
Die Frisier-Puppenköpfe haben für Sophia Schäfer mittlerweile ausgedient, gleichwohl behält sie diese in guter Erinnerung, denn sie standen am Anfang einer bemerkenswerten Karriere. Dass Kunden im Friseursalon ihrer Mutter Gabi so recht behalten sollten, als sie die erst vierjährige Sophia eifrig an den Frisierköpfen werkeln sahen, hat wohl niemand geahnt. Scherzhaft fiel der Name des Berliner Starfriseurs Udo Walz , Sophias Ehrgeiz war geweckt.
Deutschlands bester Friseurlehrling
"Ehrgeiz und Mut ", so Sophia Schäfer, haben sie ihren Weg einschlagen lassen. Ihre Mutter unterstützte sie in ihrem Streben und finanzierte die Ausbildung an der Friseurakademie Meininghaus in Forchheim. Von 2009 bis 2012 nahm Sophia in jedem Lehrjahr an Meisterschaften teil. War die unterfränkische Hürde geschafft, ging es auf bayerischer Ebene weiter, bis sie jedes ihrer Ausbildungsjahre mit dem deutschen Meistertitel krönen konnte. Ihre gesamte Ausbildung hindurch war sie somit Deutschlands bester Friseurlehrling. "Dafür, dass ich eigentlich nur aus Freude mitmachen wollte, kamen ganz schön viele Pokale zusammen", blickt die heutige Friseursalon-Inhaberin zurück. "Ich hätte nicht gedacht, dass jemand vom Land da mithalten kann."
Training bei Deutschen Meistern
Für jede Meisterschaft trainierte sie bei Deutschen Meistern in Fürth. Dort bekam sie Tipps, worauf geachtet werden musste, und übte Feinheiten in den Föhn- und Färbetechniken ein. "Ich hätte noch bei der Europäischen Meisterschaft teilnehmen können, aber das war finanziell und zeitlich nicht zu machen". Nach Beendigung ihrer Ausbildung arbeitete sie zunächst im Friseursalon ihrer Mutter in Obersinn und bildete sich weiter fort. Sie absolvierte die Prüfung zur staatlich anerkannten Diplom-Coloristin und besuchte 2013 erneut die Friseurakademie, um dort ihren Meistertitel zu erwerben.
Anspruch war Disziplin und Perfektion
Doch die junge Friseurin hatte noch viel mehr vor. Sie bewarb sich für einen Praktikumsplatz bei Udo Walz . Am dritten Probetag war schon klar: "Es hat gepasst. Ich durfte bleiben". Zwei Jahre lang frisierte sie die Köpfe der High Society, mit Verona Pooth fing es an - schonungslos: "Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen". Ein Jahr später war sie eine von vier Mitarbeitern im Kreativteam des Berliner Starfriseurs. Zusätzlich zu den üblichen täglichen Arbeiten standen Frisierarbeiten zu großen Events wie Preisverleihungen oder der Fashion Week an. Hier zählte bloßes Talent nicht mehr, der Anspruch war Disziplin und Perfektion. "Es war stressig, aber eine sehr tolle Erfahrung", sagt Schäfer. "Man wächst mit seinen Aufgaben. Das war genau die Herausforderung, die ich gewollt habe."
Unauffällige Angela Merkel
Stundenlang könnte Sophia Schäfer aus dem Nähkästchen plaudern: über eine Schauspielerein, die sehr nachtragend war, weil die junge Friseurin sie nicht gleich erkannt hatte, oder dass Angela Merkel privat eher unauffällig auftritt und fast nicht erkannt wird, auch wenn man im Friseursalon direkt neben ihr sitzt.
Von Udo Walz hielt Sophia Schäfer viel, so wie der Starfriseur von ihr: "Er war ein herzensguter Mensch. Ich war mit einem Koffer nach Berlin gefahren und hatte keine Wohnung." Vier Wochen diente das Sofa einer Freundin als Notlösung, dann hat Walz ihr eine seiner Wohnungen angeboten. Viel gelernt hat Sophia im Kreativteam vor allem von ihren Kollegen aus aller Herren Länder, die unterschiedlichen Techniken im Schneiden, Föhnen und Färben mitgebracht haben.
Die intensiven zwei Jahre in Berlin möchte die junge Friseurin nicht missen, obwohl sie in der Zeit auf Vieles verzichtet hatte. Unter der beruflichen Rund-um-die-Uhr-Perfektion beschränkte sich das Verhältnis zu ihrem Freund Jörg lediglich auf eine Dauer-Fernbeziehung.
Rückkehr nach Obersinn
Mitte 2018 fasste sie den Entschluss, Berlin den Rücken zu kehren. Zunächst arbeitete Sophia im Friseursalon ihrer Mutter weiter. Ihr Kundenstamm , den sie sich in Berlin erarbeitet hatte, folgte ihr nun nach Obersinn. Parallel wuchs auf der Baustelle in Motten sowohl Wohnhaus, als auch der eigene Friseursalon. Mit dessen Eröffnung Mitte März diesen Jahres ist die 28-Jährige nun sesshaft geworden. Die Meisterschafts-Pokale hat sie in die Räume integriert.
Während sich andere Haarstudios im Corona-Lockdown befanden, nutzte Sophia die Zeit optimal als Babypause . Nun ist Söhnchen Josef ein Jahr alt und Sophia frisiert wieder weiter: "Es hat alles gepasst. Ich bin zufrieden und ausgeglichen und kann jetzt neu durchstarten." Zur Erweiterung ihres neuen Teams sind noch weitere "farbbegeisterte und motivierte Mitarbeiter " willkommen.