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Münnerstadt
Die hohe Kunst des Debattierens
Der Regionalentscheid "Jugend debattiert" fand erneut am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium statt. Zwei Fragen mussten dargelegt werden.
Heiße Debatten gab es beim Regionalwettbewerb 'Jugend debattiert', zu dem Schülerinnen und Schüler aus sechs Schulen von Bamberg bis Hof nach Münnerstadt gekommen waren.  Fotos: Dieter Britz       -  Heiße Debatten gab es beim Regionalwettbewerb 'Jugend debattiert', zu dem Schülerinnen und Schüler aus sechs Schulen von Bamberg bis Hof nach Münnerstadt gekommen waren.  Fotos: Dieter Britz
| Heiße Debatten gab es beim Regionalwettbewerb "Jugend debattiert", zu dem Schülerinnen und Schüler aus sechs Schulen von Bamberg bis Hof nach Münnerstadt gekommen waren. Fotos: Dieter Britz
Dieter Britz
 |  aktualisiert: 18.08.2022 11:25 Uhr

Soll das Reparieren von defekten Elektrogeräten Unterrichtsfach werden oder sollen Bürger per Losverfahren zur Mitarbeit im Gemeinderat verpflichtet werden? Mit diesen beiden Fragestellungen wurden die Final-Teilnehmer am Regionalentscheid " Jugend debattiert", der auch dieses Jahr im Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium stattfand, konfrontiert. Etwa 130 Lehrer und Schüler des Clavius-Gymnasiums Bamberg, des Ehrenbürg-Gymnasiums Forchheim, des Hochfranken-Gymnasiums Naila, des Markgräfin-Wilhelmine Gymnasiums Bayreuth, des Jean-Paul-Gymnasiums Hof und des Rhön-Gymnasiums Bad Neustadt waren dazu ins Gymnasium nach Münnerstadt gekommen. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich in Klassen- und Schulwettbewerben für diesen Regionalwettbewerb qualifizieren müssen.

Landesentscheid am 8. April

Die Sieger nehmen am 8. April in München am Landesentscheid teil. Auf regionaler Ebene koordiniert die Münnerstädter Oberstudienrätin Heidrun Wagner-Hack zusammen mit ihrem Kollegen Florian Held aus Bamberg diesen Wettbewerb. Schirmherr ist der Bundespräsident. 2018 haben etwa 203 000 Schüler von 1266 Schulen bundesweit teilgenommen. In Bayern waren es 41 000 Schüler aus 133 Schulen. "Das ist der weitaus größte Schüler-Wettbewerb, vor Jugend forscht und anderen", weiß Heidrun Wagner-Hack. Seit etwa zehn Jahren findet der Regional-Wettbewerb immer in Münnerstadt statt. "Die Schüler reißen sich darum, ihn zu organisieren, aber ohne die Kolleginnen und Kollegen geht es auch nicht" sagt sie. Etwa 40 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9c sowie einige aus zehnten Klassen und der Q12 waren im Einsatz. Die jüngeren kümmern sich unter anderem um die Verpflegung der Gäste, die Älteren um den Aufbau, um Licht und Ton.

Feste Regeln und Zeiten

Die Debatten-Themen sind vorgegeben und damit bundeseinheitlich. Die Teilnehmer erfahren zehn Tage vor dem Wettbewerb die Fragestellungen und können sich darauf vorbereiten. Doch sie wissen vorher nicht, auf welcher Seite sie im Wettbewerb stehen, also zum Beispiel, ob sie das Unterrichtsfach "Reparieren von Elektrogeräten" verteidigen oder ablehnen sollen. In den Debatten standen sich dann Zweier-Teams gegenüber, eines Pro, das andere Contra. Feste Regeln und Zeiten waren vorgegeben. Die jeweils vier Teilnehmer an den Finalrunden mussten sich erst einmal qualifizieren. In der Sekundarstufe eins ging es dabei um die Themen "Sollen grundsätzlich auch Nicht-Pädagogen in der Schule unterrichten?" und "Soll der öffentliche Busverkehr in unserer Region zum nächstmöglichen Zeitpunkt auf Elektrobetrieb umgestellt werden?"

Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe zwei mussten sich zunächst mit den Themen "Sollen mehr fremdsprachige Filme ohne deutschsprachige Synchronisation gezeigt werden?" und "Sollen Kommunen für Gärten, Grünflächen und Gewerbegebiete eine biodiversitätsfreundliche Gestaltung vorschreiben?" auseinandersetzen. In der Finalrunde ging es für die Teilnehmer der Sekundarstufe eins um das Reparieren von Elektrogeräten als Unterrichtsfach. Wie zu erwarten, wies die Pro-Seite auf die Berge von Elektromüll hin, die jedes Jahr anfallen und durch die Reparaturen verringert werden könnten. "Eine gute Idee, man lernt praktisches und sauberes Arbeiten", hob Marlene Steinacker aus Bayreuth hervor. Julian Wippermann, ebenfalls aus Bayreuth, sieht das aber ganz anders. "Das ist nicht Aufgabe der Schule, hier geht es um Allgemeinwissen. Auf jedem Gerät steht, dass Reparaturen nur von Fachleuten gemacht werden dürfen. Wo sollen die Fachleute für den Unterricht herkommen, wir haben doch sowieso schon Lehrermangel."

Die Argumente flogen hin und her, während die Jury konzentriert zuhörte und sich eifrig Notizen machte. "Eure Debatte war auf hohem Niveau, ihr habt das hervorragend gemacht, ihr seid super gewesen", bescheinigte anschließend Jurorin Kerstin Vonderau, die Chefin des Rhön-Gymnasiums Bad Neustadt. Sollen Bürger per Losverfahren zur Mitarbeit im Gemeinderat verpflichtet werden? Dieses Thema, über das in der Finalrunde der Sekundarstufe zwei diskutiert wurde, war natürlich besonders interessant. Maja Deitermann aus Bayreuth hob hervor, dass das Losverfahren im praktischen Leben sowieso eine große Rolle spiele, zum Beispiel im Sport, "warum dann nicht auch in der Kommunalpolitik?" 25 Prozent der Sitze in Gemeinderäten sollten ausgelost werden, die Amtszeit dieser Gemeinderäte sollte allerdings nur die Hälfte der normalen Amtszeit betragen. Dieses Verfahren könne der Politikverdrossenheit entgegenwirken. Ihr Kollege Thomas Kornalik aus Forchheim erinnerte daran, dass dieses Verfahren schon im alten Athen praktiziert wurde und ein gutes Mittel gegen aufkommenden Populismus sei. Doch Jan-Philipp Eberle aus Hof fürchtet, dass dann "Leute die keine Ahnung haben", verpflichtet werden. Jakob Mehl aus Forchheim ergänzte, dass manchen dieser ausgelosten Gemeinderäte die charakterlichen Eigenschaften und Erfahrung fehlen würden.

Ergebnisse

Altersgruppe I (Klassen 8-9/10): 1. Lukas Hofmann ( Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim ), 2. Marlene Steinacker ( Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium Bayreuth ), 3. Julius Wippermann ( Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium Bayreuth ), 4. Anton Portrykus (Clavius-Gymnasium Bamberg).

Altersgruppe II (Klassen 10/11-13): 1. Thomas Kornalik (Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim),2. Jan-Philipp Eberle ( Jean-Paul-Gymnasium Hof ), 3. Maja Deitermann ( Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium Bayreuth ), 4. Jakob Mehl ( Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim ).

 
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