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Oberbach
150 Jahre Brandschutz in Oberbach
Die Freiwillige Feuerwehr hat ihr Jubiläum gefeiert. Beim Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte fehlten weder Fakten noch eine Prise Humor.
Die Oberbacher Feuerwehr (im Bild bei einer Leistungsprüfung) ist stolze 150 Jahre alt und wird kein bisschen müde.       -  Die Oberbacher Feuerwehr (im Bild bei einer Leistungsprüfung) ist stolze 150 Jahre alt und wird kein bisschen müde.
Foto: Sebastian Schmitt | Die Oberbacher Feuerwehr (im Bild bei einer Leistungsprüfung) ist stolze 150 Jahre alt und wird kein bisschen müde.
Sebastian Schmitt
 |  aktualisiert: 14.06.2024 11:00 Uhr

Die Freiwillige Feuerwehr in Oberbach ist 150 Jahre alt und feierte ihre stolzes Jubiläum mit einem gut besuchten Kommersabend im Haus des Gastes, musikalisch tatkräftig unterstützt von der Oberbacher Blaskapelle. Eigentlich ist die Oberbacher Wehr mittlerweile ja schon knapp 152 Jahre alt, aber die ausgiebige Jubiläumsfeier musste aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie dann doch um etliche Monate verschoben werden.

„Wir freuen uns heute, dass unsere Jugend dazu bereit ist, dieses historische Erbe anzunehmen und die Tradition fortzuführen“, sagte Kommandant Christoph Schmitt, der darauf aufmerksam machte, dass es heutzutage längst „kein Selbstläufer“ mehr sei, eine Freiwillige Feuerwehr einsatzfähig, hochmotiviert und voller Teamgeist am Leben zu erhalten.

„Die Oberbacher Feuerwehr ist die zweitälteste Wehr im Altlandkreis Bad Brückenau und kann auf eine lange Tradition zurückblicken“, sagte der heutige Kommandant. „Bis auf eine etwas turbulente Zeit in den 1970er Jahren, in der es zu Differenzen zwischen Gemeinde und Feuerwehr kam, kann die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr in Oberbach als vorbildlich bezeichnet werden.“ Der Einsatzschwerpunkt liege in der Brandbekämpfung und im vorbeugenden Brandschutz .

Durchschnittsalter unter 30 Jahren

Die Jugendarbeit hat in Oberbach einen sehr hohen Stellenwert, um die Zukunft und Leistungsfähigkeit der Wehr zu sichern. Das Durchschnittsalter der aktiven Wehrleute in Oberbach liegt unter 30 Jahren, was bei den Feuerwehren durchaus eine Besonderheit darstellt. Die Oberbacher Wehr kümmert sich kontinuierlich um Nachwuchsgewinnung und besucht sogar den Kindergarten im Rahmen einer frühzeitigen Brandschutzbildung für die Kleinsten.

„Das Einsatzspektrum der Freiwilligen Feuerwehren ist aber längst nicht mehr auf den reinen Brandschutz begrenzt“, sagte Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz . Gerade der Einsatz von moderner Technik erfordere einen sehr guten Ausbildungsstand und Schulungen. Der Feuerwehrverein gehört außerdem dem Vereinsring Oberbach an und leistet somit seinen wichtigen Beitrag zum örtlichen Vereinsleben.

Dorfbrand im Jahr 1715

Dass eine Feuerwehr vor Ort unabdingbar ist, bewies der Blick in die Historie beim Kommersabend. Denn die schwer einzuschätzende zerstörerische Kraft des Feuers spielte in der Geschichte Oberbachs immer wieder eine große Rolle. Beispielsweise brannte im Jahr 1715 das ganze Dorf bis auf vier Gebäude nieder. Später, im Jahr 1808 brannte ein Großteil des Dorfes ab. 32 Gebäude am Oberbacher Kirchberg wurden ein Opfer der Flammen, Schule und Kirche blieben dabei verschont. Im zurückliegenden Jahrhundert sind immer wieder Scheunenbrände und Brände von Wohnhäusern oder Holzhallen dokumentiert.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr erfolgte schließlich in einer Zeit, in der gerade der deutsch-französische Krieg zu Ende gegangen war. Viele Wehrmänner der damaligen Zeit hatten Not, Elend, zerstörte Dörfer und Städte erlebt. Aus dieser Not heraus fanden sich Feuerwehrmänner im Frühjahr des Jahres 1871 zusammen und gründeten die Freiwillige Feuerwehr in Oberbach . Protokolliert ist, dass die Oberbacher Wehr im Jahr 1930 aus insgesamt 134 Mitgliedern bestand. Diese Mitglieder-Zahl übertraf damals sogar die Feuerwehr der Stadt Bad Brückenau . Oberbach stellte seinerzeit eine der größten Feuerwehren in der Region überhaupt.

Differenzen mit der Gemeinde

Im Jahr 1936 wurde unter Bürgermeister Anton Ziegler und Kommandant Josef Hüther das „alte“ Feuerwehrhaus gebaut. Ab 1938 gab es zunächst keine Eintragungen im Protokollbuch mehr. Die aktiven Wehrmänner wurden zum Wehr- und Kriegsdienst herangezogen. Viele Feuerwehrkameraden aus Oberbach mussten ihr Leben lassen und nur wenige sind aus dem Zweiten Weltkrieg in die Heimat zurückgekehrt.

Beim Bau der neuen Ortsverbindungsstraße von Oberbach nach Gefäll wurde das alte Feuerwehrgerätehaus abgerissen. Es kam zu schwerwiegenden Differenzen zwischen Gemeinde und Feuerwehr, die rund drei Jahre lang andauerten. Der Streit gipfelte darin, dass die Feuerwehr die Verantwortung für den Brandschutz schriftlich niederlegte. Erst im Spät-Herbst 1977 wurde mit dem Rohbau des neuen Gerätehauses begonnen.

Am 1. Mai 1978 folgte die Zusammenlegung des Marktes Oberbach mit der Gemeinde Wildflecken. Selbstständig blieb die Freiwillige Feuerwehr in Oberbach . Im Frühjahr 1979, als Ausrüstung und Geräte schon im neuen Feuerwehrhaus untergebracht waren, setzte eine spontane Hilfsbereitschaft ein. Wochenlang wurde das gesamte Gerät gesäubert, überholt und neu installiert.

Auch an der Innenausstattung des neuen Gerätehauses hatte sich die Freiwillige Feuerwehr beteiligt. Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze wurden erste Kontakte mit den Feuerwehrkameraden aus Kaltensundheim geknüpft. Zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Oberbach und der Feuerwehr Kaltensundheim entwickelten sich enge Kontakte.

Die Frauen rücken an

Im Dezember 1990 stellte die Freiwillige Feuerwehr Oberbach an die Marktgemeinde Wildflecken den Antrag auf Beschaffung eines neuen Tragkraft-Spritzen-Fahrzeuges (TSF). Diesem Antrag wurde stattgegeben. So konnte der damalige Kommandant Georg Fuchs zusammen mit vier weiteren Feuerwehr-Kameraden das neue TSF Mercedes Benz 310 von der Hersteller-Firma Ziegler in Giengen bei Ulm am 6. März 1992 in Empfang nehmen. Das alte TSF, der Ford-Transit, wurde zuvor in 227 freiwilligen Stunden zu einem Mannschaftsauto umgerüstet.

Im Februar 2001 wurde Christoph Schmitt als Nachfolger von Georg Fuchs als neuer Kommandant gewählt. Im Jahr 2008 traten die ersten weiblichen Feuerwehrdienstleistenden in die Oberbacher Feuerwehr ein. Frauen sind in der Oberbacher Wehr mittlerweile eine Selbstverständlichkeit.

Die Einführung des Digitalfunks im Jahr 2016 sorgte für großen Schulungs- und Ausbildungsbedarf. Die Beschaffung eines neuen mittleren Löschfahrzeuges war das größte und langwierigste Projekt der Oberbacher Feuerwehr in den zurücklegenden Jahren. Immer wieder unterbrochen von der Corona-Pandemie. Im Oktober 2022 nahmen die Oberbacher voller Stolz ihr neues Fahrzeug entgegen. Die Segnung des Fahrzeuges steht noch aus.

Kleine Modenschau

Über die technische Entwicklung der Oberbacher Feuerwehr in den zurückliegenden 50 Jahren berichteten 2. Kommandant Robin Kirchner und Dieter Feller. Dabei ging es im Detail um die verschiedenen Fahrzeuge, Gerätschaften, Schutzausrüstungen, Funktechnologie und Löschwerkzeuge. Mit Hilfe von zahlreichen Fotos, Filmen und einer kleinen Feuerwehr-Modenschau wurden den Besuchern die rasanten Entwicklungen der zurückliegenden Jahrzehnte veranschaulicht.

Staatssekretär  und bayerischer Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner, Bad Kissingens Landrat Thomas Bold und Kreisbrandrat Benno Metz sprachen ihre Grußworte und wünschten der Oberbacher Wehr für die Zukunft alles Gute. Eine Urkunde des Kreisfeuerwehrverbandes zum 150. Geburtstag  überreichte Kreisbrandrat Benno Metz. 
Glückwünsche gab es zum Abschluss auch von den Kommandanten der Nachbarwehren. Dieter Feller wurde zum Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Oberbach ernannt. 
Feller war im Jahr 1973 in die Feuerwehr eingetreten. Über 44 Jahre war er als Gruppenführer aktiv. Darüber hinaus war in der  Vereinsführung der Feuerwehr in unterschiedlichen Funktionen tätig. 
„Man konnte und kann sich blind auf ihn verlassen“, sagte Kommandant Christoph Schmitt. Feller habe sich weit über das normale Maß hinaus um die Feuerwehr in Oberbach verdient gemacht.  

Ehrungen  

25 Jahre aktive Dienstzeit:  Christoph Schrenk (Feuerwehr Oberbach), Michael Kleinhenz (Werkfeuerwehr Paul und Co), Michael Latus (Feuerwehr Oberwildflecken und Werkfeuerwehr Paul und Co). 

40 Jahre Dienstzeit:  Kuno Bühner (Feuerwehr Oberbach), Hubert Kirchner (Feuerwehr Oberbach), Lothar Leipold (Feuerwehr Oberbach), Herbert Wolf (Feuerwehr Oberbach), Klaus Vogt (Feuerwehr Oberwildflecken  und Werkfeuerwehr Paul und Co), Hermann Ziegler (Feuerwehr Oberbach). 

 Ehrenmitglied: Dieter Feller (Oberbach)  

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