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Bad Brückenau
Sind 4,40 Euro fürs Grundschul-Essen zu teuer?
Bad Brückenauer Eltern müssen ab September mit höheren Kosten in Kindergärten und Schule rechnen. Gerade die Erhöhung des Essengeldes sorgt für Kritik.
Kinder in der schulischen Ganztagsbetreuung und im Kindergarten (sofern sie länger da sind) müssen mittags auch etwas essen. Die Stadt möchte wegen der angespannten Haushaltslage aber nur noch 25 Prozent Zuschuss leisten.       -  Kinder in der schulischen Ganztagsbetreuung und im Kindergarten (sofern sie länger da sind) müssen mittags auch etwas essen. Die Stadt möchte wegen der angespannten Haushaltslage aber nur noch 25 Prozent Zuschuss leisten.
Foto: Symbolbild: picture alliance/dpa | Kinder in der schulischen Ganztagsbetreuung und im Kindergarten (sofern sie länger da sind) müssen mittags auch etwas essen.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 22.08.2024 16:50 Uhr

Die Ganztagsbetreuung in der Grundschule am Kleinen Steinbusch erfreut sich wachsender Beliebtheit. Das bestätigt Schulleiterin Barbara Buz, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Einige Eltern könnten sich die Anmeldung ihres Kindes fürs neue Schuljahr unter Umständen nochmal überlegen. Denn die Kosten fürs Essen steigen ab September dort und in zwei städtischen Kindergärten. Für letztere greift zudem eine Gebührenerhöhung.

8777 Essen wurden laut städtischem Verwaltungsleiter Michael Worschech vergangenes Jahr in der Grundschule ausgegeben. Im Kindergarten Stadtmitte (Regenbogenland) waren es noch mehr: 7.898 Essen an Kinder über drei Jahre, 2.320 an solche unter drei.

Fast zwei Euro mehr wären kostendeckend

Die Eltern kommen derzeit mit Preisen von 3,60 Euro für Schulkinder und Über-Dreijährige in den Kindergärten Stadtmitte und Rhönstrolche gut weg; für Unter-Dreijährige kostete das Essen 1,80 Euro . Dabei hätte ein kostendeckender Preis für die Grundschüler bei 5,43 Euro pro Essen und für Kindergartenkinder bei 4,37 Euro gelegen, teilt Worschech mit.

Die Folge: Die Einnahmen deckten die Aufwendungen – Personalkosten, das Essen des Anbieters Apetito und die Miete – nicht annähernd. Worschech hat für 2022 ein Defizit von 38.480 Euro bei den Essensgeldern errechnet, das die Stadt bisher ausglich.

Kosten steigen um zehn Prozent

Damit nicht genug: Der Verwaltungsleiter rechnet mit steigenden Kosten sowohl beim Essen als auch beim Personal von zehn Prozent. Somit würden sich die Gesamtkosten für die Essensversorgung auf 105.105 Euro summieren. Bei knapp 19.000 Essen wären das 5,53 Euro pro Portion, um kostendeckend zu sein.

Wegen der angespannten Haushaltslage will die Stadt das Essen nur noch mit circa 25 Prozent der Gesamtkosten subventionieren. Der Stadtrat sollte deshalb jüngst folgendes beschließen: Ab 1. September kostet das Essen für Kinder über drei Jahre und Schulkinder 4,40 Euro , für U3-Kinder die Hälfte.

75 Euro mehr bei zwei Enkeln

Dieser Vorschlag brachte vor allem Monika Wiesner in Wallung. Bei zwei Enkeln würde das 75 Euro mehr an Kosten im Monat bedeuten. „Ich finde diese Essenspreise nicht gut.“

Ingo Queck (Grüne) bemerkte, dass nur ein Viertel der Aufwendungen tatsächlich durch das Essen zustande kämen; viel mehr koste das Personal. Worschech ergänzte, dass das Essen tiefgekühlt angeliefert, in der Schule oder dem Kindergarten zubereitet und durch frische Ware wie Obst und Gemüse oder einem Dessert ergänzt wird.

Essen bei anderen Anbietern preiswerter?

Florian Wildenauer ( SPD ) behauptete, dass das Essen für Erwachsene in der Kantine von GKN Sintermetals auch nicht teurer sei als in Kindergarten und Schule. Worschech vermutete, dass der Arbeitgeber da mitfinanziert. Monika Wiesner regte an, doch mal bei der Hescuro als alternativem, womöglich preiswerteren Versorger anzufragen. Worschech versprach, nach einem anderen „leistungsstarken Anbieter“ zu schauen.

Keine Diskussion gab es im Stadtrat zur Erhöhung der monatlichen Kindergartengebühren. Dabei fällt die mit rund 15 Prozent nicht klein aus. So müssen Eltern eines Über-Dreijährigen mit 20 Euro mehr für eine tägliche Acht-Stunden-Betreuung rechnen. Der Preis steigt von 132 auf 152 Euro im Monat. Dass die Belastung für Eltern dennoch niedrig ausfällt, liegt am Zuschuss des Freistaats.

Förderung des Freistaats sorgt für Ungleichheit

Dieser trägt 100 Euro im Monat zu den Gebühren bei ab dem September eines Jahres, in dem ein Kind drei Jahre alt geworden ist. So zahlten Eltern eines Über-Dreijährigen für fünf Stunden Betreuung bisher lediglich einen Euro (101 Euro Gebühr minus 100 Förderung vom Freistaat). Nach der Erhöhung zum 1. September 2023 werden es 16 Euro sein.

Selbst eine Neun-Stunden-Betreuung ist zu diesen Bedingungen für monatlich 64 Euro zu haben (bisher 43 Euro , mit Förderung). Eltern Über-Vierjähriger zahlten bisher dank des 100-Euro-Zuschusses nichts (ohne wären es 90 Euro ); nach der Erhöhung werden es vier Euro sein.

Eltern von Krippenkindern zahlen mehr

Für Unter-Dreijährige – also Krippenkinder – gilt die Förderung des Freistaats aber nicht. Und so lesen sich die Erhöhungen dort drastischer. Für eine tägliche Vier-Stunden-Betreuung zahlen die Eltern ab September im Monat statt 132 nun 152 Euro , im hoffentlich unwahrscheinlichen Fall eines Neun-Stunden-Krippentages sind es 273 statt 237 Euro .

Für etwas Entlastung sorgt, dass die Stadt ab dem zweiten Kind Rabatt von 20 Prozent gewährt, wenn Geschwisterkinder gleichzeitig den Kindergarten besuchen. Der Stadtrat beschloss alle Erhöhungen bei vier Gegenstimmen.

Kein direkter Zusammenhang mit Sinnflut

Michael Worschech betont auf Nachfrage, dass die für ihn noch vertretbaren Steigerungen nicht in direktem Zusammenhang mit der Finanzierung der neuen Therme Sinnflut stehen. Kämmerer Markus Popp sagte aber in der Stadtratssitzung, dass städtische Einrichtungen möglichst kostendeckend sein sollen.

Laut Worschech sind die Eltern der Kindergartenkinder über Aushänge und eine App über die neuen Preise unterrichtet worden; in der Grundschule soll es bald Aushänge und Handzelle geben.

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