Großwenkheim
Die erschütternde Geschichte der Theresia Fischer
In zwei Bänden hat der Großwenkheimer Erich Fries akribisch die Geschichte der Familie Fischer aufgearbeitet.
"Für Volk und Vaterland opfert die Witwe Theresia Fischer aus Königshofen im Grabfeld ihre drei Söhne" - ein Buchtitel, der an schwere Zeiten in Deutschland erinnert, an Kriegszeiten, als in den beiden Weltkriegen Millionen deutscher Soldaten auf den Schlachtfeldern oder in Kriegsgefangenschaft getötet wurden. Auf mehr als 300 Seiten rollte der Großwenkheimer Erich Fries die leidvolle Geschichte von Paul, Heinrich und Adolf Fischer auf. Erschütternde Briefe an die Mutter, die nach und nach alle drei Söhne verlor.
In zwei Bänden hat Erich Fries akribisch die Geschichte der Familie Fischer aufgearbeitet, die am Sonntag, 26. November um 11.15 Uhr im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen vorgestellt werden. Gleichzeitig gibt es dazu eine Ausstellung, in der der Autor insgesamt 204 Dokumente präsentiert. Sie ist bis 16 Uhr geöffnet.
Rund eineinhalb Jahre hat Erich Fries an den Dokumentationen gearbeitet und die insgesamt vier Ordner, in denen die Familie Fischer-Milz aus Bad Königshofen alles zusammengetragen hatte, gesichtet und in zwei Büchern zusammengefasst. Die Eröffnung wird Bürgermeister Thomas Helbling gemeinsam mit Erich Fries und der Familie Fischer-Milz vornehmen.
Vor drei Jahren ist die Bad Königshofener Familie auf den Großwenkheimer zugekommen, der schon mehr als 20 Bücher verfasste und Ausstellungen bestückt hat. Aufwendig bei derartigen historischen Dokumenten sind die Fotografien. "Es sind oftmals ganz kleine Bildchen, so wie man sie früher hatte, die dann vergrößert und dem Thema zugeordnet werden müssen," sagt Erich Fries.
Schon das Titelblatt lässt die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erahnen: Paul Fischer, geboren am 24. 06. 1910, krank aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, am 05.04.1949 im Kriegslazarett Werneck verstorben. Heinrich Fischer, geboren am 04.03.1916, gefallen am 09.09.1941 bei Mittschenkj in Russland. Adolf Fischer, geboren am 16. 01.1920, gefallen am 23.01.1945 bei Balatonkenese in Ungarn. Unsägliches Leid hat Theresia Fischer ertragen. 226 Seiten hat der Autor in einem eigenen Band zunächst Paul Fischer gewidmet und Dokumente, Fotografien, die Paul Fischer selbst aufgenommen hat, ebenso aufgelistet, wie man Feldpostbriefe, Kriegsgefangenenkarten lesen kann.
Das Buch greift die gesamte Lebensgeschichte des Königshofeners. Ein großformatiges Bild zeigt Paul Fischer im Alter von drei Jahren, aufgenommen bei Fotograf Dorschner in Königshofen. Der Leser erfährt, dass Paul Fischer nach dem Volksschulbesuch in die Glaserlehre bei seinem Vater Wilhelm Fischer ging. Nach dem Tod seines Vaters am 15.12.1931 führte er den Betrieb bis zu seiner Einberufung im Herbst 1938. 1941 heiratete er Maria Fischer, geborene Schilling aus Merkershausen. Im Zweiten Weltkrieg war er bei der Luftwaffe in Würzburg, kam als Fahrer nach Böhmen und Mähren, an die Grenze zu Polen, erlebte die Westfront und war in Frankreich. Als seine Tochter Bianka geboren wurde, war er in der Ukraine, dann in Polen und Danzig. Dort geriet er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft, war in einem Lager nahe Leningrad und kehrte von dort 1947 todkrank zurück. Im Kriegslazarett Werneck starb er zwei Jahre später.
Im zweiten Band, der knapp 90 Seiten umfasst, befasst sich Erich Fries mit den beiden anderen Söhnen, Heinrich und Adolf Fischer. In der Dokumentation findet man den auch ein Bild der drei Fischerbrüder, Zeugnisabschriften aber auch Lehrzeugnisse. Wie schon sein Bruder Paul, gehen auch sie in Königshofen zur Schule. Heinrich Fischer lernt anschließend das Glaserhandwerk zunächst beim Vater Wilhelm, dann in anderen Betrieben. Er beendete in Bad Mergentheim bei der Glaserei Peter Eschenbach seine dreijährige Lehre. In den nächsten Jahren wechselt er zwischen der Glaserei in Königshofen und Bad Mergentheim. 1936 geht er nach Bad Liebenstein in Thüringen und arbeitet als Glaser bei Hugo Leinweber. Ein halbes Jahr war er beim Reichsarbeitsdienst in Thüringen, dann als Glaser in Aub bei Würzburg, Bad Brückenau und noch einmal im elterlichen Betrieb in Königshofen. Mit 22 Jahren wird er zum Wehrdienst eingezogen. Bilddokumente zeigen Heinrich Fischer bei der großen Militärparade 1938 in Würzburg, in Kriegsgebieten unter anderem in Nordfrankreich. Seinen letzten Brief schreibt er an seinen Bruder Adolf, einen Monat vor seinem Tod. Der offiziellen Todesnachricht ist eine Skizze von der Grablage bei Mittschenkj beigefügt. Der Volksbund Deutscher Kriegsgräberführsorge verweist aber darauf, dass Heinrich Fischer vermutlich als unbekannter Soldat auf die Kriegsgräberstätte Kiew überführt wurde.
Schließlich befasst sich die Chronik mit Adolf Andreas Fischer. Er wurde nicht Glaser, sondern lernte das Tüncherhandwerk bei Georg Hochbrückner, war dann als Maler- und Vergoldergehilfe in Allershausen. Mit 21 Jahren wurde er zum Infanterie Regiment 95 in Coburg eingezogen. Er kam zunächst an die Front nach Russland, dann nach Benghasi/Libyen und wurde beim Kampf um El Alamein 1942 verwundet.1943 wurde er wieder in Russland eingesetzt, ein Jahr später am Dnjepr in Ukraine, wo er erneut verwundet wurde, 1944 wurde er an den Plattensee nach Ungarn versetzt. Dort wurde er durch einen Granatsplitter, der ihn an Kopf, Hals und Brust traf, tödlich getroffen und ist in Balatonkenese in Ungarn begraben. Adolf Andreas Fischer war künstlerisch begabt und einer der Teilnehmer einer Kunstausstellung mit einer Zeichnung in Königshofen im Herbst 1941. Sein Antrag auf ein Studium in Berlin für bildende Künste wurde von der Reichskulturkammer 1943 abgelehnt. Der Grund: "Erst nach Entlassung aus dem Wehrdienst ist eine Aufnahme möglich."
Seine künstlerische Ader zeigen zahlreiche Bilder: Unter anderem Pferde mit wehender Mähne, eine Bergkapelle, Kirchentüren, Kirchen, Berglandschaft oder auch eine Frau mit wehenden Haaren. Die Chronik wird durch Feldpostkarten und Ansichten aus Königshofen vervollständigt. Erhalten ist auch bei Adolf Andreas Fischer sein letzter Brief. Den schrieb er am 6. Januar 1945 an seine Mutter Theresia. Nur 20 Tage später erhielt sie die Mitteilung, dass auch ihr dritter Sohn, Adolf Andreas, gefallen ist. "Er wurde auf dem Gemeindefriedhof in Balatankenes zur letzten Ruhe gebettet", schreibt Leutnant Karl-Artur Lenssen. Er fügt an: "Möge Ihnen der Herrgott Kraft geben und möge es ihnen beschieden sein, den Heldentod ihres Sohnes ganz in seinem Sinne zu verstehen." Tragisch: Theresia Fischer hatte bereits 1914, also vier Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Paul, eine Tochter, Elisabetha Margarethe, geboren. Sie wurde nur ein Jahr und zwei Monate alt. Im Krieg gefallen sind außerdem ihre beiden Neffen, Robert und Alfred. Sie selbst wurde 83 Jahre alt und starb 1972.Auf dem Sterbebild ist zu lesen: "All ihr nimmermüdes, liebendes Sorgen, galt ihrer Familie."
In zwei Bänden hat Erich Fries akribisch die Geschichte der Familie Fischer aufgearbeitet, die am Sonntag, 26. November um 11.15 Uhr im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen vorgestellt werden. Gleichzeitig gibt es dazu eine Ausstellung, in der der Autor insgesamt 204 Dokumente präsentiert. Sie ist bis 16 Uhr geöffnet.
Eineinhalb Jahre an Dokumentationen gearbeitet
Rund eineinhalb Jahre hat Erich Fries an den Dokumentationen gearbeitet und die insgesamt vier Ordner, in denen die Familie Fischer-Milz aus Bad Königshofen alles zusammengetragen hatte, gesichtet und in zwei Büchern zusammengefasst. Die Eröffnung wird Bürgermeister Thomas Helbling gemeinsam mit Erich Fries und der Familie Fischer-Milz vornehmen.Vor drei Jahren ist die Bad Königshofener Familie auf den Großwenkheimer zugekommen, der schon mehr als 20 Bücher verfasste und Ausstellungen bestückt hat. Aufwendig bei derartigen historischen Dokumenten sind die Fotografien. "Es sind oftmals ganz kleine Bildchen, so wie man sie früher hatte, die dann vergrößert und dem Thema zugeordnet werden müssen," sagt Erich Fries.
Erschreckendes Titelblatt
Schon das Titelblatt lässt die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erahnen: Paul Fischer, geboren am 24. 06. 1910, krank aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, am 05.04.1949 im Kriegslazarett Werneck verstorben. Heinrich Fischer, geboren am 04.03.1916, gefallen am 09.09.1941 bei Mittschenkj in Russland. Adolf Fischer, geboren am 16. 01.1920, gefallen am 23.01.1945 bei Balatonkenese in Ungarn. Unsägliches Leid hat Theresia Fischer ertragen. 226 Seiten hat der Autor in einem eigenen Band zunächst Paul Fischer gewidmet und Dokumente, Fotografien, die Paul Fischer selbst aufgenommen hat, ebenso aufgelistet, wie man Feldpostbriefe, Kriegsgefangenenkarten lesen kann.Das Buch greift die gesamte Lebensgeschichte des Königshofeners. Ein großformatiges Bild zeigt Paul Fischer im Alter von drei Jahren, aufgenommen bei Fotograf Dorschner in Königshofen. Der Leser erfährt, dass Paul Fischer nach dem Volksschulbesuch in die Glaserlehre bei seinem Vater Wilhelm Fischer ging. Nach dem Tod seines Vaters am 15.12.1931 führte er den Betrieb bis zu seiner Einberufung im Herbst 1938. 1941 heiratete er Maria Fischer, geborene Schilling aus Merkershausen. Im Zweiten Weltkrieg war er bei der Luftwaffe in Würzburg, kam als Fahrer nach Böhmen und Mähren, an die Grenze zu Polen, erlebte die Westfront und war in Frankreich. Als seine Tochter Bianka geboren wurde, war er in der Ukraine, dann in Polen und Danzig. Dort geriet er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft, war in einem Lager nahe Leningrad und kehrte von dort 1947 todkrank zurück. Im Kriegslazarett Werneck starb er zwei Jahre später.
Im zweiten Band, der knapp 90 Seiten umfasst, befasst sich Erich Fries mit den beiden anderen Söhnen, Heinrich und Adolf Fischer. In der Dokumentation findet man den auch ein Bild der drei Fischerbrüder, Zeugnisabschriften aber auch Lehrzeugnisse. Wie schon sein Bruder Paul, gehen auch sie in Königshofen zur Schule. Heinrich Fischer lernt anschließend das Glaserhandwerk zunächst beim Vater Wilhelm, dann in anderen Betrieben. Er beendete in Bad Mergentheim bei der Glaserei Peter Eschenbach seine dreijährige Lehre. In den nächsten Jahren wechselt er zwischen der Glaserei in Königshofen und Bad Mergentheim. 1936 geht er nach Bad Liebenstein in Thüringen und arbeitet als Glaser bei Hugo Leinweber. Ein halbes Jahr war er beim Reichsarbeitsdienst in Thüringen, dann als Glaser in Aub bei Würzburg, Bad Brückenau und noch einmal im elterlichen Betrieb in Königshofen. Mit 22 Jahren wird er zum Wehrdienst eingezogen. Bilddokumente zeigen Heinrich Fischer bei der großen Militärparade 1938 in Würzburg, in Kriegsgebieten unter anderem in Nordfrankreich. Seinen letzten Brief schreibt er an seinen Bruder Adolf, einen Monat vor seinem Tod. Der offiziellen Todesnachricht ist eine Skizze von der Grablage bei Mittschenkj beigefügt. Der Volksbund Deutscher Kriegsgräberführsorge verweist aber darauf, dass Heinrich Fischer vermutlich als unbekannter Soldat auf die Kriegsgräberstätte Kiew überführt wurde.
Künstlerisch begabt
Schließlich befasst sich die Chronik mit Adolf Andreas Fischer. Er wurde nicht Glaser, sondern lernte das Tüncherhandwerk bei Georg Hochbrückner, war dann als Maler- und Vergoldergehilfe in Allershausen. Mit 21 Jahren wurde er zum Infanterie Regiment 95 in Coburg eingezogen. Er kam zunächst an die Front nach Russland, dann nach Benghasi/Libyen und wurde beim Kampf um El Alamein 1942 verwundet.1943 wurde er wieder in Russland eingesetzt, ein Jahr später am Dnjepr in Ukraine, wo er erneut verwundet wurde, 1944 wurde er an den Plattensee nach Ungarn versetzt. Dort wurde er durch einen Granatsplitter, der ihn an Kopf, Hals und Brust traf, tödlich getroffen und ist in Balatonkenese in Ungarn begraben. Adolf Andreas Fischer war künstlerisch begabt und einer der Teilnehmer einer Kunstausstellung mit einer Zeichnung in Königshofen im Herbst 1941. Sein Antrag auf ein Studium in Berlin für bildende Künste wurde von der Reichskulturkammer 1943 abgelehnt. Der Grund: "Erst nach Entlassung aus dem Wehrdienst ist eine Aufnahme möglich."
Seine künstlerische Ader zeigen zahlreiche Bilder: Unter anderem Pferde mit wehender Mähne, eine Bergkapelle, Kirchentüren, Kirchen, Berglandschaft oder auch eine Frau mit wehenden Haaren. Die Chronik wird durch Feldpostkarten und Ansichten aus Königshofen vervollständigt. Erhalten ist auch bei Adolf Andreas Fischer sein letzter Brief. Den schrieb er am 6. Januar 1945 an seine Mutter Theresia. Nur 20 Tage später erhielt sie die Mitteilung, dass auch ihr dritter Sohn, Adolf Andreas, gefallen ist. "Er wurde auf dem Gemeindefriedhof in Balatankenes zur letzten Ruhe gebettet", schreibt Leutnant Karl-Artur Lenssen. Er fügt an: "Möge Ihnen der Herrgott Kraft geben und möge es ihnen beschieden sein, den Heldentod ihres Sohnes ganz in seinem Sinne zu verstehen." Tragisch: Theresia Fischer hatte bereits 1914, also vier Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Paul, eine Tochter, Elisabetha Margarethe, geboren. Sie wurde nur ein Jahr und zwei Monate alt. Im Krieg gefallen sind außerdem ihre beiden Neffen, Robert und Alfred. Sie selbst wurde 83 Jahre alt und starb 1972.Auf dem Sterbebild ist zu lesen: "All ihr nimmermüdes, liebendes Sorgen, galt ihrer Familie."
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