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Die Härtefälle des Fürsten
Es gibt zahlreiche Figuren aus der Weltbadgeschichte Kissingens, die sich um die Stadt verdient gemacht haben, ungerechterweise aber trotzdem nicht zu den Historischen Persönlichkeiten des Rakoczy-Fests gehören.
Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 23.07.2013 11:28 Uhr

Was haben Heinrich Lübke und Friedrich von Gärtner gemeinsam? Sie gehören nicht zu den Historischen Persönlichkeiten des Rakoczy-Fests, hätten es aber unbedingt verdient. Der betuliche Bundespräsident der 1960er-Jahre und der Architekt, der im Auftrag von König Ludwig I. unter anderem Arkadenbau, Ludwigsbrücke, Erlöserkirche und Krugmagazin schuf, sind nur zwei Namen auf einer wesentlich längeren Liste berühmter und bedeutender Menschen, die Bad Kissingen oft besucht oder Wichtiges für die Stadt geleistet haben. Ein Überblick.

Die Schriftsteller

Wenn die Stadt alle Schriftsteller, die einstmals hier zur Kur weilten, zum gleichzeitigen Besuch animieren könnte, käme mehr zusammen als nur ein Treffen der Ortsgruppe Bad Kissingen der weltweiten Schriftstellervereinigung PEN. Die Liste der Autoren mit Bezug zur Stadt ist lang und illuster. Leo Tolstoi, George Bernard Shaw und Thomas Mann sind die international bekanntesten Namen. Doch auch der vor allem im englischsprachigen Bereich berühmte Vladimir Nabokov (Lolita) zählte als kleiner Junge mit Leidenschaft für die Jagd nach Schmetterlingen zu den Gästen der Stadt. Alfred Döblin, Autor von Berlin Alexanderplatz war hier, der naturalistische Dramatiker Carl Hauptmann sowie der heute vergessene Literaturnobelpreisträger von 1910, Paul Heyse. Beim Rakoczyfest allerdings nimmt sich die Liste der beteiligten Schriftsteller eher bescheiden aus. Nur Theodor Fontane und Viktor von Scheffel, Textdichter des Frankenlieds, dürfen beim Umzug mitfahren.

Die Bundespräsidenten I : Heuss

Theodor Heuss kam 1954 und 1955 nach Bad Kissingen und erkundete von hier aus auch die Umgebung. Unter anderem besuchte Papa Heuss Münnerstadt und Frauenroth und war dabei immer für eine Anekdote gut. Laut Peter Zieglers Buch Prominenz auf Promenadenwegen bestanden die Münnerstädter seinen Zigarrentest, die Frauenrother nicht. In beiden Fällen legte der Bundespräsident seine angefangene Zigarre vor dem Eintritt in die Kirche draußen ab. In Münnerstadt war sie noch da, als er wiederkam. In Frauenroth nicht.

Die Bundespräsidenten II: Lübke

Heinrich Lübke und seine Frau Wilhelmine waren zwischen 1963 und 1972 treue Gäste Kissingens. Zu verdanken hatte die Stadt das hauptsächlich dem Arzt Dr. Hans-Georg Dehnhardt, den Lübke konsultierte und zwar von der zweiten Kur an auch in dessen Sanatorium Kurländer Haus. Präsidentengattin Wilhelmine soll gerne auch die Vorzüge des Bad Kissinger Terrassenfreibads genossen haben.

Die ausländischen Monarchen

Hans-Georg Dehnhardt und seine Frau Marina sind als die letzten Repräsentanten des alten mondänen Weltbads Kissingen zu betrachten. Das lässt sich nicht nur durch die lange Reihe berühmter Schauspieler belegen, die das Paar zu seinen Gästen zählte. Bekanntester Beweis ist ein Besuch im August 1966, der letztlich ebenfalls der Verbindung zu Lübke zu verdanken war. Das thailändische Königspaar Bhumibol und Sirikit traf die Lübkes im Kurländer Haus. Tags darauf begleiteten die bürgerlichen Heinrich und Wilhelmine Lübke das Monarchenpaar nach Würzburg.

Die Musiker

Der bekannteste unter den Musikkünstlern mit Bezug zu Bad Kissingen, die im Gegensatz zu Gioacchino Rossini nicht Aufnahme unter die Historischen Persönlichkeiten des Rakoczyfestes fanden, ist Richard Strauss. Er kam in den 1930er-Jahren mehrfach in die Stadt, 1935 sogar zweimal. Cyrill Kistler und Baptist Hoffmann lassen sich zwar nicht unter die Kurgäste einreihen, aber unter die Musikschaffenden mit Kissingenbezug. Der eine (Cyrill) lebte und arbeitete als Komponist in der Nachfolge Richard Wagners in der Stadt. Der andere (Baptist) wurde in Garitz geboren und zog als Opernsänger hinaus in die Welt. Beide liegen sie auf dem Kapellenfriedhof. Das Grabmal des Sängers darf als eines der schönsten dort gelten.

Die Architekten

Friedrich von Gärtner hat mit seinen Bauten im Auftrag von Ludwig I. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Grundlage für Kissingens Aufstieg zum Weltbad gelegt. Gärtner war neben seinem Konkurrenten Leo von Klenze Bayerns bedeutendster Baumeister seiner Zeit. Bad Kissingen hat er mit Arkadenbau und Ludwigsbrücke, dem evangelischen Bethaus und dem Krugmagazin prägende Bauten hinterlassen. Der Abriss seines eisernen Brunnenpavillons wird heute noch bedauert.

Max Littmann gelang in der für Kissingen ebenso wichtigen Prinzregentenzeit mit der Ergänzung des Gärtnerschen Arkadenbaus um Regentenbau und Wandelhalle ebenfalls ein großer Wurf. Der Große Saal des Regentenbaus gilt gar als eines seiner Hauptwerke außerhalb Münchens. Nicht weniger wichtig sind für die Kurstadt sein Kurtheater und das erst in den 1920er-Jahren entstandene Kurhausbad.

Die drei Unverzichtbaren

Die beiden Baumeister sind neben Heinrich Lübke die bedauernswertesten Härtefälle in der Gruppe der Menschen, die nicht beim Rakoczyfest auftreten dürfen, aber dazugehören sollten, weil sie sich historische Verdienste um die Stadt erworben haben. Sie sollten unbedingt in den Kreis der Historischen Persönlichkeiten aufgenommen werden. Und zwar nicht nur ausnahmsweise für ein Jahr, etwa wenn 2013 der Regentenbau 100-Jähriges feiert.

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