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Bad Brückenau
Gleise am Kirkham-Weg bleiben besser liegen
Die Grünen wollen dielange ungenutzten Gleise am Kirkham-Weg wegen vermuteter Schadstoffbelastung entfernen. Das könnte einen Rechtsstreit bedeuten.
Die Grünen möchten die Schienen am Kirkham-Weg entfernen. Doch es gibt schwer überwindbare Hindernisse.       -  Die Grünen möchten die Schienen am Kirkham-Weg entfernen. Doch es gibt schwer überwindbare Hindernisse.
Foto: Steffen Standke | Die Grünen möchten die Schienen am Kirkham-Weg entfernen. Doch es gibt schwer überwindbare Hindernisse.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 22.08.2024 16:50 Uhr

Es war mitten in der öffentlichen Stadtratssitzung, als es Dagmar Feller nicht mehr auf ihrem Sitz hielt. Die ehemalige städtische Mitarbeiterin sprang auf mit den Worten: „Zu dem Thema möchte ich etwas sagen.“ Fellers Redebedarf galt einem Thema: dem Antrag der Grünen auf Entfernung der Schienen , Schwellen und eventuell belasteten Materials am Kirkham-Weg.

Die Gleise zeugen von einer großen gescheiterten Idee. Zu Zeiten von Hans Rohrmüller, Bürgermeister von 1986 bis 1998, sollte ein touristisches Schmalspur-Bähnle die Stadt mit dem Staatsbad verbinden. Ein Betreiber war gefunden, die Schienen , beginnend am Backhaus des Bad Brückenauer Obst- und Gartenbauvereins, in westliche Richtung waren bereits verlegt.

Keine Einigung mit Grundstücksbesitzer

Allerdings nur bis zum Washington-Platz. Dort endet das Gleis – bis heute. Man konnte sich damals nicht mit einem Grundstückseigentümer einigen. Das Bähnle fuhr bis zum Washington-Platz, wurde mangels Nutzung eingestellt. Die Bahn zog nach Wächtersbach in Hessen um. Die Gleise rosten seit Jahren neben dem viel genutzten Fußweg vor sich hin.

Nun kamen die Grünen auf die Idee, Schienen , Schwellen und – falls erforderlich – belastetes Material von einer Baufirma entfernen zu lassen. Eine Wiederbelebung der Bahn im Sinntal sei nicht wahrscheinlich, hieß es im entsprechenden Antrag, und: „Dem Bauhof sind die Schienen bei der Pflege und Gestaltung der Wegränder hinderlich, so dass ein ungepflegter Eindruck unvermeidlich ist. Ein Eintrag von Schadstoffen ist zu befürchten.“

Vielversprechende Metallpreise

Stadträtin Eva Reichert-Nelkenstock sprach von „eventuell giftigen Stoffen, die in den Boden abgehen könnten“. Zudem bestehe ein Kontrast zwischen dem gepflegten Staatsbad und dem, was in Richtung Stadt komme. Sie könne sich anstelle der Schienen am Kirkham-Weg einen Duftweg oder eine andere naturnahe Gestaltung vorstellen. Und außerdem seien die Metallpreise im Moment recht vielversprechend.

Ausnahmsweise Rederecht erteilt

Die anschließende Diskussion wabert zwischen den Fragen hin und her, wem die Schienen gehören, ob beim Entfernen mehr Schadstoffe frei werden als wenn man sie liegen ließe und ob es vielleicht doch noch eine sinnvolle Nutzung für sie gäbe. Doch dann sprang Dagmar Feller plötzlich auf.

Eigentlich steht Zuschauern bei einer Stadtratssitzung kein Rederecht zu. Bürgermeister Jochen Vogel ( CSU ) erteilte es der ehemaligen Mitarbeiterin der städtischen Kämmerei trotzdem – im Sinne der Aufklärung.

Feller: Stadt darf Gleise nicht verkaufen

Die Sache sei früher schon geprüft worden, führte Feller aus. Und sie sei kompliziert. Rein rechtlich gebe es einen Unterschied zwischen Besitz und Eigentum an einer Sache. Die Stadt sei zwar im Besitz der Schienen und des Grund und Bodens darunter, habe also Zugriff darauf. Eigentümer der Gleise sei aber weiterhin die einstige Betreibergesellschaft.

Heißt in der Praxis: Die Stadt darf zwar die Schienen und Schwellen am Kirkham-Weg entfernen, diese aber nicht verkaufen und einschmelzen lassen. Sollte die Kommune das tun, drohe ein Rechtsstreit, ist Feller überzeugt.

Zwischenlagern verursacht Kosten

Einzige Option wäre, das Material bis zur Klärung des Sachverhalts irgendwo zwischenzulagern – was der Stadt Kosten verursacht. Nicht zu reden von der Frage, wer die Beseitigung eventuell auftretender Schadstoffen bezahlt.

„Es ist besser, die Schienen liegen zu lassen“, lautet Dagmar Fellers Fazit. Der Eigentümer sei mehrfach aufgefordert worden, sie zu entfernen – ohne Ergebnis. Bürgermeister Vogel versprach, dass die Verwaltung die Sache noch einmal prüft. Es scheint, als blieben die Schienen am Kirkham-Weg auf unbestimmte Zeit liegen.

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