Zu einem fast zweistündigen Konzert mit „Melodien zum Verlieben“, einem bunten Strauß von Evergreens aus bekannten Opern, Operetten , Musicals und Filmen, hatte die Liedertafel in die Alte Aula eingeladen.
Der Frauen- und der Männerchor , die beide von Annemarie Kreuzer geleitet werden, begeisterten einzeln und gemeinsam ihre Zuhörer und bewiesen, dass sie das Singen trotz der Widrigkeiten durch die Corona-Pandemie keineswegs verlernt haben.
„Musik kann bei den Menschen Glücksgefühle auslösen“, stellte der Vorsitzende Wulf Dünisch bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste fest und betonte, „wir freuen uns über jeden neuen Sänger “. Annemarie Kreuzer erzählte, dass dieses Konzert schon das zweite nach der Pandemie war. Bereits an Weihnachten konnte eines stattfinden. Trotzdem war die Zeit während und auch direkt nach der Pandemie nicht gerade einfach. „Es dauerte ein halbes Jahr, bis die Stimmen wieder frei waren“, klagte sie. Es gab keinen signifikanten Mitgliederschwund wegen Corona, keine Existenzgefährdung der Chöre. „Aber wir würden uns natürlich über jede Verstärkung sehr freuen“, sagte sie. Dass vor allem neue junge Sängerinnen und Sänger als Verstärkung gebraucht werden, beweist schon der Blick auf die Bühne – wie in fast jedem Verein ist der Nachwuchs etwas wenig vertreten.
Die Liedertafel war 1881 als reiner Männerchor gegründet worden und blieb es auch weit über 100 Jahre lang, wie die Chronik auf der vereinseigenen Internetseite ausweist. Der Frauenchor kam erst 2006 dazu. Annemarie Kreuzer übernahm 2013 seine Leitung und ebenso beim im selben Jahr gegründeten Kinderchor. Im Jahr darauf wurde ihr auch die Leitung des Männerchores übertragen, seitdem sind alle drei Chöre unter ihrer Leitung.
Mit dem weniger bekannten, aber sehr passenden Stück „Hereinspaziert“ aus der Operette „Der Schätzmeister“ des österreichischen Komponisten Karl Michael Ziehrer (1843 bis 1922) eröffnete der Frauenchor das Konzert. Der Männerchor folgte mit dem umso bekannteren Lied „Warte, warte nur ein Weilchen“ von Walter Kollo (1878 bis 1940). Als dann, vom Frauen- und vom Männerchor gemeinsam vorgetragen, das Lied „Barcarole“ aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach (1819 bis 1880) erklang, sangen schon ein paar begeisterte Zuhörer leise mit. Still wurde es aber im Saal, als „Es war so schön mit dir“, der Welterfolg der französischen Chanson-Sängerin Edith Piaf (1915 bis 1963), erklang.
Auch das Publikum war dazu eingeladen und machte stimmgewaltig Gebrauch davon, als die 30 Frauen und Männer der beiden Chöre gemeinsam den bekannten Ohrwurm vom „Chianti-Wein“ sangen. Komponist ist Gerhard Winkler (1906 bis 1977). Ein Höhepunkte des Konzertes war ein Potpourri aus der Operette „Maske in Blau“ von Fred Raymond (1900 bis 1954). Mit Liedern wie dem sehr temperamentvollen „Die Julischka, die Julischka aus Buda-Budapest“, dem einfühlsamen „Mit dir hab ich mein Glück gefunden“ oder dem Rat an die Männer „Schau einer schönen Frau nie zu tief in die Augen“. Auch hier gab es den sonst bei Konzerten weniger üblichen Zwischenapplaus.
Das Programm, aber nicht das Konzert endete stilvoll mit „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens (1934 bis 2014). Dieses Lied ist eines der bekanntesten von über 1000 Liedern, die er geschrieben hat. Natürlich ging es nicht ohne Zugabe, einer Extrastrophe vom Chianti-Lied. Der Schlussapplaus galt nicht nur den beiden Chören und ihrer Dirigentin Annemarie Kreuzer, sondern auch Nazlife Muradasilova am Klavier.
Wer nun Lust bekommen hat, einmal zur Chorprobe zu kommen und selbst mitzusingen: der Frauenchor trifft sich mittwochs ab 19.30 Uhr im Hotel Tilman, der Männerchor dienstags ab 20 Uhr in der Gaststätte Mangold und der Kinderchor donnerstags ab 16.30 Uhr in der evangelischen Kirche.