In der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates Wildflecken standen die Kindertageseinrichtungen in der Gemeinde im Mittelpunkt. Die Leiterinnen der Kitas in Oberbach, Wildflecken und der Krippe in Oberwildflecken legten ihre Berichte vor und beschrieben detailliert die aktuelle Situation, die von Kapazitätsgrenzen, dringendem Sanierungsbedarf und der wachsenden Notwendigkeit an individueller Förderung geprägt ist. Die Sitzung machte deutlich, dass die Einrichtungen teilweise an ihre Belastungsgrenzen stoßen und schon bald weitreichende Entscheidungen über die Zukunft getroffen werden müssen.
Kita in Oberbach ist voll
Bianca Schmidt , Leiterin des Kindergartens in Oberbach, berichtete von den Herausforderungen, denen ihre Einrichtung gegenübersteht. Derzeit betreut der Kindergarten 43 Kinder in zwei Gruppenräumen mit insgesamt sieben Mitarbeitern. Ab März kommenden Jahres wird die Kinderzahl auf 47 ansteigen, was den Kindergarten an seine Kapazitätsgrenze bringt. Neben den Kapazitätsproblemen sei die Infrastruktur der Einrichtung in einem zunehmend verbesserungsbedürftigen Zustand.
Möbel aus dem Jahr 1976
Die Sonnensegel im Außenbereich seien abgenutzt und müssten dringend ersetzt werden, die Spielhofplatten stark uneben, was ein Sicherheitsrisiko darstelle, und viele Möbelstücke stammten noch aus dem Jahr 1976. Dazu kämen Probleme mit der Belüftung und der Warmwasserversorgung. Die Außenmauer müsse dringend gestrichen werden, und im Eingangsbereich bröckele immer wieder die Farbe ab. „Unser Kindergarten kommt nicht nur personell, sondern auch räumlich an seine Grenzen“, resümierte Schmidt.
Susanne Raab, Leiterin des Kindergartens St. Josef in Wildflecken , und ihre Stellvertreterin Sabine Kirchner aus der Krippe in Oberwildflecken stellten ebenfalls die Herausforderungen der Gegenwart vor. Die insgesamt 63 Kinder, die in Wildflecken und Oberwildflecken betreut werden, verteilen sich auf mehrere Gruppen, darunter eine Kinderkrippe und eine Kleinkindgruppe in Oberwildflecken.
Kinder haben erhöhten Förderbedarf
Ein zentrales Thema, so Raab, sei der hohe Förderbedarf vieler Kinder, was einen intensiven Betreuungsaufwand erfordere. Manche Kinder und Familien würden zudem vom Jugendamt betreut, was eine enge Zusammenarbeit mit externen Stellen notwendig mache. Die individuelle Förderung der Kinder sei sehr zeitaufwendig.
Immer weniger einheimische Familien
Besonders herausfordernd sei die sprachliche Barriere: Viele Kinder sprechen kaum oder gar kein Deutsch, so dass Erzieherinnen oft mit Dolmetschern oder Übersetzungsapps arbeiten müssen, um die Kommunikation zu erleichtern. Auch die Mitarbeit der Familien habe spürbar nachgelassen, was die Erziehungsarbeit zusätzlich erschwere. „Wir haben immer weniger einheimische Familien und immer mehr Zugezogene“, so Raab.
In der Oberwildfleckener Krippe fühlten sich das kleine Team und auch die Kinder laut Sabine Kirchner sehr wohl. Jedoch weise das Gebäude kleinere bauliche Mängel auf. Eine Wand sei feucht, zudem gebe es in der Einrichtung keinen Turnraum, was die Bewegungsförderung der Kinder einschränke.
Ist ein Neubau die Lösung?
In Wildflecken wurde die ehemalige Kinderkrippe in einen Rohbauzustand versetzt, weil erhebliche bauliche Mängel aufgetreten waren. Der Kindergarten in Wildflecken ist inzwischen fast 34 Jahre alt, und eine umfassende Sanierung erscheint unumgänglich. „Mängel treten immer wieder auf, und wir werden eine Entscheidung brauchen, wie es weitergeht“, so Raab. Die große Frage sei: „Wird die Einrichtung umfassend saniert oder entscheidet man sich doch für einen Neubau?“ Raab brachte einen Neubau als mögliche Lösung ins Spiel, da auf diese Weise der Betrieb im bestehenden Gebäude weiterlaufen könne, bis der Umzug in einen Neubau möglich sei.
Kirche überschreibt Kita-Gebäude in Wildflecken an die Gemeinde
Ein weiterer Aspekt der Diskussionen war die geplante Änderung der Eigentumsverhältnisse des Kindergartens in Wildflecken . Bernhard Hopf von der katholischen Kirchenstiftung informierte darüber, dass das Gebäude in Wildflecken künftig von der Kirche an die Gemeinde übergehe, während die Betriebsträgerschaft für das Personal der Kindergärten in Oberbach und Wildflecken an die Kirche übertragen werde. „Wir tauschen quasi ein bisschen die Rollen“, erklärte Hopf, der deutlich machte, dass sich die Kirchenstiftung auch weiterhin für eine qualifizierte Betreuung der Kinder direkt vor Ort stark machen werde.
Gemeinderat Holger Trump (CSU/PWG/OWII) brachte den Vorschlag ein, die Auslastung des Kindergartens in Oberbach durch einen Austausch von Kindern mit dem Kindergarten in Wildflecken zu entschärfen. Bianca Schmidt verwies jedoch auf die praktischen Schwierigkeiten, die ein solcher Austausch mit sich bringen würde, insbesondere wenn Geschwister betroffen sind oder Kinder bereits gut eingewöhnt sind. „Es ist nicht so einfach, Kinder aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen“, betonte Schmidt.
Bürgermeister Kleinhenz: „Wollen bestmögliche Lösung“
Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) unterstrich die Bedeutung einer sorgfältigen Abwägung aller Optionen für die Zukunft des Wildfleckener Kindergartens . „Wir müssen uns intensiv mit den Perspektiven der Kindergärten befassen und die bestmögliche Lösung für unsere Kinder finden“, sagte er.