Abgänge funktionierten reibungslos, jedes Kind wusste schnell, wo es sich hinstellen sollte, was es tun sollte. Da zahlte sich natürlich bei den "Sparrows" die diskrete, aber zielführende Anwesenheit der drei Assistentinnen aus. Und Jörg Wöltche war ja nicht nur Begleiter am Flügel, sondern immer präsenter Stichwortgeber.
Natürlich geht es bei Liedern wie "Einfach spitze, dass du da bist", "Gottes Liebe ist so wunderbar", "Du gibst uns die Sonne", "Glücklich alle Zeit" oder dem "Kindermutmachlied" darum, die Kinder an Inhalte der christlichen Glaubenslehre mit Bildern und in der Sprache ihrer Welt heranzuführen und die Gruppe gleichsam als Vorstufe der Gemeinde zu etablieren. Aber es geht eben auch um das Singen und das Entdecken von Interaktion. Und da konnte man schöne Beobachtungen machen. Zum Beispiel, wie richtig schon die Jüngsten sangen - niemand hatte da seine eigenen Töne. Wie groß sie sich fühlten auf dem hohen Podest. Mit welcher Ernsthaftigkeit sie ihren Spaß zelebrierten. Natürlich war nicht alles perfekt - musste es ja auch nicht sein. Denn es ist verdammt schwer, zu singen und sich gleichzeitig organisiert zu bewegen. Da ging manche Bewegung genau ins Gegenteil. Für Kinder ist Synchronität halt noch kein Wert an sich. Manche vergaßen auch mal vor lauter Konzentration das Singen. Nur eines gab es überhaupt nicht: konzentriertes Nasebohren.
Die "Gospelkids" machten die Entwicklung deutlich. Nicht nur in den Texten ihrer Lieder, die stärker theologisch orientiert waren - und über die sicher in den Proben auch das eine oder andere Mal diskutiert wird. Sondern auch in ihrem Singen. Jetzt hatte jeder von den jungen Leuten ein eigenes Mikrophon - nicht, weil man sie sonst nicht gehört hätte, sondern weil sie damit stimmschonender und differenzierter singen können. Das Lied "Da ist ein Himmel, der die Erde umspannt" nötigte besonderen Respekt ab. Da trauten sich drei der Mädchen, zum ersten Mal auch ein Solo zu singen. Und sie machten das richtig gut. Die beiden Jungs hielten sich da vornehm zurück. Die könnten - da hatte Jörg Wöltche durchaus Recht - noch Verstärkung gebrauchen. Aber wir wissen ja: Ein singender Mann (jeden Alters) gilt in seinen Kreisen nicht als das Coolste auf der Welt. Der Stimmbruch konnte auch bei den beiden als Ausrede noch nicht herhalten.
Mit den beiden Liedern "Order My Steps" (mit den Solistinnen Katharina Wöltche, Sopran, und Emely Lechler, Mezzosopran) und "Victory" zeigte am Ende "PraiSing" den "Sparrows" und "Kids", wie weit sie mit einer fundierten Ausbildung und konsequentem Training kommen können, wenn sie dabei bleiben. Oder: Wie man ganz unangestrengt und souverän Freude vermitteln kann.
Ganz zum Schluss, als sich alle Sängerinnen und Sänger zum Finale auf dem Podest versammelt hatten, gab's noch "Fertig, fertig, Schluss und aus". Das singen die "Gospel Sparrows" jeden Freitag zum Ende ihrer Probe. Ein Lied, knackig, lustvoll, kaum länger als der Titel und ein gutlauniger Schlusspunkt. Und plötzlich wusste man, was einen so irritiert hatte: kein einziger Ton, kein einziges Wort des Kinderbespaßers und "Ich bin doch einer von euch"-Profis Rolf Zukowski. Und trotzdem hatte es allen großen Spaß gemacht.
Das ist ein Problem, das die KisSingers an der Erlöserkirche bis auf weiteres nicht haben werden. Denn es ist erstaunlich, was Jörg Wöltche und sein Team - Alexandra Jany und Angela Stichler sowie die Assistentinnen Nadja Liehr, Valerie Stichler und Mona Lauter - in Sachen Nachwuchsarbeit auf die Beine gestellt haben: drei Chöre für drei Altersgruppen, wobei die Förderung schon sehr früh einsetzt.
In der Gruppe der "Gospel Sparrows", der "Gospelspatzen", werden die Dreieinhalb- bis Siebenjährigen an das Singen einfacher Melodien in der Gruppe herangeführt. Bei den "Gospelkids" - das sind die Acht- bis Vierzehnjährigen - wird's dann schon mehrstimmig; da gibt es dann auch gezielte Stimmbildung. Der nächste Schritt führt dann zu "PraiSing", der Jugendgospelgruppe, in der wirklich jeder so singen können sollte, als wäre er allein. Wer das schafft, kann reibungslos zu den "KisSingers" wechseln.
Ein "quirliges, buntes Durcheinander, das aber gut durchdacht ist", hatte Jörg Wöltche zu Beginn angekündigt. Das war ein bisschen kokettiert. Denn wenn das Konzert eines nicht war, dann ein Durcheinander, obwohl die 15 "Gospel Sparrows" und die zwölf "Gospelkids" sich bei ihren 21 Liedern mehrfach abwechselten. Aber die Auftritte und Abgänge funktionierten reibungslos, jedes Kind wusste schnell, wo es sich hinstellen sollte, was es tun sollte. Da zahlte sich natürlich bei den "Sparrows" die diskrete, aber zielführende Anwesenheit der drei Assistentinnen aus. Und Jörg Wöltche war ja nicht nur Begleiter am Flügel, sondern immer präsenter Stichwortgeber.
Natürlich geht es bei Liedern wie "Einfach spitze, dass du da bist", "Gottes Liebe ist so wunderbar", "Du gibst uns die Sonne", "Glücklich alle Zeit" oder dem "Kindermutmachlied" darum, die Kinder an Inhalte der christlichen Glaubenslehre mit Bildern und in der Sprache ihrer Welt heranzuführen und die Gruppe gleichsam als Vorstufe der Gemeinde zu etablieren. Aber es geht eben auch um das Singen und das Entdecken von Interaktion. Und da konnte man schöne Beobachtungen machen. Zum Beispiel, wie richtig schon die Jüngsten sangen - niemand hatte da seine eigenen Töne. Wie groß sie sich fühlten auf dem hohen Podest. Mit welcher Ernsthaftigkeit sie ihren Spaß zelebrierten. Natürlich war nicht alles perfekt - musste es ja auch nicht sein. Denn es ist verdammt schwer, zu singen und sich gleichzeitig organisiert zu bewegen. Da ging manche Bewegung genau ins Gegenteil. Für Kinder ist Synchronität halt noch kein Wert an sich. Manche vergaßen auch mal vor lauter Konzentration das Singen. Nur eines gab es überhaupt nicht: konzentriertes Nasebohren.
Die "Gospelkids" machten die Entwicklung deutlich. Nicht nur in den Texten ihrer Lieder, die stärker theologisch orientiert waren - und über die sicher in den Proben auch das eine oder andere Mal diskutiert wird. Sondern auch in ihrem Singen. Jetzt hatte jeder von den jungen Leuten ein eigenes Mikrophon - nicht, weil man sie sonst nicht gehört hätte, sondern weil sie damit stimmschonender und differenzierter singen können. Das Lied "Da ist ein Himmel, der die Erde umspannt" nötigte besonderen Respekt ab. Da trauten sich drei der Mädchen, zum ersten Mal auch ein Solo zu singen. Und sie machten das richtig gut. Die beiden Jungs hielten sich da vornehm zurück. Die könnten - da hatte Jörg Wöltche durchaus Recht - noch Verstärkung gebrauchen. Aber wir wissen ja: Ein singender Mann (jeden Alters) gilt in seinen Kreisen nicht als das Coolste auf der Welt. Der Stimmbruch konnte auch bei den beiden als Ausrede noch nicht herhalten.
Mit den beiden Liedern "Order My Steps" (mit den Solistinnen Katharina Wöltche, Sopran, und Emely Lechler, Mezzosopran) und "Victory" zeigte am Ende "PraiSing" den "Sparrows" und "Kids", wie weit sie mit einer fundierten Ausbildung und konsequentem Training kommen können, wenn sie dabei bleiben. Oder: Wie man ganz unangestrengt und souverän Freude vermitteln kann.
Ganz zum Schluss, als sich alle Sängerinnen und Sänger zum Finale auf dem Podest versammelt hatten, gab's noch "Fertig, fertig, Schluss und aus". Das singen die "Gospel Sparrows" jeden Freitag zum Ende ihrer Probe. Ein Lied, knackig, lustvoll, kaum länger als der Titel und ein gutlauniger Schlusspunkt. Und plötzlich wusste man, was einen so irritiert hatte: kein einziger Ton, kein einziges Wort des Kinderbespaßers und "Ich bin doch einer von euch"-Profis Rolf Zukowski. Und trotzdem hatte es allen großen Spaß gemacht.
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