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LKR Bad Kissingen
Der Tourismus in der Rhön schüttelt sich
Die meisten Gastgeber verzeichnen nach dem Corona-Einbruch steigende Buchungen. Sorge bereiten der Mitarbeitermangel und die Heizungspläne der Regierung.
Johanna und Steffen Herdt vom Gasthaus Breitenbach in Römershag sind zufrieden mit den Buchungszahlen des Jahres 2022. Wie andere Gastgeber in der Rhön hoffen sie, dass der Trend sich fortsetzt.       -  Johanna und Steffen Herdt vom Gasthaus Breitenbach in Römershag sind zufrieden mit den Buchungszahlen des Jahres 2022. Wie andere Gastgeber in der Rhön hoffen sie, dass der Trend sich fortsetzt.
Foto: Steffen Standke | Johanna und Steffen Herdt vom Gasthaus Breitenbach in Römershag sind zufrieden mit den Buchungszahlen des Jahres 2022. Wie andere Gastgeber in der Rhön hoffen sie, dass der Trend sich fortsetzt.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 14.06.2024 11:00 Uhr

Diese Entwicklung hat Steffen Herdt verblüfft: „2022 war das erfolgreichste Jahr seit langem“, sagt der Inhaber des Gasthauses Breitenbach, einem familiengeführten Hotel- und Restaurantbetrieb im Bad Brückenauer Stadtteil Römershag. Die Gästezahlen seien sogar etwas besser als 2019, vorm Einbruch der Corona-Pandemie . Diesen Trend bestätigen andere Gastgeber i der Rhön. Sie äußern aber auch Sorgen.

Kürzlich veröffentlichte die Rhön GmbH, eine Gesellschaft für Tourismus und Markenmanagement für die hiesige Urlaubsregion, die Besucherstatistiken der Rhöner Tourismusbranche für 2022. Der Mitteilung zufolge kamen vergangenes Jahr 1,43 Millionen Menschen in der Zielregion an. Das entspreche 59 Prozent Zuwachs zu 2021. Vor vier Jahren seien über 1,6 Millionen Ankünfte erfasst worden. „Somit liegen die Ankunftszahlen leicht hinter denen von 2019.“

Werte von 2019 in einigen Monaten übertroffen

Die Monate Juni bis Oktober waren laut Rhön GmbH von den meisten Ankünften geprägt. Eine kleine Spitze verzeichneten die Touristiker im Juli; dieser habe gar die Vor-Corona-Jahre getoppt.

„Die Anzahl der Übernachtungen stieg 2022 um 32 Prozent merklich auf über 4,7 Millionen an“, schreibt die Rhön GmbH weiter.

Im August, September und Oktober seien etwa so viele Übernachtungen wie in den Vergleichsmonaten der Jahre vor der Corona-Pandemie generiert worden. Die Übernachtungsdauer habe über die Jahre 2018 bis 2022 gesehen im Schnitt 4,2 Tage betragen. „Vor der Pandemie lag dieser Wert bei 3,5 Tagen, währenddessen bei 5,25.“

Somit konnte der Tourismus in der Rhön 2022 laut Hochrechnung etwa 916 Millionen Euro Bruttoumsatz erwirtschaften – ein Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von 23,9 Prozent.

Einbruch der Zahlen im Rhön-Park-Hotel

Das Problem der Zahlen: Sie bilden nicht unmittelbar die Rhön ab, sondern die fünf Landkreise Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Fulda, Schmalkalden-Meiningen und Wartburgkreis, die Anteil an ihr haben. Diese Redaktion hat sich bei ausgewählten Betrieben der Bayerischen Rhön umgehört. Der größte: das Rhön-Park-Hotel in Hausen (Rhön-Grabfeld).

Den Trend der Rhön GmbH spiegeln die Gästezahlen dort voll wider. Laut Direktor Ben Baars stiegen 2019 im Rhön-Park-Hotel 260.000 Gäste ab. Dann brach die Belegung ein: 2021 waren es nur 130.000, die Hälfte. „2020 wird es ähnlich gewesen sein. Da hatten wir das Haus auch ein halbes Jahr zu“, so Baars.

Rhön-Park-Hotel: Belegung um 10.000 Menschen gestiegen

Zuletzt erfolgte eine Erholung. Insgesamt 230.000 Menschen belegten 2022 das Rhön-Park-Hotel . Wobei diese Zahl höher hätte sein können: „Wir buchen das Hotel nicht ganz voll. Zum einen achten wir noch immer auf Corona. Zum anderen haben wir Personalbedarf.“

Heißt: Kämen die zur 2019er-Marke fehlenden 30.000 Besucher mehr, würde ihre Betreuung kritisch. „Wir wollen die Gäste, die uns glücklicherweise wiedergefunden haben, zufriedenstellen.“

Badhotel profitiert von Deutschland-Trend

Das Badhotel im Staatsbad Brückenau ist mit 60 Betten zwar ein paar Nummern kleiner als das Haus in Hausen. Doch Betreiber Joachim Pfaff kann den positiven Trend unterschreiben. Die Zahl von rund 7.000 Gästen im Jahr 2019 sei 2022 wieder erreicht worden. Fürs Restaurant sei es auch ein gutes Jahr gewesen; das Wetter im „Supersommer“ habe mitgespielt. „Wenn Corona etwas Gutes gebracht hat , dann dass die Leute wieder mehr in Deutschland Urlaub machen“, so Pfaff. Er hofft, dass der Trend sich verstetigt, auch weil Urlauber vielleicht wegen der Umwelt nicht mehr wegfliegen.

Auch Günther Schering vom Hotel Rhön-Hof in Oberleichtersbach sieht die Übernachtungs- und Restaurantzahlen von vor der Pandemie erreicht. Ab Sommer 2022 habe das Geschäft angezogen.

Die Berghütten tragen auch zum Tourismus bei. Laut Betreiber Frank Reuter hat die Belegung der 38 Schlafplätze im Würzburger Haus noch nicht das Niveau von 2019 erlangt. Aber die Buchungen für 2023 seien besser als die fürs Vorjahr.

Wellnesshotel Kunzmann’s: Nachfrage hat sich stabilisiert

Michael Bethge, Stellvertretender Direktor des Kunzmann’s in Bad Bocklet, berichtet, dass das Geschäft in dem Wellnesshotel mit 64 Zimmern schon im Juli und August 2021, nach dem letzten Lockdown , angezogen habe. Reiselust und Freiheitsgefühl seien bei den Leuten wieder da gewesen. Die Nachfrage habe sich über die Folgemonate stabilisiert, sei 2022 konstant geblieben.

Die Leute haben es zu schätzen gelernt, in der Nähe zu bleiben, die Rhön zu genießen“, hat Bethge festgestellt. Im Schnitt blieben die Gäste drei bis vier Tage, bei Ayurveda-Kuren auch länger.  

Rhön GmbH berichtet von Gastgeber-Sterben

Trotz des positiven Tourismus-Trends bleiben auch in der Rhön Sorgen.  So  berichtet die Rhön GmbH vom allgemeinen Sterben der Beherbergungsbetriebe. Zwar seien mit 463 in der Bayerischen und Hessischen Rhön 2022 zehn Prozent mehr Betriebe als im Vorjahr geöffnet gewesen. Aber gegenüber 2018 mit 503 bedeute das einen Rückgang.  „Die Lage für alle Unternehmen ist sichtbar nach wie vor schwierig und bedarf dringend weiterer Unterstützung von allen Seiten.“ 

Auch Steffen Herdt spricht von gebliebener Anspannung nach schwerer Zeit. Günther Scheuring hofft, „dass die Heizdebatte samt Verunsicherung keinen Sparreflex in der Bevölkerung auslöst“. Michael Bethge sieht die Suche von Mitarbeitern als große Herausforderung.

Mehr zur Lage der Gastronomie im Landkreis finden sie hier:

 
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