Wenn auf dem Hammelburger Flugplatz die Segelflugzeuge ihre Runden drehen, stehen regelmäßig Besucher an der Hecke zum Vorfeld und beobachten den Betrieb. Alle Altersgruppen scheinen von einer Faszination gefangen zu sein. Man kann förmlich die Gedanken lesen: Wie mag es wohl sein, in einem Segelflugzeug zu sitzen, den Steuerknüppel selbst in der Hand zu halten?
Die Flugsportgruppe Hammelburg hat sich dazu eine passende Antwort ausgedacht. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Hammelburg wurde ein Grundkurs im Segelfliegen auf die Beine gestellt. Die Idee dahinter war, eine solide Basis zum Einstieg in die Segelfliegerei anzubieten und nicht nur ein einmaliges Ausprobieren.
Um dem gerecht zu werden, beinhaltete der Kurs einen Abend mit Einführung in die Theorie des Fliegens, gefolgt von vier Sonntagen mit vollumfänglicher Einbindung in den regulären Segelflugbetrieb. Dieses Konzept, das durchaus gewisse Anforderungen an Zeitaufwand und Motivationsbereitschaft stellte, überzeugte sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 18 bis 62 Jahren.
Zum Auftakt erstmal Theorie
Ausbildungsleiter Frank Luft gestaltete den Theorieabend in gemütlicher Runde im Vereinsheim am Flugplatz. So gerüstet versammelt man sich tags darauf zum ersten Flugtag. Theorie ist das eine, Praxis das andere. Man tastet sich vorsichtig und respektvoll an das reale Objekt, die ASK 13 heran. Reihum besteigen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer das doppelsitzige Segelflugzeug zum ersten Windenstart, nicht ohne vorher eine gründliche Einweisung in die Kontrolle aller wichtigen Bauteile des Flugzeuges und das Anlegen des Fallschirms erhalten zu haben.
Nach dem Einfädeln auf den vorderen Sitz wird eine weitere Checkliste abgearbeitet: Ruderbeweglichkeit, Schleppkupplung, Höhenmesser, Funkgerät. Danach wird die Haube geschlossen und der Seilwindenfahrer tritt in Aktion. Auf dem hinteren Sitz sitzt natürlich einer der erfahrenen Fluglehrer der Flugsportgruppe. Trotzdem Adrenalin pur. Tausende von neuen Eindrücken stellen sich ein, angefangen bei der gewaltigen Beschleunigung an der Winde über die Windgeräusche, die Reaktion des Seglers auf die Steuerung, positive und negative G-Kräfte, die höchste Konzentration erfordernde Einteilung des Landeanflugs. „Beim ersten Flug ist man etwas überfordert“, gesteht ein Kursteilnehmer. Die Fluglehrer wissen, dass das völlig normal ist.
Vier Praxistage
Der mit jedem Abheben wachsenden Begeisterung tut das keinen Abbruch. Gelegenheit dazu gibt es reichlich. Für die vier Praxistage ist nämlich gutes Wetter bestellt worden, das auch prompt geliefert wird. So können alle Teilnehmenden etliche Windenstarts ansammeln. Mit F-Schlepps, bei dem das Segelflugzeug mit einer Motormaschine auf eine höhere Ausklinkposition befördert werden kann, erweitert sich der Erfahrungshorizont noch einmal. Einbindung in den Flugbetrieb, das heißt, Mitglied des Teams zu sein. Damit ein Segelflugzeug in die Luft kommt, braucht es viele helfende Hände. Auch das ist ein wesentlicher Kursinhalt.
Renate Kiesel, 62 Jahre, und von Beruf Museumspädagogin, ist am Ende völlig hingerissen und hatte beim Fliegen oft ein Kribbeln im Bauch: „Es war gigantisch, ein wunderschönes Erlebnis. Und hier bei der Flugsportgruppe ist man wirklich in einer tollen, familiären Atmosphäre.“ Aufgrund der überwältigenden Resonanz plant der Verein eine Wiederholung im nächsten Jahr. Nach einem solchen Grundkurs kann man nahtlos fortsetzen und voll in die Segelfliegerei einsteigen. Unabhängig davon bietet die FSGH Segelflug-Schnupperkurse und Gastflüge an.
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