
Die Helfer brauchen derzeit selbst Hilfe. Wie bundesweit den Medien zu entnehmen ist, stehen die Tafeln im ganzen Land unter Druck. Nicht nur in Berlin, Potsdam oder Düsseldorf, wo teils tausende Menschen vor den Ausgabestellen Schlange stehen, auch in Hammelburg ist das so. Die Einrichtung musste einen Aufnahme-Stopp verfügen.
Wie Ex-Vorstandsmitglied Werner Bergmann mitteilt, liegt dies nicht nur an der steigenden Zahl der berechtigten Abholer. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Neben der Zunahme von Kriegsflüchtigen aus der Ukraine sind es die Lebensmittel-Märkte, die aufgrund Verteuerungen und der Krisensituation anders kalkulieren. Die Nahrungsmittel-Spenden haben sich verringert und auch das allgemeine Spenden-Aufkommen nimmt ab.
In der Hammelburger Tafel, die mehr als 100 Berechtigungsscheine ausgegeben hat, mangelt es - wie in vielen weiteren Einrichtungen - zudem an Personal, wie bereits in der Jahreshauptversammlung beklagt wurde. "Die Helfersituation, aber auch die Arbeit ist schwieriger geworden. Die wenigen, die noch zur Verfügung stehen, reiben sich regelrecht auf", sagte Bergmann bereits vor einigen Wochen. Steigende Benzin- und Miet-Nebenkosten tun ein Übriges.
Tafel-Vorsitzender Patrick Bindrum hatte bereits darauf hingewiesen, dass sich die Hammelburger Tafel auf große Veränderungen einstellen müsse. Von der Stadt gebe es laut Bürgermeister Armin Warmuth zwar Unterstützung. Doch alles habe sene Grenzen. Und was die freiwilligen Helfer anbelangt, kann auch der Rathausobere nicht viel tun. Man brauche dringend "Women- und Men-Power".
Aber es gibt auch kleine Lichtblicke. Ein Beispiel ist Carmela Hoffmann, die es aus Ravensburg nach Ochsenthal "verschlagen" hat - "der Liebe wegen", wie die 35-jährige Friseurin mit schwäbischem Dialekt versichert. In ihrer früheren Heimatstadt habe sie schon öfter den Menschen im Obdachlosen-Heim kostenlos die Haare geschnitten. Diese Praxis wolle sie auch in der Saalestadt fortsetzen.
In einem Kastenwagen der Firma Bindrum frisiert sie die angemeldeten Personen, nur mit einem Stuhl und ihrem Handwerkszeug ausgestattet. Das geht recht gut. Und wenn einer für den Dienst, den er nicht bezahlen muss, wenigstens ein kleines Trinkgeld geben will, lehnt sie ab. "Nix für, ist in Ordnung." Carmela Hoffmann, die sich "schon gut in Hammelburg eingelebt hat", wie sie sagt, kommt auch mit einem Friseur-Mobildienst auf Bestellung. Der ist allerdings kostenpflichtig. Den Service bei der Tafel will sie "alle paar Wochen komplett kostenfrei anbieten - auf jeden Fall noch einmal vor Weihnachten."
Das enthebt das Tafel-Personal nicht seiner Sorgen doch ist es eine Erleichterung für Menschen, die jeden Euro umdrehen müssen und vielleicht ein Signal für Freiwillige, die bereit wären, die Tafel personell oder in Form von Spenden zu unterstützen.