
Bastheim/GinolfsEs gibt Menschen und Initiativen, die Mut machen können. So war das bei der Exkursion der Kreisgruppe Bad Kissingen im Bund Naturschutz (BN) zu dem Energielandwirt Eberhard Räder in Bastheim und dem Rhönschäfer Josef Kolb in Ginolfs. Beide haben ein gemeinsames Ziel: mit ihrem Engagement Lösungen für die Zukunft zu finden. Familie Räder will mit einer nachhaltigen Energieversorgung und Familie Kolb mit einer ökologischen Schafhaltung im Einklang mit den Bedingungen der Rhön leben.
Die BN-Kreisgruppe veranstaltete einen Ausflug zu den zwei Naturland-Landwirten im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld. Der Betrieb Räder in Bastheim verfügt über rund 200 Hektar Ackerfläche , eine Schweinemast und eine Biogasanlage. Das Stroh und Kleegras der Flächen bildet zusammen mit dem Mist der Schweine das Substrat für die Biogasanlage. Der Gärrest wird während der Vegetation auf den Feldern ausgebracht.
Glückliche Schweine und eine untypische Biogasanlage
Die Schweine liegen in geräumigen Buchten mit Stroh ohne Spaltenböden mit Auslauf. Dem Stall fehlt jeder unangenehme Geruch, den Tieren geht es sichtlich gut. Das Futter wird überwiegend am eigenen Hof produziert, der Mist landet über die Biogasanlage wieder als Gärrest auf den Feldern. Da die Biogasanlage mit Mist und Kleegras betrieben wird, steht sie nicht in Konkurrenz zum Anbau von Lebensmitteln. Das klingt nach einer typischen Biogasanlage.

Aber es gibt entscheidende Unterschiede: Räder bewirtschaftet den Betrieb seit dem Jahr 2000 ökologisch mit Mastschweinen und Ackerbau. Und er „füttert“ seine Biogasanlage nicht mit Mais! Er baut für die Biogasanlage Kleegras an, denn während der Maisanbau den wertvollen Humus der Böden verbraucht und damit das Klimagas CO2 freisetzt, fördert das Kleegras den Aufbau von Humus. Zwar liefert Kleegras etwas weniger Energie für die Biogasanlage, aber das nimmt Räder in Kauf.

Es gibt noch eine zweite wichtige Eigenschaft dieser Biogasanlage: Während die meisten Biogasanlagen wie ein Grundlastkraftwerk funktionieren, das heißt, sie liefern Strom, auch dann, wenn die Sonne scheint und der Wind weht, hat Räder eine hohe Speicherkapazität für sein Biogas, sodass die Generatoren nur dann laufen, wenn Strom gebraucht wird, also etwa abends, wenn die Sonne nicht mehr scheint.
Die Vorteile liegen auf der Hand
Allein sein Gasspeicher hat eine Speicherkapazität von mehr als 18 Megawattstunden, er kann also genau dann Strom erzeugen, wenn er wirklich gebraucht wird. Räder setzt somit nicht auf Batteriespeicher. Denn um diese Menge an Energie vorzuhalten, müssten große Lithium-Ionen-Speicher gebaut werden. Räder investiert auch viel Geld in den Vormaischebehälter, um die bei ihm in vier Jahre wegfallenden Einnahmen durch das Erneuerbare Energieengesetz zu kompensieren. Er zeigt, wie Biogasanlagen zukunftsfähig gemacht werden können.
Mit dem Biogas und der Nahwärme startete der Energielandwirt 2009 und hat die Kapazität sukzessive ausgebaut. Aktuell wird ein Maischevorbehälter errichtet. Hier kann das Gärmaterial rund 200 Tage gären. Die Verweildauer von Kleegras ist damit doppelt so lange wie beim Einsatz von Mais. Die Vorteile des Einsatzes von Kleegras anstatt von Mais und dem Vorbehälter liegen auf der Hand: Wärme und Strom können komplett und flexibel genutzt werden. Kleegras kann verfüttert werden und die Reststoffe der Gärung gelangen als Dünger wieder aufs Feld.
Auch öffentliche Gebäude und Privatleute profitieren
Mit der Abwärme der fünf Blockheizkraftwerke werden in der Gemeinde öffentliche Gebäude geheizt. Gerade geht es auf dem Naturland-Hof von Eberhard Räder in Bastheim sehr emsig zu. Hier warten 96 Pufferspeicher einer Nahwärmegenossenschaft auf den Einbau in die Privathäuser. Vom Räderhof wird gerade eine etwa 500 Meter lange Nahwärmeverbindung zu den Haushalten geschaffen. Das Handy ist das wichtigste Arbeitsgerät von Räder. Damit kann der Energiewirt die kompletten Abläufe auf seinem Hof Tag und Nacht verfolgen und lenken.

Von dieser innovativen, aber auch traditionellen Art der Kreislaufwirtschaft ist Räder überzeugt. „Wir können nicht nur möglichst billig auf Kosten der Natur Lebensmittel produzieren. Wir müssen den Boden nachhaltig fruchtbar halten.“ BN-Kreisgruppenvorsitzender Franz Zang bestätigt die Haltung des Energielandwirtes: „Eine ökologisch betriebene Land- und Energiewirtschaft ist auch ökonomisch und im Sinne des Klimaschutzes machbar und sinnvoll.“
Hunde aus dem Kaukasus als Schutz
Im Anschluss an diesen informativen Vormittag ging es zu Rhönschäfer Kolb.
Am Schafstall in Ginolfs erläuterte Josef Kolb, wie er mit Unterstützung des Bund Naturschutz seit 1985 die damals gefährdete Art der Rhönschafe wieder aufgebaut hat. Mittlerweile sind sie eines der Wahrzeichen für das Land der offenen Fernen und aus der Rhön nicht mehr wegzudenken.

Kolb vermarktet Wolle und Fleisch der Rhönschafe hauptsächlich über Direktvermarktung. Um die Qualität der Wolle zu erhöhen, werden die Schafe im Stall im Herbst geschoren. Und Kolb mäht seine Wiesen mit dem insektenschonenden Doppelmessermähwerk. Dieser finanzielle Mehraufwand wird vom Vertragsnaturschutz teilweise ausgeglichen. Erfreulicherweise setzt sich diese Mähweise immer mehr durch.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessierten sich vor allem für die Herdenschutzhunde, die in der Herde leben und den Wolf von Angriffen abhalten. Seit vier Jahren hat Schäfer Kolb kaukasische Herdenschutzhunde, die er mit viel Aufwand für ihre Aufgaben erzogen hat. Mittlerweile sind es sechs Tiere, die er im Wechsel in der Herde in der Koppel hält. Der Schutz der Schafe vor den Angriffen des Wolfes ist auch für ihn ein großer Aufwand. Die Kosten für Anschaffung und Halten der Herdenschutzhunde sind hoch und die Elektrozäune müssen oft frei gemäht werden. Trotzdem ist Kolb zuversichtlich, auch weiterhin als Schäfer von seinem Verdienst leben zu können.
