Für Christoph Hein gibt es nichts Schöneres, als an seinen Teichen Forellen und Saibling wachsen zu sehen. Er ist Fischzüchter aus Leidenschaft, obwohl er beruflich ursprünglich eine ganz andere Laufbahn eingeschlagen hatte. Der studierte Chemieingenieur hat in der Rhön seine Berufung gefunden. Jetzt ist die Forellenzucht Hein aus Reichenbach der erste Fischproduzent, der von der Dachmarke Rhön zertifiziert wurde. Christoph Hein darf künftig mit diesem Gütesiegel werben, das für Regionalität und Nachhaltigkeit im Biosphärenreservat Rhön steht.
Für andere regionale Lebensmittel, also für Wurst, Honig, Schnäpse oder weitere Produkte gibt es diese Zertifizierung bereits seit längerem. Neu ist jetzt, dass sich Fischzüchter darum bewerben können. Der Kriterienkatalog wurde eigens ausgearbeitet, erklärt Thomas König von der Rhön GmbH. Rhöner Fischzuchten in Bayern, Thüringen und Hessen können sich zertifizieren lassen.
Ganz einfach sei eine solche Zertifizierung beim Fisch nicht gewesen, erläutert Christoph Hein , dessen Teiche im Gemarkungsgebiet von Burkardroth und Oberthulba liegen. Zwar sei sein Fisch ein Qualitätsprodukt, das in der Rhön heranwächst und danach ausschließlich regional und direkt vermarktet wird. Doch das Futter, das die Fische zum Wachsen benötigen, sei leider nicht regional zu erhalten. Insofern musste das auch beim Erstellen der Zertifizierungskriterien berücksichtigt werden, erläutert Thomas König . Geschaut wird aber, dass dieses Futter ansonsten allen Qualitätsrichtlinien der Dachmarke entspricht.
Woher kommen die Fischbabys?
Auch die Beschaffung der Besatzfische für die Zucht setzt gewisse Grenzen. Während die Babyforellen von einem regionalen Erzeuger kommen, muss Hein seine Saiblinge für die Aufzucht aus Österreich beziehen. Denn es sei schwierig, in Deutschland vernünftiges Material zu bekommen. Bei seinen in Österreich gekauften Minisaiblingen wisse er, dass sie beste Qualität hätten. Als regional gilt, wenn ein Tier 75 Prozent seiner Lebenszeit in der Rhön verbracht habe, erklärt Thomas König .
Blick aufs Tierwohl
Ein geringer Besatz als in industriellen Fischzuchten ist weiteres Kriterium für das Gütesiegel des Biosphärenreservats. Seine Tiere hätten genügend Platz in den Teichen, betont der 28-jährige Fischmann, wie er sich auf der Homepage nennt. So blieben die Tiere gesund und bräuchten keine Antibiotikumgaben. Zum Tierwohl gehört weiter eine möglichst schonende Schlachtung.
Direktvermarktung funktioniert
Christoph Hein vermarktet seinen Fisch direkt, also ohne Zwischenhändler. Die Menschen bestellen bei ihm Fisch und bekommen ihn fangfrisch. Privatkunden sind ebenso darunter wie heimische gastronomische Betriebe, aber auch Kindergärten, berichtet Christoph Hein .
Wichtig ist ihm, das Bewusstsein der Menschen für den regionalen Fisch zu schärfen. Die meisten Angebote im Supermarkt stammten aus ausländischer Tierhaltung , erklärt er. „Nur sieben Prozent der in Deutschland verzehrten Forellen kommen auch aus Deutschland“, betont Christoph Hein . Selbst als Rhönforellen deklarierte Tiere seien häufig in der Türkei gezüchtet. Das stehe aber nur im Kleingedruckten.
Umweltschonende Aufzucht
Eine umweltschonende Produktion ist ebenso ein Zertifizierungskriterium. Christoph Hein bewirtschaftet im Raum Burkardroth und Oberthulba Teiche, die schon lange bestehen. Neue Anlagen hat er nicht gebaut. Auch habe er in Burkardroth ein gemeinsames Projekt mit dem Bund Naturschutz, um an Teichen lebende Amphibien zu schützen.
Keine Probleme hat Christoph Hein , wenn sich gelegentlich der Eisvogel oder Schwarzstörche an seinen Teichen bedienen. Anders ist es beim Waschbär. Der ist für ihn ein echtes Problem. Dieser richte massive Schäden an, sagt Hein. Deshalb hat er auch eine Lizenz zum Bejagen von Waschbären. In deren Mägen fände sich nicht nur sein Fisch, sondern quasi die gesamten Rote-Liste-Tierarten der Region, meint der 28-Jährige. Froh ist er, dass der Fischotter bislang noch nicht in der Rhön zurück ist.
Bezirk hat Fischereifachberatung
Eng arbeitet Christoph Hein in vielen Fragen mit der Fischereifachberatung am Bezirk Unterfranken zusammen. Michael Kolahsa ist Leiter dieser Stelle und steht nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit den Teichzüchtern aus ganz Unterfranken . 300 sind es insgesamt. Er freut sich, das sich nun auch Fischzüchter aus der Rhön um dieses Qualitätssiegel der Dachmarke bewerben können. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel erwähnte bei der Übergabe der Urkunde, dass der Bezirk bereits das Siegel „Goldener Fisch“ für Gaststätten eingeführt habe, die auf der Speisekarte mindestens drei regionale Fischgerichte anbieten. Die Zertifizierung der Dachmarke Rhön für Fische sei jetzt eine zusätzliche Ergänzung, um regionale Lebensmittel zu stärken.
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